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Die Abkommenshalle war mit flammend roten Bannern geschmückt, die für die Geburt der Schattenjäger, jedoch auch für Büßer und Sündenträger standen.

Es war ein klarer Herbsttag und das Licht, das durch das Glasdach hereinfiel erhellte die langen Sitzreihen, die alle auf das Podium in der Saalmitte ausgerichtet waren.

Dort saßen die Konsulin und der Inquisitor an einem langen, ebenfalls in tiefem rot dekorierten Tisch.

Dahinter gaben zwei hohe, rechteckige Fenster den Blick auf Alicante frei.

Die massiven, goldenen Kerzenständer verdeckten Jungkook die Sicht auf die anderen Ratsmitglieder fast vollständig.

Vor den Sitzplätzen befand sich ein, mit blauem Samt drapierter, Tisch und auf dem Samt lag ein langer, schmaler Gegenstand, der im Licht, das durch die Fenster fiel, hell schimmerte: das Engelsschwert.

Langsam schaute Jungkook sich um. Die Menge der Schattenjäger, die zuvor noch draußen stand, hatte sich verteilt und nur noch einzelne Nachzügler traten durch die Tore.

Früher hatte es noch andere Eingänge gegeben, beispielsweise durch Westminster Abbey, durch die Sagrada Famíla in Barcelona und durch die Basilius-Kathedrale in Moskau.

Doch nach der Erfindung der Portale hatte man diese Zugänge versiegelt.

Der Saal war fast vollständig besetzt, bis hoch hinauf zum gewaltigen Kuppelgewölbe und trotz der bunten Banner, herrschte keine fröhliche, sondern eine angespannte Stimmung im Saal.

Jungkook fragte sich, ob wohl irgendeine Art von Magie, dafür sorgte, dass der Raum nicht überquoll. Obwohl so viele Schattenjäger anwesend waren, waren immernoch einige Plätze frei, als die Konsulin an das Podium trat und laut in die Hände klatschte.

"Wenn ich um eure Aufmerksamkeit bitten dürfte?", sagte sie.

Sofort verstummten sämtliche Gespräche. Viele Schattenjäger saßen leicht vorgebeugt.

Die Gerüchte waren wie aufgescheute Vögel panisch durch den Raum geflattert und knisternde Spannung hatte sich breitgemacht, eine atemlose Stille.

"Heute haben wir uns hier versammelt, um zu entscheiden ob ein Junge als Halb-Schattenjäger und Halb-Feenwesen im Institut in Seoul bleiben darf."

Ein lautes Tuscheln ging durch die Reihen der Schattenjäger und Jungkook konnte die Wörter: Verräter, Elb und Spitzel, aufschnappen.

"Wieso sollte ein Elb in einem Institut leben?", fragte ein Mann mit kurzgeschorenen Haaren aus der ersten Reihe.

"Er ist ein Halb-Feenwesen. Er möchte seine Treue schwören und als Schattenjäger leben.", erwiderte die Konsulin.

"Sowas sollte nicht mehr möglich sein! Wir sollten doch jetzt besser Bescheid wissen, weshalb man ihm nicht trauen kann, er kann lügen.", warf eine ältere Frau ein, die in weißer Trauerkleidung erschienen war.

"Er kann nicht lügen, wenn er das Seelenschwert in den Händen hält." Die raunende, in alle Richtungen ausstrahlende Stimme eines Stillen Bruders hallte durch den Saal.

Bruder Jahasiel stand mit verschränkten Händen neben dem Podium und das Murmeln im Saal verstummte.

"Jungkook Blackstairs. Bitte tritt nach vorne.", sprach die laute, monotone Stimme des Inquisitors und die Lippen der Konsulin zogen sich zu einem dünnen Strich zusammen.

Ein erneutes Raunen ging durch die Menge, doch Jungkook nahm es nur aus weiter Ferne wahr.

Er spürte zwar, dass Jimin, der neben ihm saß, seine Hand hielt, aber in Gedanken ging er alle Szenarien durch, wie die Versammlung enden könnte.

Metanoia || JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt