Metanoia || Jikook

70

Bevor Jungkook oder Taehyung etwas sagen konnten, flog die Institutstür auf. Celiné stürmte heraus, dicht gefolgt von Jimin, der eine seltsam ernste Miene aufgesetzt hatte.

Celiné war in einen roten Businessanzug gekleidet und wirkte wie immer wunderschön und beeindruckend.

Das riesige Ross des Reiters bäumte sich auf, als sie den obersten Treppenabsatz erreichten.

Jimin schaute ziemlich überrascht drein, als Jungkook und Taehyung auf ihn zukamen, und Jungkook hatte das Gefühl, dass seine Wangen glühten. Sein Blick wanderte vorsichtig zu Taehyung hinüber, der jedoch kühl und gelassen wirkte, wie immer.

Gemeinsam gesellten sie sich zu Jimin, während Celiné den Absatz überquerte und an der obersten Stufe stehen blieb. Die vier Schattenjäger starrten zu der Elbendelegation hinunter. Die Augen der Rösser glühten im gleichen Blutrot wie die Rüstung aus robustem Leder des Ritters, die an manchen Stellen tief eingerissen war. Die Spuren von Klauen und Krallen und Waffenhieben.

"Aufgrund des Kalten Friedens kann ich euch nicht ins Institut bitten.", sagte Celiné. "Was führt euch her, Ritter des Dunklen Hofes?" Sie hatte das Wappen auf seiner Rüstung erkannt.

Die uralten Augen des Elben wanderten über Celinés Gestalt, allerdings ohne jedes Anzeichen von Arglist oder Arroganz. Aus ihnen sprach nur die elbenhafte Bewunderung für alles Schöne.

"Verehrteste", setzte er an, "ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind."

Celiné wirkte einen Moment verblüfft. "Celiné Diarburn. Ich bin die hiesige Leiterin."

Der Elb nickte.

Jungkook spürte die Aura wilder, ungezähmter Macht, die von den Feenwesen ausging, und ihre Andersartigkeit. Ein kalter Hauch wie der kühle Dunst feuchter Erde streifte über seine Wange und trug den Geruch von Wurzeln, Blättern und Blüten heran.

Der im schwarzen Umhang verhüllte Reiter lachte und schob die Kapuze nach hinten. Taehyung erstarrte. Haut so dunkelblau wie das Meer mit einer Struktur von Blättern und gelb, leuchtende Haare, die ihm Wind wild umher wehten.

Es handelte sich um die Elbin, die sie auf dem Dach nahe des Octagon-Clubs, verfolgt hatten.

"So treffen wir uns wieder meine Schönen.", sagte sie und ihr Mund, der an einen Riss in einer Baumrinde erinnerte, verzog sich zu einem Grinsen. "Ich bin Greavina vom Dunklen Hof und mein Gefährte ist der Anführer der Blutwache des Königs, Eranovor."

Celiné warf Taehyung einen kurzen Seitenblick zu, der die Hände zu Fäusten ballte. "Geht es hier um diese Geschichte von der letzten Nacht?", fragte er und schaute von Greavina zu Eranovor.

"Unter anderem.", antwortete sie. Ihre Stimme klang wie Äste, die im Wind knarzten. Wie die finsteren Tiefen von Märchenwäldern, in denen nur noch Monster hausten. Taehyung wunderte sich, dass ihm das auf dem Dach nicht aufgefallen war.

"Sind das die Nephilimkinder?" Eranovors Stimme klang vollkommen anders; wie Wellen, die ans seichte, sandige Ufer schwappten. Wie warmes Wasser unter hellem Licht. Verführerisch, aber mit einer kühlen Note. Er betrachtete Taehyung, als wäre er eine neuartige Blume, von der er jedoch noch nicht wusste, ob sie ihm gefiel.

"Er ist hübsch.", stellte er fest. "Ich hätte nicht gedacht, dass er hübsch sein würde. Das hast du gar nicht erwähnt."

Greavina zuckte die Achseln. "Du hattest schon immer eine Vorliebe für Asiaten.", erklärte sie.

"Äh, hallo?!" Taehyung schnippte mit den Fingern. "Ich stehe direkt vor euch. Außerdem war mir nicht klar, dass man mich zu einer Partie >Wer ist der Schönste im ganzen Land?< eingeladen hat." Jungkook war erstaunt über Taehyungs Verhalten, vorhin wirkte er noch so ... zerbrechlich.