~Kapitel 18~

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Gestern Abend waren wir erst spät wieder auf unserem Zimmer. Carolina ist auch in den Aufenthaltsraum gekommen, weswegen wir dann alle gemeinsam hoch gegangen sind, als wir müde wurden. Was mich am meisten müde gemacht hat, war die Frau im Fernseher mit den Nachrichten. Erinnert ihr euch? Die Frau, bei der man sich nichts von dem Gesagten merken kann, weil sie so langweilig redet. Wie auch bei den letzten Malen, wenn sie die Neuigkeiten verbreitet, ist bei mir nichts hängen geblieben. Einfach null. Ich frage mich, ob es den anderen auch so geht.

Was mich allerdings noch mehr interessiert ist, ob Emely schon mit Julian zusammen ist. Gestern habe ich sie nicht mehr gefragt. Also muss ich es jetzt tun. Wir gehen gerade vom Frühstück wieder hoch. Carolina hat uns gebeten, die Klamotten aus dem Keller hochzuholen. Sie hat sie gestern nach dem Abendessen zum Trocknen aufgehängt und jetzt müssten sie fertig sein.

„Emely, bist du mit Julian zusammen?", kommt es ziemlich plötzlich aus meinem Mund geschossen. Wir kommen bei unserem Zimmer an, wo wir den Korb schnappen und wieder runter schlendern.

„Nein. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er mich überhaupt mag", zweifelt sie.

Wir betreten den dunkeln Keller, der mir mehr als unheimlich ist. Bis jetzt bin ich nur dreimal hier unten gewesen. Es ist hier irgendwie gruslig. Die Wände sehen alt aus, obwohl sie weiß gestrichen sind.

„Er mag dich. Da kannst du dich drauf verlassen. Weißt du noch, als du beim Training neulich hingefallen bist? Da hat er überlegt, ob er dir helfen soll, aber du bist schnell wieder aufgestanden", erinnere ich mich an das Training.

Weiter hinten finde finden wir die Wäscheleine mit unseren Klamotten.

Emely schmollt: „Wäre ich mal liegengeblieben." Wir beginnen die Sache ordentlich in den Korb zu legen. „Aber Mögen und Lieben ist was anderes", stellt sie klar und nimmt das erste Teil ab.

Ich nehme ein T-Shirt von der Leine: „Ja, das stimmt. Aber ich schätze, dass sich sowas von alleine ergibt. Man sollte sich da nicht so viele Gedanken drüber machen."

„Hattest du schonmal einen Freund? Ich nämlich nicht."

Ich lege das T-Shirt zusammengelegt in den Korb: „Nein, noch nicht."

Emely wirft ihre Haare über die Schulter. Ich glaube, dass das bei ihr eine Art Angewohnheit ist, die sie nicht ablegen kann, sowie bei den Jungs, die sich ständig durch die Haare fahren. Bei den Jungs sieht das allerdings manchmal ziemlich attraktiv aus.

„Bei dir ändert sich das bestimmt bald mit dem Single-Status", kichert sie.

Ich nehme das letzte Teil von der Leine: „Emely, wie oft noch? Wir kennen uns erst seit knappen zwei Wochen."

Sie nimmt den Korb hoch und beginnt zu laufen: „Ja, aber zwei Wochen hast du noch." Wir verlassen den gruseligen Keller. Ich schalte das Licht aus und beeile mich, dass ich dort rauskomme: „Kümmere dich lieber um deinen Lover!"

„Tue ich", trällert sie so, dass es im Treppenhaus widerschallt. Es ist überraschend, wie gut sie sich hier fühlt, da sie doch am Anfang so Schwierigkeiten hatte, sich hier dran zu gewöhnen. Julian hat da bestimmt seinen Einfluss beigetragen. Bei mir ist es auch so. Matt ermöglicht es mir, dass ich nicht die ganze Zeit an Liam denken muss. Er lenkt mich ab und Mitleid zeigt er auch nur selten. Es ist lustig Zeit mit ihm zu verbringen. Nicht mal der tägliche Sport stört mich großartig. Es macht sogar Spaß. Erstaunlich, wie die Kontakte, die man pflegt, das Leben und die Einstellung verändern können. Nicht?

Wir kommen bei unserem Zimmer an. Ich schließe auf und wir betreten es. Carolina ist glaube ich bei einer Besprechung, die den ganzen Tag oder zumindest bis zum Nachmittag anhalten wird. Wir hingegen haben Training, so wie jeden Tag und am Nachmittag haben wir Unterricht. Ein guter Ausgleich. Schon jetzt freue ich mich auf den Spaziergang, den Matt und ich heute Abend machen werden.

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