Der Abend war schon weit fortgeschritten und Min Yoongi fielen vor Müdigkeit fast die Augen zu. Gähnend legte er sein Handy auf den Beistelltisch und schaute nachdenklich zu den regennassen Fenstern, die auf den Platz vor dem Haus hinausgingen.Dies war Jung Hoseoks Heim, aber er war noch immer mit der Suche nach Übersetzungen im Spirallabyrinth beschäftigt.
Natürlich konnte er gehen und Zuhause auf weitere Neuigkeiten warten, doch etwas hielt ihn hier und wenn es nur die Abwechslung war.
Ein lautes Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Überlegungen, und als er aufschaute, sah er den Dienstboten im Türrahmen stehen. Gideon war Jung Hoseok nun schon jahrelang auf Schritt und Tritt gefolgt, er besaß das Zweite Gesicht und war ein treuer Diener.
Yoongi hielt von Dienerschaften nichts, er fand sie waren außer ... Mode.
"Hier ist jemand der Sie sehen möchte, Sir.", näselte Gideon.
"Zu dieser späten Stunde? Wer ist es denn?"
"Ein Mitglied der Nephilim." Ein unterschwelliger Widerwille schwang in Gideons Worten mit. "Er sagt, er müsse Sie in einer dringenden Angelegenheit sprechen."
Dann handelte es sich also nicht um Celiné, überlegte Yoongi - die Einzige der Seouler Schattenjägergemeinschaft, deren Besuch zu solch fortgeschrittener Stunde ihn nicht überrascht hätte.
"Ihr Besucher", fügte Gideon mit wachsender Abscheu hinzu "ist außerdem völlig durchnässt."
"Durchnässt?"
"Draußen regnet es, Sir, und der Gentleman trägt keinen Regenschirm bei sich. Ich habe angeboten, ihm ein paar trockene Sachen zu holen, doch das hat er abgelehnt."
"Nun gut, dann schick ihn herein."
Gideon presste die Lippen aufeinander. "Er erwartet Sie im Salon.", sagte er schließlich. "Ich dachte, er würde sich vielleicht gern am Feuer aufwärmen."
Yoongi stieß einen innerlichen Seufzer aus. Natürlich konnter er darauf bestehen, dass Gideon den Gast in die Bibliothek brachte, einen Raum, den er persönlich bevorzugte. Aber der Aufwand schien ihm kaum die Mühe wert und darüber hinaus würde die nur dazu führen, dass der Diener die nächsten drei Tage mit beleidigter Miene herumlief. "Also gut."
Zufrieden zog Gideon sich zurück und überließ es Yoongi den Salon allein aufzusuchen.
Die Tür war geschlossen, doch der Hexenmeister konnte am flackernden Lichtschein unter dem Türblatt erkennen, dass die Lichter im Raum angezündet waren und ein Feuer im Kamin brannte. Hoseok war doch so altmodisch.
Neugierig schwang er die Tür auf.
Yoongis Blick fiel auf seinen Gast vor dem Kamin - eine schlanke Gestalt mit dunklen Haaren, die Hände auf dem Rücken veschränkt.
Als der Mann sich umdrehte, erkannte Yoongi ihn sofort.
Jimin Everblood.
Er war in der Tat völlig durchnässt, wie Gideon es formuliert hatte - und zwar auf eine Weise, die vermuten ließ, dass es ihm vollkommen egal war, ob es nun schüttete oder nicht. Seine Kleidung troff vor Regen, die nassen Haare hingen ihm in die Augen und Wasser strömte wie Tränen über seine Wange.
"Jimin", sagte Yoongi aufrichtig erstaunt, "was, um alles in der Welt tust du hier? Ist irgendetwas vorgefallen? Hat das Institut dich geschickt?"
"Nein." Jimins Stimme klang, als fiele ihm jeder Atemzug schwer. "Ich komme mit einer persönlichen Bitte. Ich ... ich brauche deine Hilfe. Es gibt sonst niemanden den ich fragen könnte."
"Ach, wirklich?" Yoongi betrachtete den jungen Schattenjäger eingehender: Jimin war atmberaubend schön. Im Laufe seines Lebens hatte Yoongi schon mehrfach sein Herz verschenkt und er hatte Jimin schon seit längerem im Auge. Doch in diesem Moment hatte der Junge etwas Dunkles an sich, etwas Verborgenes und Seltsames, das es schwer machte, sein Äußeres zu bewundern.
Es erschien Yoongi immer, als wäre Jimin dieser Welt völlig entrückt, wie ein Beobachter. Doch nun stand er vor ihm, kreideweiß unter den triefend nassen Haaren und die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass sie zitterten.
Es war offensichtlich, dass in ihm ein schrecklicher innerer Kampf tobte und ihn fast zu zerreißen drohte.
Yoongi schloss die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel um.
"Also gut", sagte er. "warum erzählst du mir nicht worum es geht?"
Und damit holte Jimin eine kleine Silberglocke aus seiner Tasche hervor.
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Metanoia || Jikook
Fanfiction2012, Seoul Niemals wird er den Tag vergessen, an dem seine Eltern gestorben sind. Der 17-Jährige Taehyung war damals noch ein Kind und es herrschte ein furchtbarer Krieg, in dem die Schattenjäger, Erzfeinde der Dämonen, fast völlig ausgelöscht wurd...