Kapitel 24

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„Prinz Kilian, ist etwas nicht in Ordnung? Ist da etwas?" wollte eine Stimme aus dem Inneren des Saales wissen. Der Prinz sah mich an. Ich war unfähig mich zu bewegen. Dann rief er immernoch mit dem Blick auf mich: „Nein, alles in Ordnung. Ich habe nur etwas auf meinem Zimmer vergessen. Bitter entschuldigt mich, Hoheit." Der Prinz verneigte sich kurz mit Blick zum Raum, bevor er die Tür hinter sich schloss. Nun standen wir alleine im Gang. Kilian sah mich mit verschränkten Armen und einer belustigten Miene an. „Ich hatte ja gar nicht gewusst, dass du andere so gerne belauschst." Langsam gelang es mir, mich aus meiner Starre zu lösen, darum schüttelte ich heftig den Kopf.

So war das nicht. Ehrlich! Eigentlich lausche ich nicht.

Er zog eine Augenbraue hoch. „Ach nein? Und warum dann diese Ausnahme?" Nervös biss ich mir auf die Lippe. Schließlich entschloss ich mich für die Wahrheit. Währenddessen deutete der Prinz den Flur entlang. „Komm, gehen wir ein Stück. Ich habe nämlich tatsächlich etwas auf meinem Zimmer liegen lassen." Zusammen liefen wir los. Dabei sah er mich fragend an. „Also?" Tief atmete ich ein, bevor ich schließlich schrieb:

Ich komme ursprünglich aus Lavinia und habe mir Sorgen um meine Heimat gemacht. Darum wollte ich mitbekommen, was es neues gibt.

Überrascht sah der Braunhaarige mich an. „Du kommst aus Lavinia? Warum bist du dann hier?" Ausweichend sah ich auf den Boden. Unbewusst umfasste ich dabei mein linkes Handgelenk mit der Narbe.

Weil es hier Arbeit für mich gab.

Kilian schien meinen Ausweichversuch bemerkt zu haben, denn er sah mich skeptisch an. Dann starrte er plötzlich auf meinen Arm. „Bist du deswegen hier?" Er deutete auf meine Narbe. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich mied seinen Blick. Das war für ihn wohl Antwort genug. „Waren das die Rebellen, von denen der Botschafter gesprochen hat?" Wieder gab ich ihm keine Antwort. Der frustrierte Seufzer, den er daraufhin von sich gab, ließ vermuten wie nahe ihm die Sache ging. Wie nahe ich ihm ging...? Eine seltsame Aufregung bildete sich daraufhin in meinem Bauch. „Sag mir wenigstens, was die Narbe verursacht hat." Bittend sah Kilian mich an und deutete auf meinen Arm. Schluckend schrieb ich:

Eine Peitsche. Bitte frag nicht weiter.

Als er meine Worte las, sah der Prinz einen Moment lang aus, als wollte er jemanden umbringen. Dann schien er sich jedoch wieder zu fassen. „Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht drängen." Mehr als ein Nicken gab ich nicht von mir. Um die bedrückende Stimmung zuheben, wechselte er das Thema: „Übrigens hat es funktioniert." Irritiert sah ich ihn an. Ich musste nichts schreiben, er verstand meinen Blick auch so. Was hat funktioniert? Grinsend sah Kilian zu mir. „Deine Lösung für die Unterstützung der Dörfer! Ich habe meinem Bruder davon erzählt, und er hat eingewilligt sie umzusetzen." Die plötzliche Freude über die tollen Neuigkeiten übermannten mich und vertrieben jede Bedrückung, die ich zuvor verspürt hatte. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus.

Das ist toll!

Der Braunhaarige nickte. „Ja, nicht wahr? Wir können nun beide Dörfer gleichzeitig versorgen, und niemand muss hungern! Das haben wir dir zu verdanken!" Verlegen winkte ich ab, konnte ein Lächeln dabei jedoch nicht verbergen.
„Ich muss dann mal los..." meinte der Prinz und blieb vor einer nach oben führenden Treppe stehen. Plötzlich erschien er mir nicht mehr wie Kilian, ein guter Freund, sondern wieder wie ein unnahbarer Prinz. Ein wenig eingeschüchtert von seiner plötzlichen distanzierten Haltung nickte ich nur und trat einen Schritt zurück, als Zeichen, dass ich ihn nicht aufhalten würde. „Also dann: Bis bald..." Mit diesen Worten stieg er die Treppen nach oben. Nach ein paar Stufen drehte er sich jedoch nochmal um, und für einen kurzen Moment war da wieder einfach nur Kilian, der mich mit seinen hellen Augen ansah. Dann drehte er sich wieder um und ging seinen Weg.

Sound of SilenceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt