"Hier!" Neugierig sah Jimin zu Taehyung, der die raue, verblichene Wand des Gebäudes abgetastet hatte. "Ein Faden!"Jimin trat zu ihm, das Elbenlicht leuchtete auf Taehyungs Fingerspitzen. Zwischen seinem Daumen und Zeigefinger zwirbelte er eine kurze, dünne Faser die rot schimmerte. "Meinst du das bringt uns weiter?"
Achselzuckend zog Taehyung einen durchsichtigen Behälter aus seiner Tasche und ließ die Faser hineinfallen. "Besser als nichts. Hast du sonst etwas gefunden?"
Jimin schüttelte den Kopf und blickte plötzlich zum Ende der Gasse, das sich in einer tiefen Schwärze verlor. "Wo ist Jungkook?"
"Ist er nicht wieder zurück zum Auto gegangen?", fragte Taehyung und schüttelte den Behälter in seinen Fingern, ehe er ihn in seiner Tasche verstaute.
"Nein ist er nicht. Er war vor uns." Jimin hielt den Elbenlichtstein hoch über seinen Kopf, dessen Strahlen, den gesamten Weg ausleuchteten.
"Meinst du er ist die Leiter hochgeklettert?" Taehyung zeigte auf die Wand, an der eine Leiter hing, dessen Sprossen bereits rosteten.
Ohne einen weiteren Gedanken, kletterten sie beide hinauf und zogen sich auf das Flachdach. Jungkook lag auf dem Boden, seine Augen geschlossen. "Jungkook!"
Taehyungs Augen weiteten sich, als er von Jimin, der sich neben Jungkook gekniet hatte, zu dem Rest des Daches sah.
Ein riesiges Pentagramm war in den Stein geritzt, das mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war. Wuchtige weiße Kerzen standen an den Spitzen und waren bis zur Hälfte niedergebrannt.
Doch das furchterregendste war nicht das Pentagramm an sich, sondern die Knochen die sich in der Mitte angehäuft hatten und in dessen Zentrum ein abgetrennter Kopf lag, dessen Augen starr nach vorne blickten, als würde er die Parabatai beobachten.
Die Haare des Toten wehten in der leichten Brise und der Kopf zeigte schon die ersten Anzeichen der Verwesung. Wie lange musste der hier schon liegen?, fragte er sich.
"Jimin!"
"Jungkook geht es gut. Er ist nur ohnmächtig geworden.", antwortete Jimin.
"Jimin, das meine ich nicht. Schau doch mal auf.", drängte Taehyung ihn.
Und dann hob Jimin seinen Blick auf das Schauspiel vor ihnen, was er davor nicht beachtet hatte und zuckte zusammen. "Wieso habe ich das nicht gesehen?" Er stand auf und trat näher. "Das ist Blut! Wir müssen sofort Celiné verständigen."
Taehyung nickte benommen, seinen Blick noch immer auf das bizarre Bild vor sich geheftet. "Jimin, das ist schwarze Magie."
"Sicher? Vielleicht ist es auch nur ein Irdischer, der denkt er wäre ein Treffen mit Asasel würdig."
"Nein. Ich bin mir sehr sicher, dass es nicht so harmlos ist.", erwiderte Taehyung trocken.
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"Alles in Ordnung?", fragte Jimin. Jungkook lehnte an der Ziegelmauer der Gasse, die bedenklich roch und mit Sprühfarbe beschmiert war. Es hatte nicht lange gedauert bis er wieder zu Bewusstsein kam.
Sein Blick war auf die Brüder der Stille gerichtet, die sich um das Pentagramm versammelt hatten und nun den Ort inspizierten. Dabei wandten sie sich gelegentlich einander zu und unterhielten sich auf ihre telephatische Weise, während sie sich Notizen machten.
Sofort waren sie die Leiter heruntergeklettert und hatten sich an den Rand der Gasse gestellt, um den Brüdern der Stille nicht im Weg zu stehen.
Langsam nickte Jungkook. Der Gestank nach Tod und Verwesung wollte ihm nicht aus der Nase verschwinden. "Ist Bruder Jahasiel unter ihnen?"
"Ich habe ihn nicht gesehen.", antwortete Jimin.
"Ich habe ihn zuletzt in Idris gesehen. Er hatte sich nicht mal von mir verabschiedet.", brachte er bedrückt hervor und sah zum Dach hinauf.
Plötzlich wurde alles fast taghell erleuchtet. Blinzelnd drehten sich Jimin und Taehyung um, während Jungkook in einer Traumwelt versunken zu sein schien, und sahen einen vertrauten Pick-up am Eingang der Gasse.
