„Ihr sucht euch bitte einen von den Berufen aus und beschreibt sie genauer. Bis morgen. Ihr könnt gehen", verkündet mein
Englischlehrer. Ich packe meine Sachen zusammen und schultere die Tasche. Das war meine letzte Stunde. Das heißt jetzt gehe ich mit Justin zu den Zwillingen. Die Voraussetzung ist natürlich, dass er auf mich gewartet hat.Im Vorbeigehen murmele ich zu dem Lehrer: „Tschüss." Im Gang draußen sehe ich Lizzy, die lächelnd an der Wand steht. Vor ihr ist Nick, der eine Hand auf die Wand neben ihr gelegt hat. Er hat ein breites Lächeln im Gesicht und nähert sich meiner besten Freundin. Er überwindet den letzten Abstand zwischen ihnen und küsst sie. Werde ich das jemals haben?
Sie lösen sich voneinander und entdecken mich: „Hey, Charlie." Lizzy winkt mich zu sich. Sie ist so unbeschreiblich glücklich und das freut mich. Zu lange hat sie nicht mehr gelacht. Ich gehe zu den beiden und grinse sie an: „Hey. Alles gut?" Sie verschränken ihre Hände miteinander. Lizzy antwortet: „Ja. Seine Eltern haben sich so unglaublich gefreut, dass er wieder da war." Das glaube ich sofort.
Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass Nick heute schon wieder in die Schule kommt. Es hätte ihm keiner übel genommen, wenn er Zuhause geblieben wäre. „Das ist schön", lächele ich. Nick zieht mich in eine Umarmung: „Ich habe dich so vermisst. Du glaubst gar nicht, was ich für eine Angst hatte euch alle nie wieder zu sehen."
Ich erwidere die Umarmung: „Nick, du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich geheult habe. Ich habe dich auch vermisst, aber irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass du lebst. Nur habe ich gesehen, wie du von der Kugel getroffen wurdest und deswegen dachte ich, dass es nicht sein kann, dass du lebst." Er streicht mir über den Rücken: „Es ist alles gut."
Ich gehe einen Schritt zurück und betrachte seine Wunden. An seiner Hand ist eine Narbe. Ich nehme seine Hand und streiche darüber. Er sieht mich an: „Sie waren nicht gerade gnädig, wenn man sich gewehrt hat." Ich lasse seine Hand los und sehe in seine Augen. „Es ist alles gut. Mach dir keine Sorgen", beschwichtigt er.
Lizzy sieht zu mir und zuckt die Schultern: „Zu einem Arzt will er auch nicht gehen." Nick verdreht die Augen: „Mir geht es doch gut." „Nick, ich würde auch sagen, dass es besser wäre, wenn du zu einem Arzt gehst", beteure ich. „Nein", blockt er ab. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. „Ich muss jetzt los, sonst lässt mich Justin noch hier. Wenn er nicht schon gegangen ist. Muss heute auf die Zwillinge aufpassen."
Nick zieht die Augenbrauen zusammen: „Welcher Justin?" „Lass es dir von Lizzy erklären. Du hast viel verpasst", sage ich und winke den beiden zu. Ich gehe in die Pausenhalle und suche dort nach meinem tollen Bruder. Ihr versteht die Ironie. Tatsächlich steht er an einer Bank. Er ist aber nicht alleine. Seine Freunde stehen um ihn. Soll ich zu ihm gehen? Eigentlich will ich nicht. Er wird total bescheuert reagieren.
Ich atme genervt aus und setze mich auf eine andere Bank. Ich warte einfach bis er kommt. Er lässt sich ganz schön Zeit. Das muss man schon sagen. Nach zehn Minuten ist er immer noch bei seinen Freunden. Und würde es nach mir gehen, würde ich alleine gehen, aber ich es habe es seinem oder unserem Vater versprochen und das halte ich jetzt auch. Ich stehe auf und steuere auf die Gruppe Jungs zu.
Vor ihnen bleibe ich stehen und räuspere mich: „Ich will ja nicht stören, aber wir müssen jetzt gehen." Ein kleiner fetter Junge lacht dreckig: „Ist das deine Babysitterin, Justin?" Ich verziehe angewidert das Gesicht: „Nein, ich bin nicht seine Babysitterin. Ich denke er kommt alleine klar im Gegenteil zu dir." Ich verschränke meine Arme vor der Brust. Der kleine Mops steht auf und stellt sich vor mich: „Ich komme sehr wohl alleine klar."
„Ach ja? Sieht irgendwie nicht so aus", lache ich spöttisch. „Justin, ich habe gesagt, du wirst mit deiner Schwester nach Hause gehen und jetzt machst du hier einen Aufstand und gehst nicht mit ihr mit?! Ich weiß nicht was das soll, aber ihr seid viel zu spät dran. Und denk nicht immer, dass du was besseres bist, Justin!", ertönt hinter uns eine strenge Stimme, die ich überall erkennen könnte. Es ist Michael.
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Inexcusable
RomanceCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...