Montag. Ich sitze im Auto auf dem Weg zur Schule. Liam hat mir erzählt, dass er heute ein Treffen mit Jessica hat und deswegen aufgeregt ist. „Das wird gut, glaub mir", ermutige ich ihn. Er umklammert das Lenkrad fester, sodass seine Knöchel weiß werden. „Hoffentlich." „Liam, dieses Mädchen mag dich. Du kannst noch so viel falsch machen und die wird dich trotzdem noch mögen. Sei locker!"
Er wirft mir einen verzweifelten Blick zu: „Wenn du meinst." Soweit ich weiß, will er mit ihr Essen gehen. Da kann nun wirklich nicht viel schief gehen. Solange er er selbst bleibt, ist alles gut. Er sieht gut aus und ich finde, dass sein Charakter auch echt gut ist. Bei Mädchen ist er immer höflich und er ist zielstrebig. Wenn er dieses Mädchen liebt, wird er nicht so schnell nachgeben.
Wir kommen an der Schule an. Nachdem das Auto angehalten hat, drücke ich meinem Bruder einen Kuss auf die Wange und sage: „Du schaffst das. Aber wir sehen uns doch davor eh nochmal oder?" Er lächelt: „Ja, ich hol dich ab. Dann fahren wir nach Hause und um
17:45 Uhr hole ich sie ab." Ich wuschele ihm durch die Haare: „Sehr gut. Dann bis später." Er stöhnt: „Hör auf! Das hasse ich!"Ich steige aus: „Ich weiß. Mache es trotzdem." Die Tür knallt zu und ich laufe auf das Schulgebäude zu. Heute ist es mal wieder richtig kalt, weswegen ich mich beeile ins Gebäude zu kommen. Drinnen gehe ich direkt zu Lizzys Klassenraum. Der Gang davor ist leer. Das ist schonmal ein gutes Zeichen. Ich betrete den Raum.
Einige gucken mich, andere ignorieren mich. Ich lasse meinen Blick schweifen, bis er bei einem Mädchen hängen bleibt, dass von einem anderen Mädchen voll gelabert wird. Lizzy. Ich gehe auf sie zu und nehme sie von hinten in die Arme. Sie hebt ihren Kopf: „Hey." „Hey", sage ich. Lizzy scheint froh zu sein, dass ich sie von dem Gerede des anderen Mädchens erlöst habe.
Dem anderen Mädchen nicke ich nur zu und konzentriere mich dann auf Lizzy. „Wie geht's dir?", frage ich. Sie zuckt die Schultern: „Könnte besser sein." „Ich weiß", murmele ich. Plötzlich springt Lizzy auf und umarmt mich stürmisch: „Ich kann nicht ohne ihn leben." Etwas überrumpelt umarme ich sie zurück: „Es tut mir so leid." Sie drückt ihren Kopf in meine Schulter und weint: „Du kannst verdammt nochmal nichts dafür!" Durch diese Worte bekommen wir die Aufmerksamkeit der anderen. „Ich kann hier nicht rumlaufen. Die ganzen Orte sehen, wo er und ich saßen und gelacht haben. Jetzt vermisse ich sogar unsere Streitereien. Es ist so furchtbar. Nie wieder werde ich ihn in die Arme schließen können."
Ich presse meine Lippen zusammen. Ich kann sie verstehen. Mir geht es mindestens genauso. Lizzy drückt mich von sich und setzt sich wieder auf ihren Stuhl: „Ist egal. Ich muss mich damit abfinden." Ihre Stimme ist ein einziges Flüstern. Ich lege meine Hände auf ihre Schultern: „Nein, es ist nicht egal. D-..." „Charlotte, kommst du bitte. Der Unterricht beginnt", erklingt die genervte Stimme meiner Lehrerin, der ich nicht widersprechen kann. Miss Smith. Ich drehe mich zur Tür und sehe die ältere Frau in der Tür stehen: „Ja."
Ich streiche über Lizzys Schultern: „Bis später." Ungerne lasse ich sie jetzt hier alleine zurück. Ich überlege, was ich tun soll. „Charlotte, ich rufe nicht nochmal. Kommst du bitte", wiederholt sich Miss Smith. Was will sie von mir? Ich kann auch alleine gehen. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. „Geh schon", flüstert Lizzy. Widerwillig drehe ich mich um und gehe aus dem Raum. Der Lehrerin würdige ich keines Blickes. Sie nervt mich schon am frühen Morgen.
In der Klasse setze ich mich auf meinen Platz und starre die ganze Stunde über die Tischplatte an. Diese Frau hat heute eindeutig einen schlechten Tag. Sie macht jeden an, der was falsches sagt und schreit uns an, dass wir ihr doch eh nicht zuhören. „Und Charlotte... was ist eigentlich mit dir los? Ist das irgendwas interessantes auf dem Tisch? Du solltest mal besser aufpassen. Hast du das in dem Militärcamp nicht gelernt?", meckert sie mich an.

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Inexcusable
RomanceCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...