Am nächsten Morgen werde ich von einem Windzug in meinem Gesicht geweckt. Haben wir mit offenem Fenster geschlafen? Wenn ich das Zuhause gemacht habe, habe ich immer Halsschmerzen bekommen. Wind bläst mir eine Haarsträhne ins Gesicht. Ich streiche sie mir aus dem Gesicht und grummele vor mich hin. Es kommt ein erneuter Windzug, der mir die Strähne wieder ins Gesicht weht.
Ich streiche sie mir wieder weg. Diesmal öffne ich meine Augen und sehe zu dem Fenster. So weit komme ich allerdings nicht, da Liam direkt neben meinem Bett steht und sich krampfhaft das Lachen verkneifen muss. Ich brauche einen Moment bis ich verstehe, dass Liam mir die Haare ins Gesicht gepustet hat. Ich strecke mich und gähne. Jetzt bricht er vollkommen in Gelächter aus: „Du hast voll lange gebraucht, bis du wach geworden bist. Im Schlaf hast du dir diese Strähne bestimmt sechs Mal weggestrichen."
Ich richte mich langsam auf: „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen." Er geht an den Tisch, wo das Frühstück bereits draufsteht. Die Krankenschwester muss schon da gewesen sein. „Wie viel Uhr ist es?" „Halb neun", antwortet er. Habe ich so lange geschlafen? Ich war auch echt hundemüde. Albträume hatte ich diese Nacht zum Glück auch nicht.
Liam gibt mir einen Teller mit Brot und die Tasse mit Tee. Dann frühstücken wir. Nebenbei hat Liam den Fernseher eingeschaltet, auf dem gerade die Nachrichten laufen. Ich kenne diese Frau. Es ist die, die so langweilig redet. Aber heute kann ich ihr zuhören und ich weiß auch warum. Es liegt an dem Thema, über das sie spricht. Es geht um den Stützpunkt.
„Am Abend des 26. März ereignete sich ein tragisches Ereignis an dem größten Stützpunkt des Landes, ..."
„Sollen wir umschalten?", fragt Liam. Ich schüttele nur den Kopf.
„... Es gibt einige Verletzte, die in den umliegenden Krankenhäusern untergebracht wurden. Warum dieser Stützpunkt angegriffen wurde, ist bis jetzt unklar. Es sollen laut dem Chef des Stützpunktes keine Informationen weitergegeben werden.
Außerdem befanden sich zu diesem Zeitpunkt Schulklassen vor Ort, die dort eine Klassenfahrt veranstalteten. Zwei dieser Schüler sind noch nicht aufgefunden wurden. Es wird vermutet, dass sie den Angriff nicht überlebt haben."Wer sind diese Schüler? „Weißt du, wer diese Schüler sind?", stelle ich meine Frage. Dieser zuckt mit den Schultern: „Nein. Habe noch mit keinem darüber geredet. Keine Ahnung." Ich beiße von meinem Brot ab. Den restlichen Nachrichten höre nicht weiter zu, da sie mich momentan nicht interessieren.
Als ich mit dem Frühstück fertig bin, mache ich mich im Bad fertig. Meine Gedanken hängen noch immer an den Schülern, die noch nicht aufgefunden wurden. Es muss schrecklich für die Angehörigen sein, nicht zu wissen, was dem eigenen Kind passiert ist. Ach wartet!
Bei mir ist es ja genauso. Ich habe mich nicht bei meinen ach so tollen Eltern gemeldet. Aber egal.Zurück im Zimmer ist der Arzt da und will sich die Wunde an meinem Bauch nochmal ansehen. „Das sieht soweit gut aus", urteilt er. Er wechselt mir den Verband und sagt abschließend: „Eine Woche lässt du ihn noch dran und am Mittwoch kommst du nochmal her, damit wir das noch beobachten. Dann würde ich euch jetzt entlassen. Gibt es von euch noch Beschwerden?"
Ich schüttele den Kopf: „Nein." Auch Liam beantwortet mit Nein. „Dann könnt ihr gehen. Gute Besserung weiterhin", sagt der Doktor. „Danke", sagen Liam und ich wie aus einem Mund. Dann gibt uns der Arzt die Hand und geht aus dem Zimmer. Zufrieden dass wir gehen können, stehe ich auf und packe meine Klamotten in die Tasche. Es dauert nicht lange, bis wir fertig sind. Matt hat versprochen uns abzuholen.
Pünktlich um 11:00 Uhr steht er bei uns im Zimmer: „Habt ihr alles?" Ich nicke. Mein Handy, meine Klamotten sind bei mir und sonst haben wir auch alles. „Dann mal los", gibt Liam von sich. Wir gehen durch die Gänge des Krankenhauses. Draußen atme ich die frische Luft ein. Ich war viel zu lange nicht mehr draußen. Wir laufen die Straße entlang zu dem Parkhaus. Matt steht in der ersten Etage, was gut ist, da das Laufen nicht gerade angenehm ist. Liam hat keine Krücken mehr. Der Arzt hat gesagt, dass er nur nicht so viel rumlaufen und sich schonen soll.

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Inexcusable
Roman d'amourCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...