Das Auto hält vor einem zweistöckigem Haus, dass mit der Farbe beige gestrichen ist. Das Haus muss neu gebaut sein, denn es sieht modern und neu aus. Liam stellt den Motor ab: „Da wären wir." Das Haus ist nicht so weit von uns entfernt. Mit dem Auto sind wir ca. 15 Minuten gefahren und das ist akzeptabel.
Ich sehe aus dem Fenster und lasse mir das Ganze nochmal durch den Kopf gehen. In wenigen Minuten werde ich meine leibliche Familie sehen. Ich werde meine Geschwister kennenlernen und in das Haus meiner leiblichen Eltern gehen. Für mich ist das ein ziemlich großer Schritt. Liam zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss und öffnet die Autotür, um auszusteigen. Ich tue es ihm gleich und gemeinsam betreten wir das Grundstück.
Ich lese mir die Namen an der Klingel durch.
Ella Bennett und Michael PrestonGeheiratet haben die beiden also nicht. Liam deutet mir an, dass ich auf die Klingel drücken soll. Er scheint total lässig zu sein. Ich hingegen bin total aufgeregt. Mein Finger berührt gerade die Klingel, als die Tür heftig aufgerissen wird. „Und? Ist mir doch egal, ob die kommen oder nicht. Sie waren bis jetzt nicht bei uns und dann müssen die auch nicht heute kommen. Die können mich mal!", ertönt die genervte Stimme eines Jungen. Wie sich herausstellt gehört die Stimme dem Jungen, der gerade gewaltvoll die Tür aufgerissen hat.
Er starrt uns jetzt beide an und hält inne. „Justin, du bleibst hier!", befielt eine männliche Stimme, die ich Michael zuordnen kann. Im nächsten Moment steht er hinter dem Jungen und entdeckt somit uns. „Ah, ihr seid da. Tut mir leid, dass ihr das mitbekommen habt. Kommt rein", wendet er sich mit einer ruhigen Stimme an uns. Der Junge, der anscheinend Justin heißt, will an uns vorbeigehen, aber Michael hält ihn am Arm fest: „Du bleibst hier!"
Der Junge reißt sich los und verschwindet im Inneren des Hauses. Liam wirft mir einen kritischen Blick zu, tritt letztendlich aber mit mir ins Haus. Wir geben uns kurz die Hand, bevor wir die Schuhe ausziehen und Michael nach Drinnen folgen. Er führt uns ins Wohnzimmer, wo wir es uns auf dem Sofa bequem machen sollen. Plötzlich ertönen kindliche Stimmen und zwei Kinder kommen herein gerannt. Ein Junge und ein Mädchen.
Ich schätze sie auf sieben Jahre. Hinter den Kindern kommt Ella. Sie begrüßt uns mit einem Händedruck: „Freut mich, dass ihr gekommen seid." Der kleine Junge stellt sich prüfend vor uns: „Du bist also mein Bruder und du meine Schwester?" Liam zieht eine Augenbraue hoch: „Irgendwie schon, ja." Das Mädchen setzt sich neben mich auf das Sofa: „Ihr seid ja schon groß, wie Justin."
Michael kommt mit zwei Gläsern zu uns und stellt sie vor uns auf einem Tisch ab. Ella ruft: „Justin, komm hierher!" „Nein!", kreischt er harsch zurück. Ella verdreht die Augen: „Justin, ich habe gesagt, dass du her kommen sollst!" Man hört das Öffnen einer Tür, Gepolter auf der Treppe und dann steht er im Wohnzimmer. „Warum?", zischt er und wirft uns dabei einen missbilligenden Blick zu. Mir wird klar, dass diese drei Kinder meine oder unsere Geschwister sind.
Wenn ich Justin so sehe, fällt mir auf, dass ich ihn schonmal in der Schule gesehen habe. Er ist einen Jahrgang unter mir und müsste 15 Jahre alt sein. Michael weist ihm an sich zu setzen, was er befolgt. Wenn auch mit einem tötenden Blick zu uns. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Junge mein Bruder sein könnte. Er kann uns nicht ausstehen, obwohl wir ihm nichts getan haben.
Ella und Michael setzen sich zu uns: „Ja, das sind unsere Kinder. Justin, Tim und Hanna." Michael ergänzt: „Justin geht auf die gleiche Schule wie du, ihr könntet euch kennen." Ich nicke und Justin sieht mich abwertend an: „Ich gucke nicht auf seltsame Mädchen." Okay, jetzt wird der mir richtig unsympathisch. Liam verteidigt mich: „Pass mal auf, was du sagst Kleiner. Du bist eine Ecke jünger, also habe mal nicht so eine große Fresse."

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Inexcusable
RomanceCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...