~Kapitel 31~

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Wir werden ziemlich lange einfach so an die Wand gedrückt, während die Männer hinter uns irgendwas bereden. Vielleicht ist es auch gar nicht lange und es kommt mir nur so vor, weil diese Situation verdammt beängstigend ist. Ich habe keine Vorstellung wie das hier enden wird. Ein gutes Gefühl habe ich auf keinen Fall, denn das ist eindeutig was anderes. Eine Schweißperle läuft mir an der Schläfe herunter. Mein Gesicht fühlt sich heiß an und ich bin mir sicher, dass ich rot angelaufen bin. Noch nie habe ich solche Todesangst gehabt.

Ich konzentriere mich auf das Gewehr an der rechten Seite meines Kopfes. Er soll es wegnehmen. Ich habe Angst mich zu wehren, da er dann wahrscheinlich abdrücken wird. Was tut man so einer Lage? Matt sieht über mich hinweg zu Liam. Er macht seltsame Bewegungen mit seinen Augen und sieht in verschiedene Richtungen. Ich würde gerne zu Liam gucken, um zu sehen, was er macht, aber der Kerl hinter mir verbietet es. Ich zucke zusammen, als ich ein Klatschen neben mir vernehme. Der Mann hat Liam einen Schlag auf den Hinterkopf gegeben. Vermute ich zumindest.

Wahrscheinlich verständigen sich Liam und Matt über Augenkontakt und der Blödmann hat es mitbekommen. Matt hört auf mit den Augen herum zu sehen und sucht Blickkontakt mit mir. Fest blickt er mir in die Augen. Ich kann das leider nicht deuten. Die Männer vertiefen sich erneut in ihr Gespräch. Matt und Liam nutzen die Gelegenheit. Matt sieht einmal schnell von oben nach unten, was man mit einem Nicken (nur mit den Augen) verstehen kann. Dann tritt Matt kräftig nach hinten aus und dreht sich blitzartig um. Er schlägt dem Gegner die Waffe aus der Hand und richtet sie auf ihn. Der Kerl hinter mir ist für einen Moment geschockt, da auch Liam den Blödmann hinter sich entwaffnet hat.

Ich ziehe Nutzen aus dem Schock von dem Kerl und trete mit meinem Fuß nach oben in sein heiligstes Stück. Er schreit auf und sein Griff um meine Hände lockert sich. Ich drehe mich um, um ihn mit aller Kraft nach hinten zu schubsen. Ich habe keine Erklärung, wo diese Kraft auf einmal herkommt, aber ich finde es gut, denn der Kerl knallt mit dem Kopf gegen die Wand und rutscht dann runter auf den Boden. Der Blödmann, der Liam festgehalten hat, liegt ebenfalls hilflos am Boden und somit haben wir gewonnen. Matt sieht zu Liam und dieser nickt nur, als wüsste er, was Matt fragen wolle.

Kurz darauf ertönen drei Schüsse und die leblosen Körper der Männer lehnen an der Wand. Meine Augen weiten sich. Blut fließt von den Körpern auf den Boden. Es bilden sich drei Pfützen mit Blut. Ich drehe mich weg, um mir das nicht länger ansehen zu müssen. Ich sage mir, dass diese Männer es verdient haben. Sie wollten uns umbringen.

Matt hebt die Waffe auf, die der Kerl eben fallen gelassen hat und gibt sie mir. Jeder von uns hat nun zwei Waffen. Eine kleinere und eine größere. Irgendwie überkommt mich aber auch Erleichterung. Diese Männer sind tot. Sie können mir nichts mehr antun. Ich massiere mir meine Schläfe, da der Druck echt stark war. Der Kerl hat kein Erbarmen gezeigt. Mich würde es nicht wundern, wenn dort ein Abdruck zu sehen ist. Ich schiebe die Ärmel meiner Jacke nach oben. Auch dort sind Druckstellen von seinen Händen zu sehen. Matt kommt näher zu mir, um es sich anzusehen: „Geht es?"

Ich nicke: „Ja, ist okay." Ich brauche eine Verschnaufpause.

Wie lange soll das noch so weitergehen? Ich habe genug gesehen, was ich nicht sehen wollte. Und ich habe genug getan, dass ich nicht tun wollte. Ich habe es gemacht, weil ich es musste. Liam legt einen Arm um mich: „Die drei haben es nicht anders gewollt. Mach dir keine Gedanken darüber. Okay?" Ich sehe ihn an und nicke nur. Matt kommt dazu und legt seinen Arm ebenfalls um meine Schulter: „Bald ist es vorbei. Nicht mehr lange. Wir sind fast da." Ich zwinge mich zu einem Lächeln. Das verschwindet aber im nächsten Moment wieder.

Fünf Männer. Alle bewaffnet stürmen um die Ecke und beginnen zu schießen, als sie uns sehen. Unsere Umarmung löst sich ruckartig auf. Der Frieden ist vorbei. Die müssen durch die Schüsse auf uns aufmerksam geworden sein. Zum Wegrennen ist es zu spät. Sie stehen bereits mit uns in einem Gang. Matt reagiert am Schnellsten und zielt auf die Männer. Ich bin für einen Moment in einem Schockzustand. Ich bewege mich nicht, sondern sehe starr auf die fünf Männer.

Inexcusable Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt