~Kapitel 39~

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Am nächsten Morgen werde ich durch das Öffnen einer Tür geweckt. „Charlie, guten Morgen. Du musst aufstehen", ertönt die vertraute Stimme meines Bruders. Ich grummele nur vor mich hin, damit er versteht, dass ich wach bin. Er geht wieder aus dem Zimmer und lässt die Tür offen. Ich bleibe noch einige Minuten im Bett liegen bevor ich aufstehe.

Dann tapse ich ins Bad und führe meine morgendliche Routine durch. Danach ziehe ich mich um und gehe in die Küche zu Liam: „Morgen." Er ist bereits angezogen. Er trägt die Uniform vom Militär. Ich hingegen trage das erste Mal seit langem mal wieder meine eigenen Sachen. „Morgen. Wir fahren bei einem Bäcker vorbei. Da können wir uns was zum Frühstück holen. Nachher gehe ich einkaufen, damit wir auch mal was zu Essen im Haus haben", sagt er.

Ich nicke nur und gehe zurück in mein Zimmer, um mir meine Schulsachen zu holen. Die meisten Sachen sind in der Schule, aber den Rucksack brauche ich trotzdem. Im Flur nehme ich mir eine Jacke und ziehe meine Schuhe an. „Wie hast du geschlafen?", erkundigt sich Liam. „Habe wieder so einen Albtraum gehabt", gebe ich der Wahrheit entsprechend von mir. Es war der selbe Traum wie im Krankenhaus. Einfach nur schrecklich. Ich will, dass diese Träume aufhören.

„Das wird besser", verspricht er mir. Ich schultere meinen Rucksack. „Hoffentlich", sage ich leise. Wir gehen aus der Wohnung. Draußen ist es kalt, obwohl die Sonne scheint. Wir steigen ins Auto und Liam fährt los. Er kennt sich überraschend gut aus, dafür dass wir erst seit gestern hier wohnen. Entschlossen biegt er in sämtliche Straßen ab und bleibt schließlich vor einem Bäcker stehen. „Wieso kennst du dich hier so gut aus?", frage ich beim Aussteigen. „War schon öfters mal hier", gibt er als Antwort.

Wir betreten die Backstube und werden augenblicklich von einem leckeren Geruch umgeben. Eine nette Frau empfängt uns: „Guten Morgen. Was darf es sein?" „Guten Morgen. Ich hätte gerne so ein belegtes Brötchen mit Käse und Ei." Die Frau packt es ein. Ich lasse meinen Blick über die Leckereien schweifen. „Ich nehme so was bitte", entschließe ich mich und zeige auf ein Baguette, das mit Salat, Käse und Tomaten belegt ist. Liam bezahlt alles und verabschiedet sich: „Danke. Ciao." Dann gehen wir nach draußen, wo ich meine Zähne gleich in dem Baguette versenke.

Es schmeckt köstlich. Liam hebt sich seins für später auf. „Wann hast du Schluss?", fragt Liam, während der Fahrt. „Um halb drei", sage ich. „Ich weiß nicht, ob ich dich holen kann. Wir haben Besprechung." Bei dem Wort Besprechung löst sich in mir ein ungutes Gefühl aus: „Aber nicht wegen noch einem Angriff oder?" Liam schüttelt den Kopf: „Nein, es geht um was anders." Da bin ich ja beruhigt.

„Wann kannst du mich denn holen?" „Kommt drauf an. Vielleicht kann dich Matt holen", überlegt er laut. Das wäre cool. „Ich melde mich nochmal bei dir", sagt er abschließend.

Eine halbe Stunde später kommen wir an der Schule an. Ich bleibe noch kurz sitzen, da mir bewusst wird, dass ich Mister Preston gegenüber treten werde und weiß, dass er mein Vater ist. Wie soll ich da mit ihm umgehen? „Alles gut?", kommt es von Liam. „Wie gehe ich mit meinem Vater um? Ich kann ihn doch nicht einfach so behandeln wie sonst auch." „Versuch es dir erstmal nicht anmerken zu lassen. Nicht vor den anderen. Das ergibt sich alles. Tu das, was du für richtig hälst. Wenn du mit ihm sprechen willst, tu es. Wenn nicht, dann nicht", rät er mir.

Ich sehe ihn nervös an: „Okay. Bis später." Liam lächelt: „Es wird alles gut." Ich nicke und öffne langsam die Autotür: „Ciao." Er winkt: „Ciao." Ich schlage die Autotür zu und gehe unsicher auf das Schulgebäude zu. Meinen Blick halte ich gesenkt, um jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Das klappt auch echt gut, bis ich von einer schrillen Stimme gerufen werde: „Charlieee!" Ich bleibe stehen und weiß sofort wer es ist.

Diese Stimme ist unverkennbar. Im nächsten Moment spüre ich zwei Arme um mich: „Hey, du warst gestern so schnell weg. Da konnte ich mich gar nicht verabschieden." Ich erwidere die Umarmung: „Hey, Emely. Ja, mein Bruder hat mich geholt und ich musste mit ihm wohin." Sie stellt sich vor mich: „Hast du Caro geschrieben?"

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