Es ist 7:00 Uhr, als wir von einer Krankenschwester geweckt werden, die uns Frühstück bringt. Verschlafen reibe ich mir die Augen. Ich hätte gerne noch länger geschlafen, da ich eine ziemlich unruhige Nacht hatte. Dreimal bin ich aufgewacht, weil ich mir eingebildet habe, dass ich diese Schritte gehört habe, die immer näher gekommen sind. Ich hoffe, dass das irgendwann aufhört. Vielleicht sollte ich das Angebot mit dem Psychologen entgegennehmen.
Gähnend setze ich mich im Bett auf. Allerdings ist das gar nicht so leicht, da die Wunde am Bauch mir noch zu schaffen macht, wenn ich mich bewege. Ich sehe rüber zu Liam, der noch im Bett liegt und der Krankenschwester nachsieht, die aus dem Zimmer geht. Nachdem sie draußen ist, richtet er sich auf: „Morgen."
„Morgen", murmele ich müde.
„Wie hast du geschlafen?", fragt er.
„Nicht so gut. Habe von dem Stützpunkt geträumt", gebe ich wahrheitsgetreu von mir.
Liam schwingt die Beine vom Bett und tapst zu dem Tisch mit dem Frühstück: „Hatte ich auch nach meinem ersten Einsatz. Das wird besser."
Er beschmiert die Brote und gibt mir dann eins davon.
„Danke." Er setzt sich an den Tisch und trinkt den Kaffee. Sonnenstrahlen fallen durch das Fenster auf seine schwarzen Haare, die mal wieder keine Ordnung haben. Ist aber nach dem Aufstehen kein Wunder. Ich sehe mit Sicherheit nicht besser aus.
„Kannst du mir den Tee geben?", bitte ich ihn. Er gibt ihn mir: „Pass auf! Der ist heiß." Seine grünen Augen funkeln dabei. Schon süß, wie er sich um mich kümmert. Ich grinse ihn leicht an. Er setzt sich wieder an den Tisch und isst still sein Brot.
Gerade als wir fertig sind, öffnet sich die Zimmertür. Ich hatte schon damit gerechnet, dass es Matt ist, aber es ist der Doktor. Er lächelt uns freundlich an: „Guten Morgen. Wie geht's euch?"
Ich nippe noch an meinem Tee: „Gut. Bisschen müde."
Liam stellt seine Tasse zur Seite: „Der Fuß schmerzt noch. Sonst geht es."
Der Arzt reibt sich die Hände: „Dann wollen wir doch nochmal gucken. Hast du ihn geschont?"
Liam runzelt die Stirn: „Naja... Schonen ist schätze ich was anderes."
„Ja, das habe ich mir gedacht", lächelt der Arzt etwas frech. Aber ich kann Liam verstehen. Wie sollte er sich schonen? Er musste ja die ganze Zeit rumrennen. Der Arzt scheint das zu wissen, weswegen er sagt: „Du konntest ja nicht anders. Das kriegen wir wieder hin. Dann komm mal mit."
Liam steht wie ein alter Mann, dem die Knochen schmerzen, auf: „Bis gleich." Ich winke ihm zu und bin kurz darauf alleine im Zimmer.
Ich fühle mich unwohl. Ich habe lange nicht geduscht und die Zähne konnte ich mir auch nicht putzen. Außerdem würde ich gerne meine eigenen Sachen tragen und nicht diese Krankenhauskleidung. Hoffentlich bringt Matt mir was zum Anziehen mit, wenn er kommt.
Ich nehme den letzten Schluck aus meiner Tasse und sehe auf mein Handy. 7:30 Uhr. Ich bin noch müde. Also entschließe ich mich, nochmal zu schlafen. Ich mache die Augen zu und nicke ein.
Auf einmal bin ich zurück im Stützpunkt. Ich höre die Schritte, die mir immer näher kommen. Hektisch sehe ich um mich herum. Überall liegen leblose Körper und Blut ist auf dem Boden verteilt. Einer von den leblosen oder verletzten Körpern ist Nick. Ich renne auf ihn zu und fühle seinen Puls. Ganz schwach kann ich ihn spüren. Er ist also nicht tot. Es ist noch nicht zu spät. Ihm muss geholfen werden und zwar schnell. Ich muss ihm die Wunde verbinden. Aber mit was?
Seine Jacke ist das einzigste, was mir einfällt. Ich ziehe sie ihm aus und binde sie fest um die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Die Schritte in meinen Ohren werden immer lauter. Das Seltsame ist, dass ich alleine bin. Ich befinde mich auf dem großen Platz mit den Containern. Niemand kann mir helfen Nick zu retten. Ich will Hilfe holen, aber wie? Mein Handy ist auf dem Zimmer. Und Liam und Matt sind im Gebäude.

DU LIEST GERADE
Inexcusable
RomanceCharlie Bennett, ein Mädchen, das hautnah erfahren muss, wie es sich anfühlt sein ganzes Leben lang mit einer Lüge aufzuwachsen, muss in ein Camp, um dort die Wahrheit über ihre gesamte Geschichte zu erfahren. >> Es war wie ein Schlag direkt ins Ges...