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(Falls ihr mit der Musikempfehlung lest, empfehle ich euch, sie erst nach den ersten Abschnitten einzuschalten. :3)

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Taehyung stand am offenem Fenster und starrte auf die Kanäle, die sich unbeirrt ihren Weg durch die Stadt schlängelten und auf dessen tiefschwarzer Oberfläche sich der Mond reflektierte.

Es war mitten in der Nacht und vor nicht wenigen Stunden haben sie sich alle in ihre eigenen Zimmer zurückgezogen und sich dem Schlaf hingegeben, doch er selbst konnte nicht, zu sehr quälten ihn die Gedanken und rissen ihn immer wieder in den wachen Zustand.

Er hatte bemerkt, wie Jungkook sich am heutigen Abend unter seinen Blicken gewunden hatte und nervös mit den abgefransten Ecken des Kissens gespielt hatte, die reichlich das Sofa in Celinés Haus dekorierten.

Rasch schlang er sich den Gürtel seiner Montur um die Hüften, befestigte mehrere Klingen und Dolche daran und schob seine Füße in die Stiefel.

Er löste eine Seraphklinge aus der Halterung an der Wand im Zimmer und schlang sie sich über den Rücken, bevor er zum Fenster trat und noch einen letzten Blick hinter sich in die Dunkelheit warf, niemand würde mitbekommen, dass er sich aus dem Haus schlich.

Flink kletterte er durch das geöffnete Fenster hinaus und hangelte sich dann hoch, bis nur noch seine herabbaumelnden Füße sichtbar waren, doch einen Moment später waren auch diese verschwunden.

Die Ziegel knirschten leise unter seinen Füßen, als er über das Dach zur Rückseite des Hauses schlich und entschlossen in die Knie ging, wobei er der Stadt den Rücken kehrte.

Dann ließ er sich langsam über die Dachkante herab, wobei seine Nägel über die Ziegel rutschten, bis er sich mit den Händen an der Regenrinne festhalten konnte, während seine Beine frei in der Luft baumelten.

Elegant ließ er sich an der Hausfassade herunter, ließ sich das letzte Stück fallen und landete standfest auf dem, vom Eis rutschigen, Asphalt.

Die Luft war deutlich kühler geworden, als es einige Stunden zuvor der Fall war.

Taehyung schob seine Ärmel hoch und zog seine silberweiße, schimmernde Stele aus dem Gürtel.

Er setzte die Spitze der Stele auf seiner Haut an und trug die Runen für Wärme, Trittfestigkeit, Präzision, Kampfeswut und Unhörbarkeit auf.

Er beobachtete wie die schwarzen Linien sich auf seiner Haut ausbreiteten und zog seine Ärmel hinunter. Die Stele fand ihren Platz an der Innenseite seines Stiefels.

Gezielt lief er durch die verwinkelten Gassen der Stadt, die ihn zu verschlucken schienen, durch den äußeren Stadtbezirk, bis das große Nordtor vor ihm aufragte.

Der Weg dahinter wurde von einem Hain hoher, dichter Bäume gesäumt, er erzeugte die Illusion eines Tunnels und als er durch das Tor trat fand er sich auf der anderen Seite wieder, in der Dunkelheit einer dichten Baumalee.

Der Brocelin-Wald. Er hatte gehört, dass sich vor kurzem einige Dämonen darin eingelebt hatten und sah darin seine Chance sich abzulenken.

Er brauchte den Kampf, um seine Gefühle abzuschalten.

Es wehte ein stürmischer Wind und es schien, als würden sich die Bäume herabneigen und ihm ins Ohr heulen.

Sämtliche Bäume schienen vor Dämonen zu raunen und ließen Taehyung ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Plötzlich raschelte etwas  zwischen den Bäumen, das sich jedoch gleich darauf als das Zusammenspiel aus Wind und einem Kaninchen entpuppte.

Leichtfüßig trat er durch das Dickicht in den tiefen Wald hinein, dessen Schwärze seine Umgebung unsichtbar werden ließ. Einen Blick nach oben ließ ihn den sternenübersäten Himmel und die Baumwipfel, die im Mondschein silbern glänzten und das sanfte Licht verschluckten, sehen.

Metanoia || JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt