Der Rauch stieg in trägen Spiralen auf und zeichnete feine schwarze Linien in den dunklen Himmel.
Taehyung saß alleine auf der Treppe zur Abkommenshalle, die Ellbogen auf die Knie gestützt und beobachtete die nach oben steigenden Schwaden; die aus den Schornsteinen empor stiegen.
"Taehyung."
Überrascht schaute er auf. Vor ihm stand Jimin, eine schwarze Silhoutte vor den blendenden Elbenlichtlaternen. Er trug seine schwarze Schattenjägermontur.
"Jimin?"
"Hast du jemand anderen erwartet?", fragte Jimin lächelnd.
Doch er erwiderte sein Lächeln nicht. Beim genaueren Hinsehen konnte Jimin erkennen, dass ein Stück Papier in seinem Schoß lag, dessen Ecken er immer wieder aufrollte.
Ein müder Ausdruck lag auf seinem Gesicht, er hatte dunkle Ringe unter den Augen und seine dunklen Haare wirkten zerzaust.
"Die Versammlung ist vorbei", erklärte Jimin. "Das Ganze ging ziemlich schnell von der Bühne."
"Kann ich mir vorstellen." Er grub die Finger in sein Bein, das von dem rauen Stoff seiner Montur bedeckt war, und begrüßte den Schmerz, den seine Fingernägel verursachten.
"Wie ging es aus?", fragte er, während sich Jimin bedächtig neben ihn auf die oberste Stufe der Treppe setzte, die Kälte des Marmors drang augenblicklich durch den Stoff seiner Hose.
"Jungkooks Antrag wurde angenommen."
Kaum merklich nickte er. "Und wo ist er?", er spürte, dass Jimin ihm einen Seitenblick zuwarf.
"Er ist mit Celiné schonmal vorgegangen. Sie wollte zur Feier des Tages Wein trinken."
Taehyung ließ seinen Blick über den Engelsplatz schweifen. Normalerweise hätten sie über diesen Fakt gelacht.
"Bist du frustriert darüber?", fragte Jimin ihn leise.
"Nein.", setzte Taehyung an. "Ich weiß nicht wieso, aber ... er tut mir nur noch leid. Mein Verhalten tut mir leid ..."
Jimins Augenbrauen zuckten in die Höhe. "Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?"
Doch anstatt ihm zu antworten reichte Taehyung ihm das Stück Papier, das er die ganze Zeit fest in seinen Fingern gehalten hatte.
Vorsichtig faltete Jimin es auseinander und überflog die Zeilen, die schnell auf das Papier gekritzelt wurden.
Jimin musterte ihn aus großen Augen. "Das ist ..."
"Ja. Es darf niemand erfahren. Ich habe den Brief kopiert, er lag in dem Büro der Konsulin."
Jimin sog scharf die Luft ein. "Du hast was?"
"Das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr.", sagte Taehyung.
"Das stimmt.", bestätigte Jimin und gab ihm den leicht vergilbten Zettel zurück.
"Bist du nicht mehr sauer auf mich?", fragte Taehyung ihn nun nervös.
Jimin schüttelte langsam seinen Kopf. "Ich war sauer auf dich", räumte er ein. "Aber ich kann deine Gefühle nachvollziehen. Du hattest Angst und bist einfach verdammt stur."
Taehyung antwortete ihm nicht, sondern faltete das Papier in seinen Händen zusammen und drehte es in seinen Fingern.
Er schaute Jimin an, seine dichten Wimpern ließen das Braun seiner Augen fast schwarz erscheinen.
"Ich weiß nicht wie ich mich jetzt verhalten soll, was ich denken soll. War meine Sicht der Feenwesen gegenüber von anfang an falsch?"
Irgendwie kam er Jimin selbstunsicher vor, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
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Metanoia || Jikook
Fanfiction2012, Seoul Niemals wird er den Tag vergessen, an dem seine Eltern gestorben sind. Der 17-Jährige Taehyung war damals noch ein Kind und es herrschte ein furchtbarer Krieg, in dem die Schattenjäger, Erzfeinde der Dämonen, fast völlig ausgelöscht wurd...