Mittlerweile ist eine Woche vergangen seitdem ich mit Lizzy über Liam gesprochen habe. Ich habe mich ziemlich zurückgezogen. Mir ist bewusst, dass Lizzy es bemerkt hat. Allerdings weiß ich genauso, dass sie nicht weiß, wie sie mir helfen kann. Jetzt gerade sitzt sie neben mir im Englisch-Unterricht, der wie üblich total langweilig ist, weswegen ich trübe aus dem Fenster schaue und die Sonnenstrahlen verfolge, die durch die feinen Wölkchen auf die Erde fallen.
Lizzy kramt einen Zettel raus und schreibt mit einem Bleistift darauf. Dann schiebt sie ihn mir zu.
Es wird alles gut. Ich bin mir sicher, dass Liam normal mit dir umgehen wird, wenn ihr euch erstmal seht. Denk daran, dass du mich immer anrufen kannst. Ich bin für dich da.
Wir haben es eingeführt uns auf Papier zu unterhalten, da wir mit unseren aktiven Gesprächen angeblich den Unterricht stören würden. Meiner Meinung nach sind unsere Gespräche einiges mehr wert, als der billige Unterricht der Englisch-Lehrerin. Natürlich wollten wir uns damals auch nicht mit ihr anlegen, weswegen wir die Gespräche einfach auf das Blatt verlegt haben. Hat auch seine guten Seiten. Ich denke daran, dass ich diesen Zettel in vierzig Jahren immer noch habe und mir dann unsere Gespräche durchlesen werde.
Ich antworte ihr:
Hoffentlich hast du Recht. Es wird sich schon alles irgendwie ergeben. So ist es immer. So muss es sein. Wir schreiben bestimmt eh öfter mal.
Sie lächelt mir nickend zu und schreibt auf das Blatt.
Alles wird gut :)
Lächelnd nimmt sie mich in den Arm, wofür wir eine Menge dumme Blicke von den anderen zugeworfen bekommen. Dazu kommt der verstörende Blick der Lehrerin, die uns fragt: „Ist bei euch alles okay?"
Beide müssen wir uns das Lachen unterdrücken. Ich antworte grinsend: „Ja. Alles bestens." Klar, dass sie es für seltsam hält, wenn man sich plötzlich aus dem Nichts umarmt. Von unserem kurzen Gespräch hat sie ja nichts mitbekommen, da wir es nicht laut ausführen durften.
Die Klingel über unseren Köpfen erlöst uns von den Konversationen auf Papier. Sofort springen wir auf und verlassen den Raum. Draußen brechen wir in schallendes Gelächter aus.
„Wie sie geguckt hat."
„Ja, der Blick war sehenswert", gebe ich lachend hinzu.
Wir laufen immer noch kichernd in Richtung der Physik-Räume. Jetzt habe ich meinen Lieblingslehrer. Mister Preston. Seitdem wir ihn in Physik haben, verstehe ich endlich auch mal was vom Hydrostatischen Paradoxon oder der Linken Faustregel. Ich schätze, dass es niemand so lustig und verständlich erklären kann wie er.
Mister Preston ist schon im Raum, als ich herein komme.
„Morgen", sage ich und lasse mich auf meinen Platz in der ersten Reihe fallen. Mister Preston lächelt mich freundlich an: „Guten Morgen."
Als auch der Rest der Klasse seinen Platz gefunden hat, startet er seinen Unterricht. Gespannt höre ich ihm zu. Ich mag seine Art zu reden. Er könnte, denke ich, den letzten Schrott erzählen und ich würde trotzdem gespannt seinen Worten lauschen. Ganz anders wie diese eine Lehrerin, die so langweilig redet, dass ich nach der Stunde genauso schlau bin wie vorher. Ich kenne nicht mal ihren Namen und das sagt schon alles.
In der fünf Minuten Pause fallen mir die Kartentricks ein, die ich mir gestern auf YouTube angeschaut habe. Ein guter Freund namens Nicklas hat damit angefangen. Ich war so begeistert, dass ich es auch mal probieren wollte. Nicklas ist im Übrigen der Freund von Lizzy. In letzter Zeit streiten die beiden zwar öfter, aber dabei kann ich ihnen nicht helfen. Das müssen sie für sich klären. In Streitereien mische ich mich ungerne ein.

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Inexcusable
RomanceCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...