Morgenlicht fiel durch das Zimmer, als Jungkook von einem scharfen Schmerz in seiner rechten Wange geweckt wurde.Er drehte sich auf den Rücken und sah wie Jimin sich über ihn gebeugt hatte und eine Stele in der Hand hielt. Stöhnend richtete er sich auf, rieb sich die schmerzende Wange und blickte auf die Stele.
Fragend sah er ihn an, doch er warf ihm nur einen Zimmerschlüssel und einen Stapel schwarzer Kleidung auf die Bettdecke, die immernoch über ihm lag.
Schattenjäger-Montur.
"Wir werden trainieren gehen.", seine Stimme klang ernst und ließ keine Widerworte zu.
Zaghaft nickte Jungkook, um ihm sein Einverständnis zu geben, obwohl es wahrscheinlich keine Option gewesen wäre abzulehnen.
"Zieh dich um, in 15 Minuten vor der Eingangstür!"
Er sah ihn aus strengen Augen an und marschierte aus dem Raum, wobei er die Tür sperrangelweit offen stehen ließ.
Die Tür war offen, er war nicht mehr eingesperrt, anscheinend galt diese Regel nur für die Nacht.
Schaudernd stieg Jungkook aus dem Bett, nahm sich seine Kleidung und ging unter die Dusche, in dem direkt anliegedem Bad.
Fest entschlossen das ungute Gefühl, das ihn erneut beschlich, unter der Brause, wegzuschrubben.
Er konnte sich noch an jedes Detail aus seinem Traum erinnern, an die Trauer, die Angst, die Sorge, all die Gefühle, die wie ein Sturm auf ihn einschlugen; an die kalte beißende Luft die einem in der Lunge weh tat; an seinen Vater der hektisch versuchte ihn zum Fliehen zu bewegen und an seine Mutter die trauernd zurückblieb, mit salzigen Tränen in ihren Augen, nicht wissend wann sie ihren Sohn wieder in den Armen halten konnte.
Nicht wissend ob sie ihn überhaupt jemals wieder sehen würde.
Unbedacht scheuerte er sich seine Haut mit seinen Nägeln auf und hinterließ rote Kratzspuren.
Er durfte nichts fühlen. Schattenjäger fühlten nichts.
Nach der Dusche zog er sich die Kleidung an, schrubbelte sich seine Haare trocken und stieß die Badezimmertür auf.
Aus Sicherheit versteckte er seine übrige Kleidung unter dem Bett, wo sie niemand so schnell finden können sollte.
Er hatte Sorge, dass sich vielleicht jemand in sein Zimmer schleichen würde und ihm den Rest an Besitz den er hatte wegenehmen würde, wenn er nicht darauf aufpasste. Zumindest wäre das keine ungewohnte Geste in den Instituten in denen er bisher war.
Auf den Knien schob er seinen Pullover ganz weit an die Wand, wo er von der Schwärze der Schatten verschluckt wurde, unauffällig und auf ihn wartend versteckt.
Seufzend richtete er sich auf und warf einen skeptischen Blick in den großen Standspiegel in der Ecke des Raumes.
Er betrachtete die kurzärmelige Montur die er trug, sie passte ihm wie angegossen, doch die Ärmel waren und blieben eben kurz.
Es sollte in Ordnung gehen wenn ich meine Jacke anziehe, dachte Jungkook und streifte sich seine gemütliche Winterjacke über, die innen Daunen in sich trug und bei diesem Wetter genügend Wärme spenden würde.
Sorgfältig schloss er seine Tür hinter sich und betrat den langen Flur, den er am Tag zuvor genaustens betrachtet hatte.
Jungkook warf einen Blick aus den Fenstern, an denen er vorbeikam. Die Scheiben bildeten ein Mosaik aus winzigen Glasstücken, die von schmalen Streifen Blei zusammengehalten wurden.
Da die Glasscherben uralt und völlig verzogen waren, erinnerte das Ganze an ein billiges Kaleidoskop, ein Kaleidoskop, das nur Dunkelheit zeigte und ein paar Schneeflocken.
Allerdings war die herabfallende Schneemenge nicht weiter schlimm, die Flocken würden höchstens das vertrocknete Gras weiß pudern.
Als er die Eingangshalle betrat fand er nicht nur Jimin, sondern auch den Schattenjäger vor, der sich am stärksten gegen seinen Aufenthalt im Institut gewehrt hatte.
Herablassend blickte er ihn aus düsteren Augen an, die ihn von oben bis unten musterten.
"Jacke aus!"
Verdutzt schaute Jungkook die beiden an.
Sie trugen eine langärmelige Montur und hatten beide jeweils einen Becher dampfenden Kaffee in der Hand.
"Aber meine Montur hat kurze Ärmel!", rief er, mit dem Wissen, dass diese Kälte Frostbeulen verursachen könnte, wenn man ihr zulange ohne Schutz ausgesetzt war.
"Ein Schattenjäger ist stark genug, um mit der Kälte klar zu kommen. Oder bist du keiner? Wenn nicht können wir dich gerne dahin zurück schicken, wo du herkommst."
Aus provozierenden Augen sah er zu Jungkook und dieser zog grimmig, ohne den Blickkontakt zu lösen, seine Jacke aus, die er gerade auf die Holzbank legen wollte, die direkt an der Wand stand.
"Du bringst sie schön in das Gästezimmer zurück, wo du geschlafen hast. Wehe du verschmutzt hier auch nur einen Centimeter mit deinem Abfall!", herrschte er ihn an.
Mit aufgeplusterten Wangen machte Jungkook auf der Stelle kehrt und stampfte mit lauten Schritten wieder die Treppe hoch, um seine Jacke aggressiv auf den Boden zu schleudern, ihm war egal dass er dabei wie ein pubertierender Teenager wirken musste.
Die Tür zuknallend stampfte er wieder zurück bis vor die Eingangstür und blieb vor den beiden stehen, die ihre Position nicht verändert hatten und ihn aus Augen ansahen, die ihm das sagten was er bisher pausenlos an den Kopf geworfen bekommen hatte.
Du bist ein Verräter. Ein Feenwesen, das es verdient zu sterben. Abschaum, iloyal, ignorant, ekelerregend, eine Schande und viele weitere Beleidigungen, die er selbst nicht mehr ertragen konnte.
Jungkook wollte sich das nicht gefallen lassen und sah sie mit erhobenem Haupt an. Er wollte ihnen beweisen, dass all diese Dinge nicht wahr waren und er ein treuer Diener des Rates war.
Egal was er dafür tun musste.
"Ich werde euch beweisen, dass ich ein Schattenjäger bin!"
"Viel Spaß dabei das Unmögliche zu schaffen!", keifte er ihn an, aber Jungkook ignorierte es, er musste es, denn sonst würde er sich aufgeben und das durfte er nicht.
Er wollte sein Versprechen nicht brechen, das Versprechen was er seiner Mutter gab, als er fortging. Das Versprechen, dass er ein wahrer Krieger werden würde. Jemand der zu ihr zurück kommen würde und sie aus ihrer Lage befreien konnte.
"Lasst uns gehen.", sagte Jimin, der bisher noch kein Wort von sich gegeben hatte und öffnete die Tür.
Eine bitterkalte Luft kam ihnen entgegen und als sie nach draußen traten fing Jungkooks Körper automatisch an zu zittern.
Die beiden Schattenjäger erneuerten einige ihrer Runen, doch Jungkook besaß keine Stele und schaute ihnen beneidend dabei zu, wie sie sich vor der Kälte schützten.
Aber er dachte nicht einmal daran zu fragen, ob sie ihm auch einige Runen auftragen würden.
Er schaffte es auch ohne Runen, denn er ist ein Schattenjäger, der stark genug ist ein bisschen Kälte zu vertragen.
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Metanoia || Jikook
Fanfiction2012, Seoul Niemals wird er den Tag vergessen, an dem seine Eltern gestorben sind. Der 17-Jährige Taehyung war damals noch ein Kind und es herrschte ein furchtbarer Krieg, in dem die Schattenjäger, Erzfeinde der Dämonen, fast völlig ausgelöscht wurd...