Matts Blick wandert zu meinen Lippen und dann zu meinen Augen. Dort bleiben sie hängen: „Das vers-..."
Im nächsten Moment knallt die Tür neben uns auf und zwei Soldaten kommen heraus. Schnell fahren wir auseinander. Einer der Soldaten sieht uns mit einem seltsamen Blick an. Dem anderen ist es egal, denn er läuft ohne uns zu beachten weiter. Matt sieht den Soldaten nach, bis sie weiter entfernt sind. Ich stoße mich von der Wand ab: „Was wolltest du sagen?" Er fährt sich verlegen durch die Haare: „Äh... ja. Ja, klar behalten wir Kontakt. Wenn du zu Liam ziehst, sehen wir uns bestimmt mal." Ich bin mir sicher, dass er was anderes sagen wollte, aber naja. „Cool", lächle ich.
„Ich sollte meine Sachen noch packen", ergänze ich. Matt geht wieder ins Gebäude: „Ja, mach das. Bis gleich." Ich laufe ihm nach. Erst auf unserer Etage trennen sich unsere Wege. Im Zimmer packe ich meine ganzen Sachen in den Koffer. Ich hätte gerne meine Jacke vom Militär mitgenommen. So als Andenken, aber die ist leider kaputt. Nur die Hose und die Schuhe habe ich noch und natürlich die T-Shirts. Da ich keine Lust habe mich umzuziehen, lasse ich die Hose von der Armee einfach an und schmeiße den Rest in den Koffer.
Ich würde irgendwie schon gerne hierbleiben. Ich fühle mich hier nicht von meinen Eltern oder Lehrern oder sonstigen Leuten unter Druck gesetzt. Man hat Abstand von so vielen Dingen und das gefällt mir irgendwie. Aber der Job als Soldatin ist schätze ich nichts für mich. Bei dem Angriff hier war ich auch ziemlich überfordert, was an meiner Stelle auch normal ist, jedoch würde ich nach einem Einsatz bestimmt extreme psychische Probleme bekommen. Ich kann mir mich in einem Kriegsgebiet einfach nicht vorstellen.
Durch das Öffnen der Tür, werden meine Gedankengänge unterbrochen. Emely und Carolina kommen herein. Ich lege meine letzten Sachen in den Koffer und hieve ihn dann von meinem Bett. Zum Schluss lege ich die Decke und das Kissen ordentlich hin: „Fertig." Emely hat ihren Koffer schon gepackt. Er steht an der Tür. So wie ich trägt sie noch ihre Uniform. Sie sieht an sich herab: „Ihr werdet es nicht glauben, aber mir wird diese Uniform fehlen." Am Anfang hat sie ihr nicht gefallen und jetzt ist es das komplette Gegenteil. Das Camp hat uns alle in einer gewissen Weise verändert. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger.
Ich lache: „Mir auch." Carolina zieht uns in eine innige Umarmung: „Ihr werdet mir so fehlen." Emely krallt sich an mein T-Shirt: „Du wirst uns auch so fehlen." Ich kann nicht verhindern, dass mir eine Träne entflieht. Ich hasse Abschiede. „Wir haben ja unsere Nummern ausgetauscht. Dann können wir uns mal treffen", versuche ich die traurige Stimmung aufzuheben. Carolina streicht mir über den Rücken: „Ja, das machen wir."
Wir stehen noch mindestens fünfzehn Minuten in dem Zimmer und reden miteinander. Keiner will so richtig realisieren, dass wir jetzt gehen müssen. Doch letztendlich sagt Carolina: „Los, sonst fährt der Bus ohne euch." „Dann bleiben wir hier, wäre auch nicht schlimm", kommt es von Emely. Sie wirft ihre langen Haare über die Schulter und nimmt ihren pinken Koffer. Ich stimme ihr lachend zu: „Da hast du recht." Emely und Carolina haben ebenfalls Tränen in den Augen.
Wir ziehen unsere Koffer achtlos die Treppen runter. Das Scheppern halt im Treppenhaus wider. Unten nehmen wir uns ein letztes Mal in den Arm. „Ich wünsche dir alles Gute, Caro. Danke, dass du dich so gut um uns gekümmert hast. Es war ein echt cooles Camp. Danke für alles", sage ich mit Mühe nicht weinen zu müssen. Emely nimmt Carolina in den Arm: „Ja, alles Gute und viel Spaß hier weiterhin. Du bist eine echt gute Freundin. Danke." Carolina wischt sich eine Träne aus dem Gesicht: „Ich danke euch für die coole Zeit. Euch auch alles Gute. Meldet euch, wenn ihr Zuhause seid."
„Ja, machen wir", versprechen wir. Dann winken wir und verlassen das Gebäude. Carolina muss noch wohin, weswegen sie nicht mitkommen kann. Draußen sehen wir schon den Bus. Davor steht eine große Gruppe, die jemanden zuhören. Mist, es wird noch was gesagt und wir sind zu spät. „Wir sind mal wieder zu spät", lacht Emely. Wir rennen auf den Bus zu und verstauen unsere Koffer schnell in dem Kofferraum. Matt grinst uns an: „Mal wieder zu spät. Miss Bennett und Miss Bridges." Wir stellen uns zu der Gruppe. Ich gehe bis nach vorne zu Matt: „Entschuldigen Sie, Sir. Aber es wird nicht nochmal vorkommen." Man hört den Humor deutlich heraus.

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Inexcusable
RomanceCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...