Die Tage vergingen wie im Flug und die Lehrer hetzten uns auf die Abschlussprüfungen am Ende des Schuljahres hin, bis ich an meinen Hausaufgaben zu ersticken drohte.
Zack hatte schon längst die Bibliothek zu seinem zweiten Zuhause umfunktioniert und lernte Tag ein Tag aus, wobei ich ihm manchmal Gesellschaft leistete.
Mitte Mai, wenige Tage nach meinem Geburtstag kam ich gerade nach einer längeren Lerneinheit aus der Bibliothek, um endlich zu Abend essen gehen zu können, als Draco mir aufgeregt entgegen lief. "Sam! Sam, komm mal her!"
Ich legte den Kopf schief und folgte ihm. "Was ist denn?"
Er hielt mir einen Zettel hin, bei dem es sich bei genauerem Betrachten um einen Brief handelte.
"Ähem, was ist das, Draco?"
"Lies einfach!"
Neugierig nahm ich ihm das Pergament aus der Hand und überflog die Zeilen.
"Ron- ist damit Weasley gemeint?"
"Weasley, Potter und das Schlammblut. Hast du schon zu Ende gelesen?"
Ich ignorierte das Wort 'Schlammblut' und gab ihm den Zettel zurück. "Die drei sollen um Mitternacht einen norwegischen Stachelbuckel zum Astronomieturm bringen? Bist du dir sicher? Woher hast du das überhaupt?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.
Meines Wissens war es verboten, Drachen zu halten, vor allem welche, die so gefährlich waren.
"Ich hab den Brief in Weasley's Buch gefunden. Und bevor du weiter fragst, ja ich habe den Drachen gesehen. Er hat Weasley in die Hand gebissen- ein Wunder, dass Pomfrey ihn noch nicht verpfiffen hat. Aber das werden wir heute tun", endete er mit triumphierender Miene.
Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Was hast du vor?"
Draco grinste vorfreudig. "Wir werden sie davon abhalten und dafür sorgen, dass die Lehrer davon erfahren. Mit etwas Glück fliegt Potter dann endlich!"
Ich verdrehte die Augen. "Warum willst du unbedingt, dass Potter von der Schule verwiesen wird? Außerdem verstoßen wir selber gegen die Regeln, wenn wir ihnen hinterherschnüffeln!"
Draco stieß genervt die Luft aus. "Ich hätte wissen müssen, dass jetzt sowas kommt! Sieh mal, Sam. Entweder du machst mit oder du lässt es bleiben. Ich werde heute Nacht da hin gehen und die Menge ein bisschen aufmischen. Morgen früh wirst du dann davon erfahren, wie der tapfere Draco Malfoy Harry Potter ganz alleine überführt und dafür jede Menge Hauspunkte für Slytherin kassiert hat. Dann wirst du dich ärgern, nicht heute auf mein Angebot eingegangen zu sein!"
Nachdenklich spielte ich an dem Ende meines Zopfes. Das klang riskant- sehr sogar. Ich wusste nicht so Recht, ob ich Draco Glauben schenken sollte und selbst wenn es nach seinen Vorstellungen laufen würde, würde er wahrscheinlich- nein, ganz bestimmt nicht wie ein Held gefeiert werden, außer vielleicht von ein paar Slytherins.
Ich hasste es, die Regeln zu brechen und zu riskieren, von den Lehrern erwischt zu werden, doch um ehrlich zu sein, hatte mich mal wieder die Neugier gepackt. Ich hatte noch nie in meinem Leben einen echten Drachen gesehen und ich wollte so oder so mal bei Nacht durch Hogwarts gehen.
"Ich überlege es mir", versprach ich also und steuerte den Speisesaal an. "Um zehn vor am Eingang zum Astronomieturm!", rief Draco mir noch hinterher, bevor ich um die nächste Ecke verschwand.
Um kurz vor halb zwölf weckte mich mein Wecker, den ich so verzaubert hatte, dass nur ich ihn hören konnte.
Nachdem ich ihn ausgeschaltet hatte, schlich ich auf Zehnenspitzen zu meiner Truhe und zog mir dunkle Kleidung über, mit der ich beinahe so aussah, als wollte ich eine Bank ausrauben.
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She Who Can Not Be Named
FanfictionAls die Leiterin des Waisenheims, in dem sie lebt, eines Tages wütend auf sie zugestürmt kommt und sie zu einer Frau führt, die ihr einen an sie adressierten Brief in die Hand drückt, stellt sich Sam's Leben komplett auf den Kopf. Wo sie eben noch d...