Kapitel 1

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Ihr Lieben, 

es spann sich in den letzen Wochen in meinem Kopf zusammen und nahm nun Formen an. Mein neuster Streich. 

Viel Spaß. 

Rica 

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Kapitel 1


Aurelia Bergmann

Der kalte Februarwind blies mir unbändig ins Gesicht, während ich durch die tiefgrauen, kläglichen Schneereste der letzten Stunden stapfte. Ein kurzer Schneesturm, ehe das Tauwetter wieder eingesetzt und sich der weiße Flaum auf Berlins Bürgersteigen in einen widerlichen Haufen Matsche verwandelt hatte, der meine Schuhe innerhalb von wenigen Minuten hatte durchweichen lassen.

Mein Gesicht in meinem tannengrünen Schal verborgen, die Hände in passenden Handschuhen mustere ich die Gebäude aus rotem Backstein, die die Straße säumten. Eines davon musste die Nummer 134 tragen. Altbauten mit Eigentumswohnungen, die ich mir nicht mal im Traum würde leisten können. Friedrichshain eben. Ein Seufzen verließ meine Lippen.

„Durch den Torborgen, der Eingang ist im Hinterhof.", hatte mir der Typ am Telefon gesagt. Tiefe Stimme, angenehm eigentlich. Aber irgendwie hatte sie etwas Abgeklärtes, emotionsloses gehabt. Ich hatte keine Ahnung, wer mich gleich erwartete. Aber es war mir eigentlich auch so ziemlich egal, denn er hatte hoffentlich einen Job für mich, der mir die Miete in meiner WG mitfinanzierte. Mein dritter Job.

Ich sah auf, als ich aus dem Augenwinkeln den wohl besagten Torbogen entdeckte, zügig wendete ich mich nach links, ging hindurch und fand mich tatsächlich in einem Hinterhof wieder. 134, zeigte mir einen schwarze Nummer an der Hausfassade. Einmal drehte ich mich um die eigene Achse, ehe ich die Eingangstür entdeckte. Ich lag gut in der Zeit, lief auf die Tür zu.

„Klingel bei Ragucci.", hatte der Typ gesagt. Das erste Mal, dass er mir seinen Namen genannt hatte. Die Anzeige in dem Internetportal, mit der er jemanden suchte, der für ihn seinen Haushalt schmiss, war mit R.R. unterschrieben gewesen, hatte auch sonst in keinster Weise auf seine Person schließen lassen. Irgendwo unseriös und vielleicht darum ziemlich dämlich, so blauäugig nach Friedrichshain zu fahren. Er hatte mich zurückgerufen, mit unterdrückter Nummer, sich nicht mit Namen gemeldet. Erst ganz am Schluss hatte er zumindest seinen Nachnamen durchblicken lassen. Trotzdem- oder gerade deswegen hatte ich Kathy, meiner Mitbewohnerin eine Whats App mit Adresse und seinem Namen geschickt. Man wusste ja nie.

„Ragucci"

Mit vor Kälte zitternden Fingern drückte ich schließlich auf die Klingel, es dauerte nur einen Moment, bis die Gegensprechanlage knackte. Das Haus schien über ein Sicherheitssystem zu verfügen, ich entdeckte eine Kamera und wiederstand dem Drang, kindisch meine Zunge in die Richtung auszustrecken. Wahrscheinlich beobachtete mich dieser Ragucci aus seiner warmen Wohnung heraus und ich wollte mich nicht direkt ins Aus schließen. Schließlich brauchte ich einen verdammten dritten Job.

„Ja?", kam es rau aus dem kleinen, schwarzen Kästchen an der Wand zu meiner Linken.

„Hi, Aurelia Bergmann. Ich komme wegen des Jobs.", antwortete ich.

„Dritter Stock.", kam zurück und eine Sekunde später ertönte der Summer. Ich drückte die Tür auf, hoffte, dass ich keine Pfütze hinterließ, als ich den Fahrstuhl ignorierte und begann, die Treppen hinauf zu steigen. Es sah definitiv anders aus, als der Hausflur in unserem Haus. Gepflegt, keine Tags an den Wänden und es müffelte nicht. Ich grinste in mich hinein, lockerte meinen Schal, denn es war warm im Treppenhaus.

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt