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Ruckartig setzte Jungkook sich auf und schaltete die Nachttischlampe ein.

Warmes gelbliches Licht erfüllte den Raum. Blinzelnd schaute er sich um. Er war in seinem Pyjama auf dem Bett eingeschlafen.

Müde schwang er die Beine über die Bettkante und rieb sich die Augen. Es war nur ein Traum, redete er sich ein. Nur ein Traum.

Jungkook stand auf und schnappte sich seinen geliebten Wollpullover von einer Stuhllehne. Ein rascher Blick auf den Wecker auf seinem Nachttisch verriet ihm, dass es fast drei Uhr morgens war.

Er zog eine Grimasse, schlüpfte aus seinem Zimmer und huschte durch das Gebäude.

Der Gang lag dunkel und still vor ihm. Die Tatsache, dass unter keiner Tür ein Lichtstreifen hervordrang, zeigte, dass außer ihm keiner wach war.

Jungkook lief zu Jimins Zimmer, drückte die Tür auf und schlüpfte hinein.

Er lag auf dem Bett und schlief tief und fest.

Im Raum war es weniger dunkel als im Flur. Das Fenster ging auf die Stadt hinaus, über der der Mond leuchtete und sein heller Schein tauchte das gesamte Zimmer in silbernes Licht.

Jimins Haare zeichneten sich dunkel auf dem Kopfkissen ab, seine dunklen, tiefschwarz schimmernden Wimpern lagen auf seinen Wangenknochen, fein und weich wie Rußpartikel.

Er hatte einen Arm über den Kopf gestreckt, wodurch sein T-Shirt hochgerutscht war. Hastig wandte Jungkook den Blick von der nackten Haut unter dem Saum des Shirts ab und setzte sich auf das Bett.

"Jimin.", sagte er leise und berührte ihn an der Schulter. "Jimin."

Jimin bewegte sich und öffnete träge die Augen. Im Mondschein wirkten sie gräulich, wie die seines Vaters.

"Jungkook.", murmelte er mit schläfrig-heiserer Stimme.

Jimin sah so müde aus, dass ihm das Herz schmolz. Jungkook streckte eine Hand aus, um ihm die Haare aus den Augen zu steichen, hielt dann jedoch inne und legte stattdessen seine Hand auf seine Schulter. Er erkannte das abgetragene T-Shirt und eine Jogginghose.

Jimin rollte sich auf die Seite und seine Lider senkten sich wieder.

"Jimin.", bat Jungkook impulsiv. "Kann ich hierbleiben?"

Das war eine Kurzversion. Eine Kurzversion von: Bleib und sorge dafür, dass ich meine Albträume vergesse. Bleib und schlaf an meiner Seite. Bleib und vertreib die bösen Träume; die Erinnerungen an das Blut, an seinen toten Vater, an die Erdunkelten Krieger mit ihren leeren Augen, so schwarz wie Kohle, an seine einsame Mutter.

Jimin bewegte sich, die Augen halb geschlossen und murmelte mit gedämpfter Stimme: "Bleib."

Rasch krabbelte Jungkook unter die Decke und legte sich neben ihn.

Jimin rückte etwas zur Seite, krümmte und streckte seinen langen Körper, um ihm Platz zu machen. Das Laken in der Kuhle, die er hinterlassen hatte, fühlte sich warm an und roch nach Rasierwasser und Seife.

Jungkook zitterte noch immer. Er rutschte etwas näher an ihn heran, bis er die Wärme spürte, die von Jimins Körper ausging. Er hatte sich wieder auf den Rücken gedreht, einen Arm unter den Kopf gelegt, die andere Hand flach auf dem Bauch.

Jimin schaute Jungkook an, er wusste, dass er näher gerückt war und dann blitzten seine Augen kurz auf, als er gezielt die Lider senkte und seine dunklen Wimpern über seine Wangen streiften.

Er hatte sich auf die Seite gedreht und Jungkooks Hand in seine genommen. Sie lag sanft und warm in seinem Griff.

Fast unmittelbar darauf wurde Jimins Atem gleichmäßig und ruhig, und er schlief tief und fest.

Doch Jungkook konnte nicht schlafen. Er lag wach neben ihm und betrachtete ihn, beobachtete wie sich seine Brust hob und senkte, wie ein beständig tickendes Metronom.

Ihre Körper berührten sich.

Jungkook hörte das Dröhnen der Wilden Jagd; er sah die Reflektion der rot leuchtenden Dämonentürme in dem Blut der Straßen hinter seinen geschlossenen Lidern. Doch das alles schien weit entfernt, das Furcht einflößende Kampfgeschrei wurde vom sanften Atmen seines Freundes übertönt.

Sein Freund. Jimin und er waren doch ein Paar, oder? Die Worte die er gesagt hatte, hatten Jungkook den ganzen restlichen Abend beschäftigt. War das die Liebe, die er von Jimin bekommen würde?

Er konnte seine Gefühle noch immer nicht sortieren, er empfand für Jimin so viele verschiedene Gefühle, aber hieß nicht genau das, dass er ihn liebte?

Lieben ist solch ein mächtiger Begriff, aber die Gefühle, die Gedanken die er ihm gegenüber hatte, waren mächtig, so mächtig, dass es ihm Angst einjagte, ihn aber auch unfassbar glücklich machte.

Wenn Jimin das selbe wie er empfand, dann war es Liebe. Dessen war sich Jungkook bewusst.


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Mal ein kürzeres Kapitel, ich meine sogar das kürzeste bisher in dieser FF ^^


Metanoia || JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt