Am Abend sitze ich alleine in meinem Zimmer. Matt musste noch was erledigen und ist gerade losgefahren. Er meinte, er seie in einer halben Stunde wieder hier. Ich sehe aus dem Fenster. Draußen ist es bewölkt. Ich finde durch bewölktes Wetter wird man immer müde und unmotiviert. Man hat auf nichts Lust und will am liebsten einfach schlafen.
Ich sehe vor mich auf den Tisch. Dort liegt der Umschlag von Nick. Seit Tagen frage ich mich, was da drinnen ist. Ich möchte es wissen, aber es ist falsch, wenn ich es tue. Es ist für Lizzy und nicht für mich. Andererseits wird es nie jemand erfahren, wenn ich reingucke. Meine Neugier ist zu groß und ich greife nach dem braunen Umschlag.
Mit den Fingerspitzen öffne ich es vorsichtig. Es darf nicht zerreißen. Da ist etwas schweres drinnen. Ein Glücksbringer? Ein Ring? Ich öffne den letzten Zentimeter von dem Umschlag und spähe herein. Unten liegt eine Kette. Ich nehme sie heraus. Mir stockt der Atem. Es ist die Erkennungsmarke von Nick. Ich wusste nicht, dass er sowas bekommen hat. Wahrscheinlich haben sie es ihm extra für den Angriff überreicht.
Ich umklammere die Kette und muss die Tränen unterdrücken. Ich streiche über den Anhänger, auf dem seine Daten aufgezeichnet sind. Vermutlich hätte ich diesen Umschlag nicht öffnen sollen. Meine Finger krallen sich fest um den Anhänger. „Nick...", hauche ich leise. Ich hole den Rest aus dem Umschlag heraus. Es ist ein Brief, den Nick geschrieben hat. Ich erkenne seine Handschrift, die diesmal echt ordentlich ist. Sonst schreibt er nicht so sauber. Man merkt, dass es ihm wichtig ist.
Liebe Lizzy,
wenn du das hier liest, hast du die Nachricht erhalten, dass ich den Angriff nicht überlebt habe. Du wirst jetzt vermutlich weinend diesen Brief hier lesen, der meine letzten Worte an Dich beinhaltet. Genau deswegen muss ich mir echt Mühe geben, denn wie gesagt, es ist das letzte was Du je von mir hören wirst.Es tut mir unglaublich leid, dass es so weit gekommen ist, aber ich will, dass Du weißt, dass es meine Entscheidung war und mich niemand davon abbringen konnte. Ich wollte es so.
Es tut mir auch leid, dass ich Dir nicht erzählt habe, dass ich mit zu diesem Angriff gehen werde. Ich wollte Dir das Warten ersparen, während ich nicht da bin. Du solltest nich Zuhause sitzen und täglich auf mein Wiederkommen warten, dass leider nicht stattgefunden hat. Du kannst mir glauben, dass ich immer das beste für Dich wollte und in diesem Fall war dass das beste, was ich tun konnte.
Ich hoffe, Du wirst mir irgendwann verzeihen und vielleicht wirst du mich sogar verstehen. Das erwarte ich eigentlich gar nicht. Ich will, dass Du glücklich wirst.Du sollst nicht denken, dass Du jetzt nie wieder glücklich sein darfst, weil ich gestorben bin. Im Gegenteil. Genieße dein Leben. Meins war leider nicht sehr lang. Tu mir den Gefallen und lebe für mich mit.
Ich weiß noch nicht, wie das mit dem Sterben abläuft. Vielleicht stehe ich gerade hinter Dir und sehe Dir beim Lesen zu, aber vielleicht ist es auch nicht so. Denke bitte nicht, dass du keinen anderen Jungen lieben kannst, weil Du mich sonst hintergehen würdest. Das ist Blödsinn.Du weißt, dass ich Dich liebe und es immer tun werde, egal von wo. Aber Du hintergehst mich nicht, wenn Du jemand anderen lieben wirst. Lebe normal weiter. Ändere nichts, denn Du bist perfekt. Es würde mich traurig machen, zu sehen wie Du leidest und das wegen mir.
Meine einzigste Bitte: Vergiss mich nicht und sei glücklich.
Ich liebe Dich.
Es tut mir leid.Dein Nicklas Ashton
Wow. Das ist ... schön, aber traurig. Ich wusste nicht, dass Nick so toll schreiben kann und vor allen Dingen so ergreifend.

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Inexcusable
RomantizmCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...