Als die Ferien endlich vorbei waren, fuhr ich wieder zusammen mit Jenny nach Kings Cross, um mein neues Schuljahr in Hogwarts zu starten.
Da Lea nicht mehr in der Nähe wohnte und Dylan zur Muggel-Schule musste, brachte sie mich dieses Mal alleine.
Wie immer fuhren wir mit dem Zug nach London und ernteten verwunderte Seitenblicke von Muggeln, die sich jedoch nichts weiter dabei dachten.
Das war das Einfache daran, Zauberei zu verbergen: Muggel taten Magie meist als Etwas ab, das in ihre Weltsicht passte und nicht mit Etwas, das gesellschaftlich als Hirngespinst angesehen wurde.
Sobald wir angekommen waren, begann Jenny sich wieder unruhig zu verhalten und sah sich um, als könne Sirius Black jederzeit aus einem Zug hervorspringen und mir an die Kehle gehen.
Selbst bei der Barriere zu Gleis Neundreiviertel bestand sie darauf, mit mir zusammen durchzugehen und ich fürchtete beinahe, dass sie mich auch noch an der Hand nehmen und mir ein Küsschen auf die Wange drücken würde, wie eine Mutter, die ihre Tochter am liebsten gar nicht gehen lassen würde.
Ohne mich vorher nach meinen Freunden umzusehen, verabschiedete ich mich schnell von ihr und lief zügig in den Hogwarts-Express hinein, um weiteren Warnungen und besorgten Blicken zu entgehen.
Kurz bevor ich mich von der Tür abwandte, warf ich noch einen Blick zurück und bemerkte, dass Malfoy bei ihr stand.
Also Malfoy senior, Dracos Vater. Sie schienen in ein Streitgespräch vertieft zu sein. Merkwürdig.
Ich wandte mich ab.
Wenige Minuten nachdem ich den Zug betreten hatte, schlossen sich schon die Türen und der Hogwarts-Express fuhr los, noch während ich nach meinen Freunden suchte.
"Hey, Sam", ertönte auf einmal eine Stimme hinter mir und ich drehte mich um.
Dort stand, an eine Abteiltür gelehnt, Ginny, die mich freundlich musterte.
"Oh, hallo Ginny", begrüßte ich die Gryffindor leicht verwundert. Letztes Schuljahr hatte sie sich nicht großartig für mich interessiert, genauso wenig wie ich mich für sie, aber anscheinend war sie seit dem Vorfall in der Kammer des Schreckens auf mich aufmerksam geworden.
Sie deutete auf das Abteil hinter ihr. "Hast du Lust, dich zu mir und meinen Freunden zu setzen? Wir haben noch einen Platz frei."
Automatisch hatte ich das Bild von munter schnatternden Zweitklässlern aus Gryffindor im Kopf, die ordentlich Lärm machten und mich über alles mögliche ausfragten.
Ich lächelte Ginny entschuldigend an. "Ich suche eigentlich gerade meine Freunde, aber sonst setze ich mich gerne zu euch."
"Oh, okay", erwiderte Ginny, "dann vielleicht bis später." Sie öffnete ihre Abteiltür und ich wandte mich wieder zum gehen, hielt dann aber noch inne, als mir ein Gedanke kam.
"Ach, Ginny", rief ich über meine Schulter.
Die Weasley steckte noch einmal den Kopf aus ihrem Abteil heraus.
"Weißt du, wo ich deinen Bruder finden kann? Ron?", fragte ich.
Ginny verzog abschätzend die Lippen. "Der ist mit seinen Freunden irgendwo ganz hinten, im letzten Waggon."
Dann verschwand sie schon wieder im Abteil und die Tür schlug zu.
Ich musste Ron noch einmal sprechen, bevor wir in Hogwarts ankamen und ihm seinen Schulumhang zurück geben. Ich war letztes Schuljahr nicht mehr dazu gekommen, aber da er nie danach gefragt hatte, war ich davon ausgegangen, dass er noch einen Anderen hatte. Ich hoffte, dass es nicht schlimm war, wenn ich ihn ihm erst jetzt gab.
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She Who Can Not Be Named
FanfictionAls die Leiterin des Waisenheims, in dem sie lebt, eines Tages wütend auf sie zugestürmt kommt und sie zu einer Frau führt, die ihr einen an sie adressierten Brief in die Hand drückt, stellt sich Sam's Leben komplett auf den Kopf. Wo sie eben noch d...