Nach einer Stunde gehen wir zurück zu dem Gebäude. Nick und Liam stehen davor und unterhalten sich. Beide sind angespannt. Nick trägt seine Uniform. Ich spüre leichten Druck an meiner Hand, der von Matt ausgeht. Ich sehe zu ihm auf und er lächelt mich an. Ich erwidere sein Lächeln und gehe auf die beiden zu.
Nick sieht mich und kommt kommt einen Schritt näher, um mich an der Hand etwas an die Seite zu ziehen: „Charlie, versprichst du mir was?" Meine Unterlippe beginnt zu beben. Leicht nicke ich. „Pass auf Lizzy auf. Wenn ich es nicht schaffe, möchte ich, dass du sagst, du wusstest nichts davon. Ich habe das alleine entschieden. Sie soll nicht wegen mir leiden." Er macht eine kurze Pause. Ich kann die Tränen nicht länger zurückhalten und lasse ihnen freien Lauf.
Er holt etwas aus seiner Jackentasche. Es ist ein Umschlag. Mit zittrigen Händen gibt er ihn mir: „Gib ihr diesen Umschlag, wenn ich ... nicht wiederkomme. Sie hat sich so wegen dem Flieger mit unseren Namen gefreut und ich war nicht dabei. Wir haben darüber gesprochen und ich will, dass sie etwas hat, dass sie für immer an mich erinnert. Sie soll weiter glücklich sein. Sag ihr, dass du diesen Umschlag von deinem Bruder bekommen hast oder lass dir was einfallen. Aber versprich mir, dass du ... sie nicht hängen lässt. Ich liebe sie."
Er zieht mich in eine feste Umarmung. Er weint ebenfalls. „Ich verspreche es dir, Nick", wispere ich. Er schluchzt: „Danke. Und mach dir keine Sorgen um mich. Es wird ... alles gut." Ich höre heraus, dass er selbst nicht daran glaubt, aber ich widerspreche ihm nicht. Es ist ohnehin schon schwer genug. Nick lächelt mich gezwungen an, als er sich von mir löst: „Ich bin eine Memme. Jetzt heule ich hier rum."
Ich umklammere den Umschlag: „Du bist keine Memme. Du bist verdammt mutig. Aber bitte komm wieder." Meine Stimme wird immer leiser. Er sieht mir in die Augen: „Ich gebe mir Mühe, Kleine." Ich nehme ihn ein letztes Mal in den Arm und wünsche ihm: „Viel Glück." Er streicht mir über meinen Kopf: „Danke."
Er lässt meine Hand los und dreht sich um, um ins Gebäude zu gehen. Ich sehe ihm nach, bis er weg ist. War das das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe?
Zeit zum Nachdenken habe ich nicht, denn Liam kommt auf mich zu und umarmt mich: „Bis bald, Schwesterherz." „Liam?", frage ich. „Hm?" „Wirst du ... wiederkommen?", stottere ich. Er drückt meinen Kopf an seine Brust: „Ach Charlie... Frag mich sowas nicht! Ich werde wiederkommen." „Versprochen?", hauche ich. Er atmet seine angestaute Luft aus: „Versprochen."
Ich klammere mich an ihn und will ihn nicht loslassen: „Wie lange wirst du weg sein?" „Vielleicht drei Tage. Vielleicht eine Woche", antwortet er. Ich nicke schwach. „Mach dir bitte nicht so viele Sorgen. Mich kriegt man nicht so schnell klein. Hast du doch gesehen", sagt er. „Hoffe ich."
Wir gehen ein Stück auseinander und sehen uns in die Augen.Er hat auch Angst. Ich sehe es, aber er will es nicht zeigen. Er streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich liebe dich", lächelt er. „Ich dich auch", weine ich leise. „Lass dich von niemandem runtermachen. Du bist was besonderes. Wir sehen uns wieder. Egal wann", flüsterte er mir zu. „Also bis irgendwann?", frage ich. „Bis irgendwann", stimmt er mir zu.
Er geht zu Matt und klatscht mit ihm ein. Ich höre Liam zu ihm sagen: „Pass auf sie auf, Kumpel. Bitte lass sie nicht alleine, wenn ich nicht wiederkomme. Spiel nicht mit ihr und schätze sie! Ich übergebe sie dir." Ich schätze, dass ich das nicht hören sollte, weswegen ich weggucke und so tue als hätte ich es nicht mitbekommen. „Versprochen, Harry. Pass du auf dich auf. Wir beide kriegen das hier schon hin", höre ich Matt leise sagen.
Sie umarmen sich nochmal und dann kommen sie zu mir. Liam nimmt mich ebenfalls nochmal kurz in den Arm, bevor auch er im Gebäude verschwindet. Matt legt seinen Arm um mich: „Es wird alles gut, Prinzessin."

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Inexcusable
RomantikCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...