Der Pritschenwagen hielt mit eingeschalteten Scheinwerfern an und Celiné Diarburn sprang aus der Fahrertür.
Sie trug ein knöchellanges Kleid, das ihren Körper weich umspielte und sie sah genauso aus wie die himmlische Göttin, deren Namen sie trug, als sie mit wütenden Augen auf sie zusteuerte.
"Taehyung! Jimin!" Sie hastete zu ihnen. "Jungkook, ist alles in Ordnung mit euch? Was ist passiert?"
"Wir waren auf Patrouille ...", setzte Taehyung an.
"Und dann haben wir auf dem Dach den Ort einer Beschwörung gefunden.", fügte Jimin hastig hinzu.
"Dabei ist Jungkook ohnmächtig geworden."
Ein Ausdruck großer Besorgnis zeichnete sich auf Celiné Gesicht ab. "Ihr wisst doch, dass ihr auf keine Patrouille hättet gehen sollen."
"Die Sache war uns nicht geheuer. Der Tod eines Irdischen, der dir wichtig erscheint?", wandte Taehyung ein. "Außerdem glaube ich, dass es sich da um schwarze Magie handelt."
Celiné holte tief Luft. "Bist du dir da sicher?" Taehyung nickte.
"Ihr solltet schonmal nach Hause fahren. Ich werde euch dann berichten, um was es sich hierbei handelt. Abgemacht?"
Taehyung nickte widerstrebend. "Abgemacht."
Während die drei in Richtung Straße trotteten, eilte Celiné zu den Brüdern.
Jungkook fragte sich, wie die Brüder auf das Dach gekommen sind und ob sie auch die Leiter benutzt haben, doch er verwarf den Gedanken, als sie den Wagen erreichten und schweigend einstiegen.
Jimin saß einen Moment still auf dem Fahrersitz, der Zündschlüssel baumelte in seiner Hand. Im Rückspiegel konnte er die Gasse sehen, die durch die starken Scheinwerfer des Pick-ups hell erleuchtet war.
"Alles in Ordnung?", fragte Taehyung ihn.
Jimin drehte sich zu ihm. "Wenn das wirklich schwarze Magie war ... dann haben wir hier bald eine größere Sache laufen, als einige Dämonennester und Vampirverschläge, das ist dir bewusst oder?"
"Weil der Leichnam eines Dämons gefunden wurde, der sich nicht in Luft aufgelöst hat? Ja, das ist mir bewusst."
Jungkook rutschte nervös auf seinem Sitz herum, als er das kurze Gespräch verfolgte.
"Ich ahne wirklich Übles." Jimin ließ den Motor an. "Ich spüre es. Es ist das selbe Gefühl, wie vor dem Dunklen Krieg."
"Ich spüre es auch. Die Beiden Fälle haben definitiv einen Zusammenhang.", sagte Taehyung, während Jimin den Wagen in den Verkehr einfädelte.
"Definitiv." Ihre Blicke trafen sich und sie wussten alle, dass es sich nicht um einen einfachen Mord eines Irdischen handelte.
"Habt ihr die Runen gesehen, die unter den Kerzen aufgetragen waren? Das ist eine Engelssprache. Eine sehr alte Engelssprache."
Verwundert drehte Taehyung sich zu ihm um. "Du kennst eine Engelssprache?"
"Ich habe mal davon gehört.", erwiderte Jungkook unruhig und nestelte an dem Stoff seiner Jacke herum.
"Genug von dem Thema. Lasst uns erstmal abwarten was Celiné uns nachher zu sagen hat.", warf Jimin ein.
"Hoffen wir mal, dass es nicht das ist von dem wir ausgehen.", murmelte Taehyung und Jungkook ließ sich tief in den Sitz sinken. Erschöpft und müde.
Das Böse wurde wohl nie vollkommen ausgelöscht.
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Hallo meine Lieben. Könntet ihr mit vielleicht mitteilen wie ihr die Idee findet, dass ein größeres Unheil bevorsteht (was auch die letzten beiden Kapitel betrifft) ? Oder fändet ihr es besser, wenn die FanFiction wie gewohnt abläuft und sich eher im romantischen Bereich aufhält und sich nur mit kleinen Problemen befasst?
Noch einen schönen Abend ^^
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Metanoia || Jikook
Fanfiction2012, Seoul Niemals wird er den Tag vergessen, an dem seine Eltern gestorben sind. Der 17-Jährige Taehyung war damals noch ein Kind und es herrschte ein furchtbarer Krieg, in dem die Schattenjäger, Erzfeinde der Dämonen, fast völlig ausgelöscht wurd...