Die ganze Nacht über hatte ich kaum ein Auge zu tun können und obwohl es noch viel zu früh war, kletterte ich aus meinem Bett, als der Morgen dämmerte.
Ich war eh hellwach, also warum dumm herumliegen und versuchen, zu schlafen, obwohl es schon die ganze Nacht lang nicht geklappt hatte?
Heute war es endlich so weit! Der September begann heute und das hieß, dass ich endlich Hogwarts besuchen würde!
Vorsichtig, um Lea nicht zu wecken, schlich ich zu meiner Kommode, um mir etwas anzuziehen und meinen Zauberstab daraus hervorzuholen. Staunend fuhr ich mit den Fingerspitzen über das glatte Holz, das von einem blassen Grauton überzogen wurde.
Ich legte ihn behutsam auf meinem Bett ab und zog mir eher praktische Kleidung über: eine schlammgrüne Dreiviertelhose, die sich unten durch Bündchen an mein Bein schmiegte, ein weißes T-Shirt und dazu meine Jeans-Jacke. Wie immer flocht ich mir noch schnell einen lockeren Zopf, der über meine rechte Schulter fiel.
Ich griff nach meinem Zauberstab und packte ihn in den kleinen Rucksack, in denen sich die Sachen befanden, die ich für die Reise bereit haben wollte.
Der Rest meines Gepäcks war in einem alten wuchtigen Koffer von Jenny verstaut, der schon im unteren Stockwerk des Waisenhauses stand. Unter Anstrengung hatten Jenny und Dylan diesen die Treppe heruntergeschleppt, was mich zunehmend daran zweifeln ließ, wie ich es hinbekommen sollte, ihn alleine zu transportieren.
Ich griff nach dem Träger meines Rucksacks und warf mir diesen über die Schulter, bevor ich auf leisen Sohlen aus dem Zimmer schlich.
In den Flur drang nur wenig Licht durch die vereinzelten kleinen Fenster und ich passte auf, dass ich nicht auf eine der knarzenden Dielen trat. Dieses Haus benötigte ernsthaft mal eine Sanierung.
Ich wunderte mich, wann der Boden zum ersten Mal unter den Füßen eines etwas schwereren Kindes nachgeben würde.
Wenn ich das Dylan gesagt hätte, würde er wahrscheinlich von Tür zu Tür laufen und mit allem und jeden, die ihn nicht für komplett durchgeknallt hielten, Wetten abschließen. Und neben ihm Lea, die dabei herummeckerte, dass man um so etwas nicht wetten dürfte.
Ich unterdrückte ein Kichern. Ich würde die beiden vermissen, aber ich hoffte, auf Hogwarts ähnliche Freunde zu finden.
Einerseits hatte ich Angst, mich dort mit keinem zu verstehen, andererseits konnte ich es kaum erwarten, mich in diese neue Welt zu stürzen! Zur Not konnte ich ja versuchen, mich ein bisschen mit Professor McGonagall oder mit Professor Snape zu unterhalten, der fest davon überzeugt war, dass ich nach Slytherin kommen würde.
Sonst hatte ich gelesen, dass in dem Schloss, das zu einer Schule umfunktioniert worden war, nur so von lebendigen Bildern und umherirrenden Geistern wimmelte.
Irgendwen würde ich schon finden, mit dem ich die Zeit totschlagen könnte. Wer weiß, vielleicht würde ich auch einfach so viel mit Lernen verbringen, dass ich es gar nicht nötig hatte, Freundschaften aufzubauen.
Ich schüttelte den Kopf. Dumme Gedanken. Zur Not hatte ich ein Buch und wenn das nicht funktionierte-
"Pass auf, wo du hingehst, wenn du mit deinem Kopf gerade nicht anwesend bist", unterbrach eine belustigte Stimme meine wirren Gedankengänge.
Ich schreckte auf. Neben mir lief Jenny her, die mich angrinste und mich gerade daran hinderte, die Treppe herunterzustolpern.
"Mach dir keine Sorgen, Sam, du wirst bestimmt keine Probleme auf Hogwarts haben. Möchtest du schon etwas essen?"
Die Heimleiterin lächelte leicht, mit schiefgelegtem Kopf. Eine äußerst seltene Geste bei ihrem strengen Charakter. In diesem Fall ähnelte sie Snape dann doch ein wenig.
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She Who Can Not Be Named
FanfictionAls die Leiterin des Waisenheims, in dem sie lebt, eines Tages wütend auf sie zugestürmt kommt und sie zu einer Frau führt, die ihr einen an sie adressierten Brief in die Hand drückt, stellt sich Sam's Leben komplett auf den Kopf. Wo sie eben noch d...