Kapitel 12
Aurelia Bergmann
„Der Typ ist ekelhaft.", schoss Kathy. „Unsensibel und ekelhaft. Typisch, ein kapitalistischer Bonze, der meint, er könne sich alles erlauben. Aber eigentlich ist er eine arme Wurst." Sie zwirbelte eine ihrer Dreadlocks um ihren linken Zeigefinger und sah mich an. „Und du gibst ihm auch noch diese Macht, dich zum weinen zu bringen."
Meine Augen brannten noch immer ein wenig, schließlich hatte ich sie mir ausgeheult, nachdem ich Raguccis Wohnung verlassen hatte. „Ja sorry, dass mich das verletzt hat.", fuhr ich Kathy sarkastisch an. Draußen, vor unserem Stammcafé goss es in Strömen. Doch der Gastraum war warm und gemütlich, ich saß auf einer der bequemen Bänke, ein dampfendes Glas Latte Macchiato und einen Schokobrownie vor mir. Seelenahrung und das war es mal wieder mit Diät. Doch ich brauchte gerade dieses heimische Gefühl, während ich mit meinen Freundinnen die Sachlage besprach.
„Ich glaube, dahinter steckt mehr.", sagte Mila leise. Ihr dunkles Haar fiel ihr an diesem Tag in Locken über die Schultern, sie trug eine enge, schwarze Jeans, Stiefel mit Absatz und eine weiße Bluse. Schlicht, elegant, so typisch für sie.
„Meinst du, er ist ein Wichser, weil er 'ne schwere Kindheit hatte?" Kathy lachte auf du tippte sich an die Stirn. „Das zählt von mir aus bei Psychopathen aber nicht bei Arschlöchern."
„Unsinn.", fuhr Mila unwirsch dazwischen. „Der weiß einfach nicht, mit ihr umzugehen. Offensichtlich mag er sie sonst würde er ihr nicht dauernd hinterher laufen. Guckt nicht so, oder fällt euch ein anderer Grund ein?"
Sie zog ihre Augenbrauen hoch und sah uns abwartend an. Ich hatte keine Ahnung, was ich überhaupt noch über ihn denken sollte.
„Zeigt er auf jeden Fall.", meinte ich düster.
„Ich glaube, er hat mehrere Probleme: Er ist es gewohnt, alles zu bekommen, was er will- aber wahrscheinlich bekommt er nicht das was er wirklich sucht: Ernstgemeinte Liebe."
„Bah. Zuviel Jane Austen gelesen?", meinte Kathy grinsend.
„Halt die Klappe. Nur weil das Einzige, an das du glaubst Polygamie in einer Hippie- Kommune im Wald ist, heißt es nicht, dass andere keine monogamen Beziehungen suchen." Mila streckt ihr die Zunge heraus und lachte.
„Das zweite ist: Er hat festgestellt, dass er dich mag obwohl er der festen Überzeugung ist, nur auf dunkelhaarige Models mit Photoshop- Augen zu stehen. Darauf muss er erst mal klar kommen. Und drittens würde ich meinen Hintern darauf wetten, dass er ein absolutes Vertrauensproblem hat. Berufsbedingt."
„Ich bin für die Option, dass er einfach scheiße ist.", meinte ich und zerkrümelte meinen Brownie auf dem Teller.
„Same.", stimmte Kathy mir zu. „Außerdem: Nur weil er ein Problem mit sich und Frauen hat gibt ihm das nicht das Recht, Relia so runterzumachen, nur um zu kompensieren, dass er selbst kaputt ist."
„Ihr seid oberflächlich.", sagte Mila. Ich schnaubte auf.
„Ich habe ihm nicht durch die Blume gesagt, dass ich ihn absolut hässlich und unattraktiv finde.", stellte ich klar
„Das hat der im Leben nicht so gesagt. Ich sehe dich jeden Tag und du bist weder hässlich noch unattraktiv.", meinte Mila lächelnd.
„Er hat wahrscheinlich noch nie so hübsche Brüste gesehen, die nicht aus Silikon waren.", meinte Kathy trocken und Mila und ich lachten laut auf. Es war so egal, wie unterschiedlich wir drei waren: Ich liebte diese Beiden Weiber. Wir hielten zusammen, auch dann, wenn wir mal nicht einer Meinung waren so, wie in diesem Moment. Sie brachten mich zum Lachen, selbst dann, wenn ich nur noch heulen wollte.
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In between /RAF Camora
FanfictionAurelia ist eine einfache, junge Frau und sucht nicht mehr, als einen weiteren Job als sie auf Raphael Ragucci trifft. Nach und nach erfährt sie, wer dieser große, athletische Mann, der so selten die Miene verzieht, tatsächlich ist. Und weiß nich...