Kapitel 83

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Die ganze Zeit über ging ich dicht an Carlo gedrängt. Bei jedem Knacken zuckte ich zusammen. Nervös sah ich mich immer wieder nach irgendwelchen Wölfen, Hexen oder Wildschweinen um, auch wenn ich wusste dass keins der Dinge hier existierte. Und selbst wenn, hätte ich sie in der Dunkelheit sowieso nicht erkennen können. Carlo leuchtete zwar mit seiner Handytaschenlampe, aber für mehr als den Boden reichte das Licht leider nicht. Plötzlich ging das Licht aus. ,,Scheiße." fluchte Carlo. Verängstigt sah ich ihn an. Ich konnte nur seine Umrisse erkennen. ,,Was ist los?" ,,Akku leer." Mein Handy hat schon vor einer Ewigkeit den Geist aufgegeben. ,,Was machen wir jetzt?" ,,Weitergehen natürlich." Carlo blieb unbeirrt, ich hingegen war ziemlich verunsichert. ,,Bist du sicher, dass wir das tun sollten?" ,,Hast du eine bessere Idee?" ,,Vielleicht einfach hier warten und..." ,,Und was? Darauf hoffen, gefunden zu werden?! Weißt du eigentlich wie tief wir im Wald sind? Hier ist nie einer, das sieht man doch!" Er hatte recht, der Weg war ein wenig zugewachsen und Fußspuren gab es auch keine. ,,Ja, aber..." ,,Aber was? Was willst du tun? Dich mit den Vögeln verbünden oder was?!" Er lachte höhnisch auf. ,,Das hier ist kein Disney-Film, sondern die Realität! Hier gibt es keinen Retter, wir müssen uns selbst retten. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass es ein Happy End geben wird. Sag mal, in welcher Welt lebst du eigentlich?" rief er. Eingeschüchtert sah ich auf den Boden. ,,Tut mir leid." nuschelte ich kleinlaut. ,,Das hilft uns auch nicht weiter." entgegnete er trocken. Ich seufzte. Gegen die Realität kam man einfach nicht an. Eine Weile war es still zwischen uns. Plötzlich verfing ich mich an einem Strauch oder so und fiel der Länge nach hin. Carlo lachte. Ich nicht. ,,Schade dass ich das nicht sehen konnte." kicherte er. Ich verdrehte nur die Augen. Plötzlich ertönte ein Schuss. Carlos Lachen erstarb augenblicklich. Starr vor Schreck blieb ich stehen. Ein weiterer Schuss ertönte. Er war laut und klang nicht weit von uns entfernt. Ich klammerte mich an Carlo. ,,Lauf!" rief er und wie in Trance setzten sich meine Beine automatisch in Bewegung.

The story of my lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt