Jimin hatte Platz auf einer Eckbank, in der Nähe der riesigen Flachbildschirme, die die Mauern säumten, gefunden und war bis zur Wand durchgerutscht.
Er hatte einen längeren Weg als geplant hinter sich, eigentlich wollte er sich und Jungkook etwas beim Koreaner um die Ecke bestellen, doch Taehyung hatte sich unerwartet bei ihm gemeldet.
Taehyung:
Ich hörte du kaufst dir außerhalb dein Abendessen, wie wäre es mit Pizza und einem Versöhnungsgespräch?
Die nächste Pizzeria war zwar ein ganzes Stück weiter weg, doch das Versöhnungsgespräch klang verlockend und die Zeit die er bis dorthin brauchte war es wert, um die heutige Meinungsverschiedenheit mit seinem Parabatai ein für alle Mal zu klären.Jimin nahm die Speisekarte die auf dem Tisch vor ihm lag in die Hand, sie war derartig steif laminiert, dass man sie als Waffe hätte einsetzen können.
Gelangweilt sah er sich die verschiedenen Gerichte an, die die Sehnsucht nach einem guten Gericht in ihm weckten.
So langsam verfolgte ihn das Essen aus dem Institut bis in seine Träume.
Jimin freute sich darauf, gleich die Pizza in seinen Händen zu halten, den noch heißen, schmelzenden Käse beobachtend, während er den Geruch von Oregano in der Nase hatte.
Er legte seine Karte wieder auf den Tisch und starrte aus dem Fenster.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich ein Sportstudio und er konnte durch die großen Glasscheiben hindurch Leute erkennen, die sich auf den Laufbändern abstrampelten oder an Fitnessgeräten trainierten, fast alle mit Kopfhörern in den Ohren.
Dieses ganze Gerenne, ohne jemals irgendwo anzukommen, dachte er. Aber wem sag ich das ...
Entschlossen versuchte er, seine Gedanken in eine andere, weniger düstere Richtung zu lenken, was ihm auch fast gelang, doch dann bimmelte die kleine goldbesprühte Klingel auf den Tresen und rief Jimins Nummer auf, dessen Bestellung fertig war.
Eine junge Kellnerin, die ihre blondierten Haare zu zwei Zöpfen geflochten hatte reichte ihm die Pizzen.
Über ihnen plärrte der Fernseher noch immer die neusten Nachrichten in die Welt hinaus.
"Igitt.", stieß die Kellnerin hervor, nach einem Blick auf den Bildschirm.
Kurz schaute Jimin ebenfalls zu dem Gerät hinauf.
Der Nachrichtensprecher zeigte jenen betroffenen Gesichtsausdruck, den Nachrichtensprecher in der Regel besonders grausigen Geschichten vorbehalten.
"Noch immer gibt es keine Hinweise zur Identität des Mannes, der vor ein paar Tagen tot in einer Gasse hinter dem Dongdaemun Markt gefunden wurde.", berichtete er.
"Er wurde in der Gasse hinter einem Müllcontainer aufgefunden, angebunden an einem Stuhl.", fuhr der Nachrichtensprecher fort.
"Besonders beunruhigend ist dabei der Umstand, dass er blutleer war. Aus Polizeikreisen heißt es, der Täter sei vermutlich psychisch krank und man habe eine vielversprechende Spur. Sachdienliche Hinweise nehmen die Ermittlungsbehörden unter der folgenden Telefonnummer entgegen ... "
"Gott wie furchtbar.", murmelte die Kellnerin und wandte sich schaudernd vom Fernseher ab, um in die Küche zu verschwinden.
Jimin betrachtete noch einen Moment die Fotos vom Tatort, bis er die drei warmen Kartons, an deren Deckel schon eine leichte Fettspur durch drang, unter seine Arme klemmte und die Restauranttür öffnete.
Eine Woge kalte, nach Abgasen riechende, Luft schlug ihm entgegen.
Mit hochgeschlagener Kapuze schlenderte er den Gehweg entlang, beleuchtet von surrenden Straßenlaternen.
In der Ferne leuchtete das Bonny's Pizza Pub wie ein Stern am blauen Abendhimmel, als er einen Blick zurück warf.
Als er durch den leichten Nieselregen lief, der auf halbem Weg eingesetzt hatte, fielen seine Gedanken zurück zu Taehyung.
Jimin wusste, dass sie sich früher oder später aussprechen würden, doch er glaubte nicht daran, dass Taehyung Einsicht gefunden hatte. Um ehrlich zu sein hatte er den ganzen Weg zur Pizzeria darauf gehofft, dass er und Jungkook sich nicht über den Weg laufen würden, wenn er nicht vor Ort wäre.
Er könnte mit dem Schlimmsten rechnen, wenn das der Fall sein sollte, denn der Hass von Taehyung war echt.
Genauso echt wie sein Glaube darin das Richtige tun zu müssen, den Kollateralschaden ignorierend.
Den Glauben daran, dass Feenwesen nicht existieren dürfen.
Schweigend blieb er auf der gegenüberliegenden Seite des Instituts stehen.
Die imposante Kathedrale, deren spitzen Türme wie Messer in den dunkelblauen Himmel aufragten, wirkte auf dem ersten Blick abschreckend, wenn man das Gebäude zum ersten Mal sah.
Während er die Stufen hinaufstieg zog er seinen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete mit einem Knarren die hohe Tür, an der Symbole direkt unterhalb des Sturzes in das Holz geschnitzt waren.
Einen Moment lang hielt er inne als er den Stromausfall und die vielen Nephilim die sich in der Eingangshalle tummelten bemerkte.
Fragend runzelte er die Stirn.
"Was ist denn hier passiert?"
Khan kam gelangweilt auf ihn zu und starrte die Pizzaschachteln förmlich an, während er sagte:" Wissen wir nicht. Plötzlich war das Licht aus. War wohl ein Kurzschluss in den Leitungen, vielleicht haben die Köche wieder mit dem Toaster herumgespielt."
Jimin seufzte und fuhr sich mit seiner freien Hand übers Gesicht. "Hoffen wir mal, dass dieser Zustand nicht lange andauert."
Khan zuckte darauf nur mit den Achseln.
"Ist Taehyung da?", fragte Jimin ihn.
"Er ist direkt gekommen, als du gegangen bist."
Jimin nickte knapp und wandte sich zum Gehen ab.
In seinem Kopf gingen die verschiedensten Gedanken umher.
Doch der Gedanke der am hellsten zu scheinen schien war, wo Jungkook war.
Er ließ die Menge an wild gestikulierenden Schattenjägern, die sich über den Stromausfall beschwerten, hinter sich und steuerte sein Schlafzimmer an, indem er hoffte Jungkook zu finden.
DU LIEST GERADE
Metanoia || Jikook
Fanfiction2012, Seoul Niemals wird er den Tag vergessen, an dem seine Eltern gestorben sind. Der 17-Jährige Taehyung war damals noch ein Kind und es herrschte ein furchtbarer Krieg, in dem die Schattenjäger, Erzfeinde der Dämonen, fast völlig ausgelöscht wurd...