Eine halbe Stunde später sitzen Matt und ich mit jeweils einer Pizza auf dem Schoß auf einer Bank im Park. Es ist die Bank, auf der wir auch das letzte Mal saßen. Diesmal ist der Spielplatz leer, da die meisten Kinder jetzt wohl Zuhause vor dem Fernseher sitzen oder sogar schon in ihren Betten liegen.
Einige Rentner machen ihren Abendspaziergang, andere junge Leute joggen durch die Landschaft des Parks und wir sitzen hier und essen unsere Pizzen. Es hat sich so viel verändert in dem letzten Monat. Ich habe keinen Kontakt mehr mit Teresa und Davis. Dafür habe ich meinen Bruder wieder und wohne bei ihm. Das hätte ich mir vorher nicht erträumen lassen. Dazu kommt, dass ich meine leiblichen Eltern kenne und meine Geschwister.
Im Camp habe ich habe neue Freunde gefunden, wie Emely, Carolina, Julian und die anderen Jungs. Außerdem habe ich Matt getroffen. Er hat mir geholfen durch die schwere Zeit durchzukommen. Wenn ich abends auf der Bank saß, ist er zu mir gekommen und hat mit mir geredet. Er hat mich nicht übertrieben bemitleidet, sondern war einfach da. Wir haben geredet und damit hat er mir mehr geholfen, als er sich vorstellen kann. Ich habe noch nie so viel Vertrauen zu jemanden in so kurzer Zeit aufgebaut. Das schönste daran ist, dass er es nicht ausnutzt. Er hilft mir und ist immer für mich da.
Womöglich ist er auch mehr als nur ein Freund. Für mich auf jeden Fall. Jedoch bin ich mir nicht sicher, was er wirklich für mich empfindet. Ob er mich auch so sehr mag? Ich sehe ihn an. Seine blauen Augen treffen auf meine. Sie sind wunderschön. Wie das Meer. Ruhig und ausgeglichen. Ich sehe die Freiheit in ihnen.
Er klappt seine leere Pizzaschachtel zu und stellt sie an die Seite. Ich tue es ihm gleich. Matt steht auf und hält mir seine Hand hin, die ich lächelnd entgegennehme. Die Pizzaschachteln werfen wir in den Mülleimer und gehen dann vor zu dem Ufer des kleinen Sees. Dort setzen wir uns auf das Gras. „Es ist so schön hier", schwärme ich verträumt.
Hier ist es so friedlich. Nicht, wie bei dem Angriff im Stützpunkt. Ich dachte wirklich, dass es dort zu Ende gehen würde. Hier an diesem wundervollen Ort kann man das alles vergessen. Es ist als wäre man in einer komplett anderen Welt.
Eine kleine Entenfamilie, die an uns vorbei schwimmt, löst kleine Wellen aus, die das Wasser plätschern lässt.
„Ja, es ist schön hier", stimmt Matt mir zu. Ich blinzele in die untergehende Sonne: „Matt, ich will mich nochmal für alles bei dir bedanken, was du je für mich getan hast. Du weißt glaube ich gar nicht, wie sehr du mir damit geholfen hast." Matt wendet seinen Kopf komplett an mich: „Das ist selbstverständlich, Charlie. Du bist was besonderes für mich."
Ich senke lächelnd meinen Blick und werde mal wieder etwas rot. Wie oft werde ich das denn noch, wenn er bei mir ist? Matt hebt sanft meinen Kopf, damit ich ihn ansehe. Unsere Gesichter sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. „Ich habe mich in dich verliebt, Charlie Bennett", haucht er gegen meine Haut. Sofort bekomme ich Gänsehaut.
Ich kann gar nicht reagieren, denn im nächsten Moment liegen seine Lippen auf meinen. Seine Hand wandert zu meiner Wange. Vorsichtig streicht er darüber. Ich lege meine Hände in seinen Nacken und schließe die Augen. Unsere Lippen bewegen sich miteinander. Wie lange habe ich davon geträumt? Aber es hat sich gelohnt, denn ich wollte es mit niemand anderem als erstes erleben als mit Matt.
Die Schmetterlinge randalieren richtig in meinem Bauch und feiern anscheinend riesiges Fest. Noch nie habe ich so ein wundervolles Gefühl gespürt. Es ist als würden alle Wünsche auf einmal in Erfüllung gehen. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich schön. Am liebsten will ich es für immer behalten.
Ich erwidere diesen wundervollen Kuss und muss lächeln, als Matt sich von mir löst. Er hat ebenso ein Lächeln auf den Lippen und strahlt über das ganze Gesicht. „Ich liebe dich auch, Matthew Bradshaw", hauche ich. In der nächsten Sekunde bewegen sich unsere Lippen wieder wie im Takt. Ich lächele in den Kuss herein.

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Inexcusable
RomantizmCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...