~Kapitel 40~

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Jetzt kommt es ganz auf uns an. Mister Preston lehnt sich an seinen Tisch und mustert mich. „Du weißt es also jetzt", murmelt er. Ich nehme einen Stift in die Hand und drehe ihn hin und her: „Ja." „Ich konnte es dir nicht sagen", stellt er klar, obwohl das nicht nötig ist. Ich sehe in seine blauen Augen und warte darauf, das er etwas sagt, denn mir fehlen die Worte.

„Es tut mir leid", entschuldigt er sich. Ich kann diese Entschuldigungen nicht mehr hören. Sie bringen nichts. Es ist wie, wenn man ein Glas runterwirft. Es geht kaputt und wenn man sich dafür entschuldigt, bleibt es trotzdem zerstört auf dem Boden liegen. Man kann nicht alles entschuldigen und dann denken, es ist wieder gut. Wieder antworte ich nicht. Ich sehe ihn nur an. Er senkt seinen Blick: „Wie geht es dir? Deine Mut-...." „Sie ist nicht meine Mutter", unterbreche ich ihn. Er hebt geschockt seinen Blick: „Äh... Ella. Ella hat gesagt, dass es dir wohl nicht so gut ging."

Ich umklammere den Stift in meiner Hand: „Ja, ich lag im Krankenhaus. Ich habe eine Schussverletzung abbekommen, aber mein Bruder und ein Freund haben mir geholfen. Sie waren für mich da." Ich kann nicht verhindern, dass in meiner Stimme ein Hauch von Vorwurf zu hören ist. „Ich hoffe, es geht dir jetzt besser. Und deinen Freunden und deinem Bruder natürlich auch." Er lächelt schwach. Ich unterdrücke die Tränen. Plötzlich stößt er sich von dem Tisch ab und kommt auf mich zu. Er nimmt mir den Stift aus der Hand, zieht mich von meinem Stuhl, um mich in den Arm zu nehmen: „Charlie, du glaubst nicht, wie schwer es war dir das zu verheimlichen."

Ich erwidere die Umarmung. Ich tue es einfach, weil es sich richtig anfühlt. Er fährt mir durch die Haare und drückt meinen Kopf an seine Brust. Ich atme den angenehmen Geruch ein. Er ist väterlich. Ich spüre, dass er mich wirklich mag. Und dieses Gefühl ist besonders. Ich will nicht ohne dieses Gefühl leben. „Ich habe mich immer gewundert, warum du so nett zu mir bist", hauche ich leise. Es ist das erste Mal, dass ich du zu ihm sage. Ich spüre, dass sein Körper bebt. Als ich meinen Kopf hebe, sehe ich eine Träne in seinem Augenwinkel.

Er streichelt über meinen Kopf und löst sich dann von mir. Er lacht, während die Träne über die Wange rollt: „Jetzt weine ich auch noch." Ich muss lächeln, denn mir geht es genauso. „Charlie, es würde mich wirklich sehr freuen, wenn du uns besuchen kommst. Aber vielleicht solltest du vorher wissen, dass wir noch drei Kinder bekommen haben. Nicht dass du denkst, wir wollen dir das verheimlichen."

Ich schlucke. Ich habe drei weitere Geschwister. Das hätte ich nicht gedacht. Mit einem hätte ich irgendwie schon gerechnet, aber drei? Wow, das ist... nicht gerade wenig. „Wissen die von mir?", frage ich. „Mach dir darüber keine Gedanken. Dein Bruder kann auch gerne mitkommen, wenn du das möchtest." Ohne ihn würde ich erst gar nicht kommen. Ich nicke entschlossen: „Wir werden kommen." Michael lächelt: „Das freut mich."

Durch das Klingeln eines Handys werden wir unterbrochen. Das ist meins. Ich krame es aus dem Rucksack heraus und gehe ran. „Hallo?" Ein Räuspern ertönt von der anderen Seite der Leitung: „Ja, guten Tag. Hier ist der Fahrdienst für Charlotte Bennett, der übrigens schon fünfzehn Minuten wartet, aber noch einen Termin hat. Es wäre gnädig, wenn sie denn bitte rauskommen könnte, damit ich meinen Job erledigen kann." Matt. Ich lache: „Ja, ich komme." Dann lege ich auf und packe meine Sachen zusammen.

„Ich muss los. Ein Freund holt mich ab und wartet draußen", sage ich. Michael lächelt: „Wohnt ihr hier in der Nähe?" „Nein", sage ich nur. Ich ziehe den Reißverschluss von dem Rucksack zu und werfe mir die Jacke über. „Ich schätze, dass wir am Samstag kommen. Liam arbeitet die ganze Woche", informiere ich ihn. „Als was arbeitet er eigentlich?" „Er ist Soldat." Wusste das Ella nicht?

Oder hat sie es einfach nicht erzählt? „Tschüss", rufe ich. „Tschüss, Charlie." Schnellen Schrittes gehe ich nach draußen. Ich finde das Auto, in dem Matt sitzt und gehe darauf zu. Drinnen schnalle ich mich an: „Hey." Er startet den Motor. „Was ist eigentlich mit deinem Auto?" „Ist bei dem Angriff mit in die Luft gegangen und dabei war es neu. Das war mein voller Stolz", stöhnt er. Klar, hätte ich mir denken können. Ich sehe aus dem Fenster. „Warum hat das so lange gedauert? Harry Potter hat gesagt, du hast um halb drei Schluss."

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