Um pünktlich 9:30 Uhr stehe ich vor dem Büro von Hensley. Liam hat mich gefühlte Tausendmal gefragt, ob er nicht doch mitkommen soll. Ich habe abgelehnt. Schließlich hat Hensley nichts getan. Es waren eher die Papiere, die er bei sich hatte. Ich klopfe an die Tür und warte bis das Herein ertönt. Dann trete ich ein.
„Guten Morgen, Sir."
„Guten Morgen, Miss Bennett." Er setzt einen fröhlichen Gesichtsausdruck auf und bittet mich Platz zu nehmen.
Ich beginne zu reden: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, dass ich das letzte Mal einfach so rausgerannt bin. Es war wohl zu viel für mich. Es tut mir leid."
Er sieht verständnisvoll auf: „Ich weiß zwar nicht, was mit Ihnen los war, aber ich hoffe, dass es Ihnen nun besser geht." Ich nicke als Antwort.
Er wendet sich an einen Fragebogen: „Okay. Wenn es Probleme gibt, können Sie sich immer an Mister Bradshaw oder auch an mich wenden. Ansonsten würde ich jetzt beginnen Ihnen ein paar Fragen zu stellen." Er wartet meine Reaktion ab. Ich lächle ihn an und er legt los.
*
Nach einer Stunde ist er dann endlich bei seiner letzten Frage angekommen: „Wenn Sie die Leiterin dieses Stützpunktes wären, was würden Sie an dem Camp verändern?" Ich überlege. Ich habe nichts, dass ich ändern würde. Es ist gut so. Man bekommt einen guten Einblick in das Leben hier. Ich finde es auch cool, dass man nicht berücksichtigt wird. Was nicht schlecht wäre, wäre wenn man vielleicht einmal in der Woche in die Stadt könnte.
Genau das schlage ich ihm vor: „Ich würde es einführen, dass die Schüler in Kleingruppen vielleicht einmal in der Woche mit einem Betreuer in die Stadt könnten."
Er schreibt fleißig mit. „Okay. Dann bedanke ich mich herzlich bei Ihnen, dass Sie mir Auskunft gegeben haben und wünsche Ihnen weiterhin eine gute Zeit."
Er hält mir die Hand hin, die ich entgegennehme: „Vielen Dank." Dann stehe ich auf und verlasse den Raum. Der hat echt viele Fragen gestellt. Er muss eine Menge Wert darauf legen, dass wir uns hier wohl fühlen. Klar, er braucht ja weiterhin neue Auszubildende und wenn andere gut darüber reden, dann kann er mit viel Nachwuchs rechnen. Ich gehe zurück in die Eingangshalle. Dreimal dürft ihr raten, wer dort auf mich wartet.
Richtig, Liam. Er kommt auf mich zu gehumpelt: „Und, was hat er so gefragt?"
Ich bleibe bei ihm stehen: „Viel. Weißt du, dass du ziemlich anhänglich bist, dafür, dass wir Jahre keinen Kontakt mehr hatten, weil du es nicht wolltest?"
Er verdreht genervt die Augen: „Hör auf damit! Bitte! Ich kann es nicht rückgängig machen. Es tut mir leid."
„Ich weiß, dass es dir leid tut. Ich muss jetzt aber zum Training. Bis später."
Er ruft mir hinterher: „Ich gehe heute mit Matt zum Arzt. Wir sehen uns erst heute Abend." Vielleicht kann ich mitkommen. Ich werde Matt fragen. Aber jetzt muss ich mich sputen. Es ist spät.
Ich renne los. Ich bin nicht die letzte, wie ich sehe. Emely und Julian fehlen noch. Heute sind wir bei dem Parkour. Ich mag ihn mittlerweile sogar. Es macht Spaß, über die ganzen Hindernisse drüber zu klettern und jedes Mal einen neunen zeitlichen Rekord aufzustellen. Ich bin als erste am Start.
Matt lächelt mir ermutigend zu: „Los!" Meine Beine setzen sich in Bewegung. Ich klettere über ein Fass drüber, dann durch einen Tunnel. Weiter im Slalom durch verschiedene Hindernisse. Wir sind an einem anderen Parkour als die letzten Male. Es macht Spaß mal Abwechslung zu haben. Wie bei dem anderen Parkour gibt es auch hier eine Wand, die man erklimmen muss. Es ist das zweite Mal, dass wir hier an diesem Parkour sind. Meine beste Zeit war drei Minuten und 37 Sekunden. Ich will schneller sein.
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Inexcusable
RomantizmCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...