~Kapitel 55~

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„Okay, auf was habt ihr Lust?", fragt Liam mich und Justin. Nach der Schule hat er uns abgeholt, da wir heute den ganzen Tag miteinander verbringen wollen. Matt musste leider zum Stützpunkt, sonst wäre er auch mitgekommen.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, dass wir so eine tolle Familie sind. Vor zwei Monaten hätte ich mir das nicht erträumen lassen.

„Ich bin für Lasertag oder Paintball", schlägt Justin vor. Ich habe beides noch nie im Leben gemacht, weswegen ich erstmal für was anderes bin: „Ich will Eislaufen gehen oder klettern." Liam ist leider nicht auf meiner Seite: „Paintball ist geil." Ich stöhne auf, da ich somit verloren habe. „Ja! Wir gehen Paintball spielen", jubelt Justin. „Zwei gegen eins. Wir sind in der Mehrzahl, Charlie", klatscht er in die Hände.

So viel zum Thema „tolle Familie". Ich strecke ihm die ihm die Zunge raus und lehne meinen Kopf gegen die Fensterscheibe vom Auto. „Sei nicht so, Charlie! Du hast das doch bestimmt noch nie gemacht. Das wird dir Spaß machen", beteuert Liam. Ich lasse mich darauf ein. Was soll ich anderes machen? Vielleicht gefällt es mir ja wirklich.

Liam parkt das Auto in einer freien Parklücke. Zusammen schlendern wir durch die überfüllte Stadt, die in der Nähe von unserer Wohnung liegt. Besser gesagt, quetschen wir uns durch die Menschentraube und hoffen, dass wir alle drei am Ziel ankommen ohne uns zu verlieren. Matt hat mich damals an die Hand genommen. Liam hat eine andere Methode.

Er guckt ab und zu mal nach hinten und stellt jedes Mal fest, dass alle noch hinter ihm sind. Nicht vorteilhaft, wenn man bedenkt, dass er in fünfzig Metern einmal nach uns guckt. Anderseits so klein sind wir auch nicht mehr und wir würden zurecht kommen. Ich kenne die Stadt jetzt schonmal besser als beim ersten Mal. Wir laufen an dem noblen Restaurant vorbei, wo Matt mich zum Essen eingeladen hat.

Mein Blick bleibt kurz daran hängen, doch durch einen Schubs von hinten, der von einem Büromann ausgegangen ist, werde ich gezwungen weiterzulaufen. Ich hätte mich beschwert, aber ich habe keine Lust mich mit ihm anzulegen. Diese Leute denken irgendwie meistens, sie seien etwas besseres nur weil sie einen Anzug tragen. Die Soldaten mit der Uniform haben meiner Meinung nach eindeutig mehr Respekt verdient, als die Stubenhocker vor ihren PCs.

Ich stolpere weiter und bleibe stehen, als wir vor dem Eingang vom Paintball angekommen sind. Liam steht davor und guckt mich an: „Wo ist Justin?" Ich drehe mich in die Richtung aus der wir gekommen sind und suche nach meinem kleinen Bruder. Jetzt haben wir den Salat. Er ist weg. „Keine Ahnung", gebe ich von mir. „Das wollte ich nicht hören", meint Liam.

Wir suchen ihn in der Menschenmenge, doch auf einmal kommt uns von hinten jemand entgegen, der sich genervt über jemanden beschwert: „Solche Idioten! Die haben mich einfach weitergezogen." Es ist Justin. Mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich ihn sehe. Die Menschentraube hat ihn anscheinend einfach mitgezogen. Ich lächele ihn an: „Wie ich sehe, hast du zurück zu uns gefunden. Also ist alles in Ordnung."

„Für einen Moment dachte ich, ich muss dich jetzt aus irgendeiner Ecke rausziehen, in der du dich verkochen hast, weil du uns verloren hast und vor Angst nicht weitergehen wolltest", ärgert ihn Liam spaßig. „So klein bin ich nicht mehr, Liam", lacht Justin. „Will ich hoffen." Liam lächelt ihn verschmitzt an und öffnet die Tür zum Paintball.

Wir gehen herein und melden uns vorne an. Die Frau gibt uns unsere Ausrüstung und erklärt uns oder eher mir, wie man damit umgeht. Ich höre ihr aufmerksam zu, da ich vor den Jungs natürlich nicht als Loser dastehen will, der ständig verliert. Nach ihrem Vortrag gehen wir eine Art Halle oder wie man es beschreiben mag und es geht los.

Die Halle hat einen großen Ausgang, wo man auch nach draußen gehen kann, um sich dort weiter zu vergnügen. Ich sehe an mir herunter. Ich trage eine Uniform, die der vom Militär ähnelt. Nur ist die hier lange nicht so cool. Ist ja auch nur zum Spielen.

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