Kapitel 14

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Kapitel 14

Raphael Ragucci

....der vergangene Freitagabend


„Bevor du mit so einem fickst, geh mit mir nach Hause. Sehe besser aus und bin kein Nazi.", hörte ich mich sagen.

Ich sah auf Aurelia hinab, jegliche Mimik unterdrückt, kühl und ich wusste, wie arrogant und autoritär meine Stimme geklungen hatte. Es sollte auch genau so sein. Der Typ, der sie abschleppen wollte war ein Spast, da konnte sie auf dem Bürgersteig stehen und mir Ansagen machen, so viele sie wollte. Obwohl es ganz schön dreist war, was sie an Beleidigungen vom Stapel ließ, die ich gekonnt ignorierte. Vielleicht war ich wirklich selbst schuld, dass sie so wütend auf mich war, denn es ging mich eigentlich tatsächlich nichts an, mit wem sie vögelte. Und eigentlich konnte es mir auch scheißegal sein.

Aurelia stand vor mir, ihre dunkelblauen Augen funkelten wütend, während sie mich ansah, der Wind zerrte an ihrem roten Haar und dem schwarzen Mantel. Sie sah tatsächlich hübsch aus an diesem Abend- und trotzdem war sie uninteressant. Hübsch aber uninteressant. Es gab andere Frauen, die eher in meiner Liga spielten als sie.

Sie war ganz süß, das musste ich ihr lassen und ich hielt sie für einen recht starken Charakter. Unsicher aber stark. Zumindest ließ sie sich von mir auf den ersten Blick nicht einschüchtern. Trotzdem- nichts für mich. Wenn ich wollte konnte ich ein Model haben, welches mindestens genauso nett sein konnte, wie Aurelia.

„Niemals, Ragucci.", fuhr sie mich an. „Bist nicht mein Typ. Such dir 'ne andere Putze, Scheißkerl" Sie warf mir ein zuckersüßes Lächeln zu. So zuckersüß, dass der Sarkasmus nur so von ihren vollen Lippen triefe. Dann ging sie an mir vorbei, stieß mir zum Abschied ihren Ellenbogen in die Seite und ich ließ mir nicht anmerken, dass es doch ein klein wenig wehgetan hatte. Andere Putze suchen- das hatten wir doch eigentlich geklärt, dass ich das nicht machen werde.

„Warte, Ginger." Ich umfasste ihr Handgelenk und zog sie mir einem kurzen Ruck zurück.

„Lass los", forderte sie mit vor Wut bebender Stimme.

„Den Punkt hatten wir doch schon.", ließ ich sie gelangweilt wissen. Sie würde sowieso zurückkommen, sie konnte es sich nicht leisten, den Job bei mir zu schmeißen.

„Fick dich.", entfuhr es ihr, ehe sie sich geschickt von mir losmachte, mich keines weiteren Blickes würdigte und mit erhobenem Kinn in Richtung Bahnstation davon lief. Überraschend elegant bewegte sie sich auf ihren High Heels und für den Bruchteil von Sekunden sah ich ihr hinterher.

Das Lachen meiner Jungs drang an mein Ohr.

„Sie hat dir gegeben, Fratello.", meinte Sale lachend.

„Weil ich nicht wieder ausfallend werden wollte.", gab ich zurück.

„Weil du es nicht mehr gewohnt bist, dass eine Frau nicht nach deiner Pfeife tanzt.", sagte Agic trocken. „Deine ganzen Nutten haben dich gefickt im Kopf."

„Sie steht halt nicht auf dich nur, weil du RAF Camora bist. Es gibt also tatsächlich noch Frauen, die immun gegen dich sind.", prasselten wieder Sales Worte auf mich ein.

Sale und Agic kannte ich am längsten von allen, zusammen mit Joshi. Mit allen dreien hatte ich einen großen Haufen Scheiße durch und jedem von ihnen hätte ich ohne zu zögern mein Leben in die Hand gegeben. Sie waren mir wichtig, sie waren die Familie die ich mir ausgesucht hatte, meine Gang und die, deren Meinung ich mir anhörte und annahm.

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt