"Zu langsam", knurrte Moody, als mir mein Zauberstab erneut aus der Hand flog, "du bist viel zu unaufmerksam!"
Genervt bückte ich mich, um meinen Zauberstab wieder aufzuheben und funkelte meinen Lehrer aufgebracht an. "Wie soll ich ihrem Zauber ausweichen, wenn sie nur zwei Meter von mir entfernt sind!? So schnell kann keiner reagieren!"
Es war Anfang Mai und die fünfte Session, die ich inzwischen bei Moody hatte.
Noch vor wenigen Tagen hatte ich meinen fünfzehnten Geburtstag gefeiert und eine Pause von all dem Schulstress gehabt. Zusammen mit Marge und Zack hatte ich mich in den Raum der Wünsche gesetzt, der durch eine Fensterfront einen fantastischen Ausblick auf die umliegenden Ländereien geboten hatte, und die abgepackte Geburtstagstorte vernichtet, die Lea mir aus Yorkshire geschickt hatte. Bei dem Gedanken an die zuckersüße Sahne lief mir erneut das Wasser im Munde zusammen, doch ich zwang meine Aufmerksamkeit wieder zu meinem Gegenüber zurück.
Moody funkelte mich an. "So unaufmerksam!", schimpfte er, "willst du das auch deinem Gegner sagen, wenn er dich angreifen will? 'Nein, nicht von da, dann kann ich nicht ausweichen!' ", äffte er mich nach.
Schimpfend humpelte er hin und her, bevor er wieder mir gegenüber stehenblieb. "Du musst dich aus jeder Entfernung verteidigen können!", bellte er, "du darfst nicht erst reagieren, wenn dein Gegner angreift, du musst es vorher tun! Du musst es in seinen Augen sehen, an dem Zucken seiner Hand, noch bevor er es tut! Du musst schneller sein als er, Handeln noch während er den Zauberstab hebt!"
"Ich dachte, wir trainieren für das Turnier", knurrte ich, "nicht für irgendein unrealisrisches Szenario!"
Ich hatte es satt, ständig bei meinen Ausweichmanövern zu scheitern und mir immer dieselben Standpauken anhören zu müssen."Du hast Nachsitzen!", bellte Moody, "in Verteidigung gegen die dunklen Künste! Du bist hier, um zu lernen, dich im Ernstfall zu verteidigen und bis jetzt bist du grottenschlecht darin, also jetzt hör auf rumzuzicken und konzentrier dich endlich!"
Ich verdrehte die Augen. So sahen alle unsere Übungsstunden aus. Moody forderte etwas Unmögliches von mir, ich schaffte es nicht und am Ende schrien wir uns wütend an. Moody war furchterregend wenn er zornig war und normalerweise wäre ich schreiend weggelaufen, doch diese Stunden in seinem Klassenraum zehrten mich so aus, dass ich einfach nur noch Dampf ablassen wollte.
Schnaubend wandte ich mich dem Ex-Auror zu. Wenn das so leicht sein sollte, warum tat er es nicht einfach!?
"Expelliarmus!", rief ich ohne Vorwarnung und jagte meinem Lehrer aus nähester Nähe einen knisternden Zauber entgegen.Doch wider meiner Erwartung schnippte dieser einfach mit seinem Zauberstab und wehrte ihn problemlos ab.
"Du lässt dich von deinen Emotionen leiten!", polterte er, "vorhersehbarer geht's gar nicht!"
Ich wollte ihm etwas entgegenschleudern, stellte jedoch zu meiner Unzufriedenheit fest, dass er Recht hatte. Er hatte es tatsächlich geschafft, meinen nächsten Schritt vorherzusehen und das zu tun, an dem ich die ganze Zeit scheiterte. Unvorbereitet.Beleidigt verschränkte ich meine Arme. "Und wie soll ich es besser machen?"
Die Genervtheit in meiner Stimme war nicht zu überhören.Moodys Mundwinkel zuckten triumphierend. Wir waren an dem Punkt angekommen, an dem ich mich geschlagen gab und er mir erklärte, wie es wirklich funktionierte. Ich wusste nicht, wieso er mich vorher unbedingt so sehr in Rage bringen musste, denn im Endeffekt ärgerte ich mich immer aufs Neue darüber, so sehr die Kontrolle über meine Emotionen zu verlieren.
"Kämpfen bedeutet nicht, einfach blind drauflos zu zaubern und sich Flüche aufeinander zu hetzen. Es beginnt schon lange bevor der erste Fluch gesprochen wird, je nach Situation länger oder kürzer. Es geht darum, den Anderen zu lesen, seine Handlungsmuster zu hinterschauen, zu erkennen, wann er den ersten Schritt macht. Du musst dich auf das Gesicht deines Gegners konzentrieren, auf die Hand in der er seinen Zauberstab hält. Auf die Atmosphäre, die euch umgibt. Je länger sich das Vorspiel hinzieht, je angespannter die Situation wird, desto aufmerksamer musst du werden. Lerne, deine Sinne zu schärfen und im richtigen Moment zu reagieren. IMMER WACHSAM!"
DU LIEST GERADE
She Who Can Not Be Named
FanfictionAls die Leiterin des Waisenheims, in dem sie lebt, eines Tages wütend auf sie zugestürmt kommt und sie zu einer Frau führt, die ihr einen an sie adressierten Brief in die Hand drückt, stellt sich Sam's Leben komplett auf den Kopf. Wo sie eben noch d...