Am nächsten Morgen liege ich schon etwas früher wach in meinem Bett. Es ist Sonntag und wir können eigentlich ausschlafen. Allerdings bin ich bin kein bisschen mehr müde, obwohl ich erst spät im Bett war. Emely und Carolina schlafen hingegen noch seelenruhig.
Leise schwinge ich meine Beine über die Bettkante und tapse mit meinen Klamotten ins Bad. Ich will die beiden schlafen lassen, weswegen ich mir noch mehr Mühe gebe sie nicht zu wecken. Ich putze mir die Zähne und ziehe mich um. Nachdem ich mir die Haare gekämmt habe, schlüpfe ich zurück ins Zimmer, wo ich mir meine Schuhe anziehe und dann ruhig aus dem Zimmer gehe. Durch ein Fenster am Ende des Ganges strahlt die Sonne herein. Man hört diese morgendliche Ruhe, die immer so eine entspannende Wirkung hat.
Gerade als ich den ersten Fuß ins Treppenhaus setzen will, kommt mir der Gedanke, dass Matt schon wach sein könnte. So könnten wir zusammen frühstücken und dann nach draußen gehen. Seit dem Abendessen habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Andererseits schläft er bestimmt noch und ich habe ihn schon letzte Woche früher geweckt, als nötig. Letztendlich gewinnt mein Wille und ich stelle mich vor die Zimmertür, um zu lauschen, ob sich darin etwas regt. Es ist still. Kaum hörbar klopfe ich an die hölzerne Tür.
Soll ich nochmal klopfen? Ich warte ab. Auf einmal höre ich etwas. Kurz darauf öffnet sich die Tür. Es ist aber nicht Matt, sondern Liam, der seinen Kopf hindurch schiebt.
„Was gibts?", fragt er flüsternd.
„Ich wollte fragen, ob Matt mit zum Frühstück kommen will."
Liam sieht in das Zimmer: „Du willst lieber mit einem fremden Jungen essen als mit deinem Bruder? Ich sollte mir Gedanke machen." Er öffnet er die Tür ganz und kommt heraus gehumpelt. „Matt schläft noch. Ich komme mit." Ich widerspreche nicht. Ehrlich gesagt finde ich es sogar gut, dass er mitkommt. Ich halte ihm die Tür auf und zusammen gehen wir die Treppen runter. Er braucht nebenbei bemerkt etwas länger.
„Wie lange bleibt der noch dran?", deute ich auf seinen Fuß an. Er geht die letzte Stufe herunter und läuft neben mir weiter. „Morgen fährt Matt mit mir ins Krankenhaus. Da gucken die, wie das aussieht und dann kommt er eventuell ab. Ich hoffe es. Das Ding nervt mich", schnauft er energisch. Ich muss kichern.
„Was gibt es da zu lachen?", er hebt seinen Blick von seinen Füßen zu mir. Ich zucke die Schultern: „Ist lustig, wenn jemand, der sonst immer so sportlich und bestimmend ist, hilflos da steht."
Wir kommen an der Kantine an und holen uns was zum Essen. Beziehungsweise er sagt mir, was er will und ich nehme es für ihn mit, weil er es nicht tragen kann.
„Sonst noch Wünsche?", frage ich, nachdem das Tablett mit lauter Zeug belegt ist und nichts davon von mir ist. Er überlegt: „Ich hätte gerne noch ein Croissant." Ich ignoriere diese Bitte, da er schon eins mitgenommen hat und er sich, wenn es ganz dringend ist, eben später noch eins holen muss. Nun bin ich dran. Ich habe Lust auf Müsli.
Nachdem ich alles für mich habe, komme ich zu meinem Bruder an den Tisch, der an einem Kaffee nippt. Ich setze mich neben ihn: „Ach, Kaffee kannst du dir selber holen oder was?"
Er grinst in die Tasse: „Ja, bis du hier gewesen wärst, wäre er kalt gewesen. Also habe ich das selber hinbekommen."
„Dann kannst du ja doch was alleine", spotte ich belustigt.
„Haha...", imitiert er mich.
Was mich überrascht ist, dass Liam nach weniger Zeit das ganze Tablett leer gefegt hat. Ich hätte nicht gedacht, dass er das alles schafft.
„Willst du noch was?", frage ich ironisch.
Er nimmt es jedoch völlig ernst: „Ja, ein Croissant bitte."
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Inexcusable
RomanceCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...