Kapitel 21

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Kapitel 21

Aurelia Bergmann


Seufzend hockte ich mich zu Kathy auf unsere Eckbank.

Ich war wirklich zerrissen, in dem Moment, in dem Raphael meine Wohnung verlassen hatte. Wie würde es weiter gehen? Ich war mir so ziemlich sicher, dass er sich nicht melden würde. Da war sie, diese dämliche, innere Stimme, die zuvor von meinen Trieben und meiner inneren Verblendung in Schach gehalten worden war. Gott, was ich dämlich. Als wäre ich ein kleines, naives Mädchen hatte ich mich von ihm blenden lassen. Ein wenig Lächeln, ein wenig bestimmt sein. Ein wenig schöne Augen machen und es war um mich geschehen gewesen. Voller Stolz konnte ich mich also in die Reihe der Errungenschaften des Raphael Ragucci einreihen. Mir einen Orden dafür anstecken lassen, dass ich jetzt auch eine der Vielen war. Je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr begann ich, mich in Grund und Boden zu schämen.

„Doch. Das war mein Ernst.", antwortete ich, sah, wie sie entgeistert den Kopf schüttelte, ehe ich mein Gesicht in meinen Händen

„Ich weiß, dass es nicht produktiv ist, wenn ich sage, dass du spinnst. Aber offiziell spinnst du, Aurelia Bergmann.", erklärte sie mir feierlich. „Dieser Typ, von dem du selbst sagst, dass er ein absolutes Arschloch ist. Unfassbar, wo hast du deine Emanzipation gelassen? Was hat er gemacht, um dich rumzukriegen? Was ist mit Rahel?"

„Scheiße, ich bin peinlich, oder?", murmelte ich. „Ich darf dir gar nicht erzählen, was vorher alles passiert ist, Kathy.", murmelte ich betreten. Rahel. Er hatte keine drei Stunden vorher Sex mit Rahel gehabt. Es war ihm- und zugegeben in diesem Moment auch mir- völlig egal gewesen, hätten wir ein Gummi gehabt, hätte er mich genauso ungerührt flachgelegt, wie Rahel auch. Wobei...

„Ich glaub, ich will es nicht genau wissen, denn ich denke, ich muss dir sonst den Kopf abreißen. Relia, du benimmst dich genauso, wie die Frauen, die du sonst so gern für ihre Naivität verurteilst. Ich bin die Letze, die etwas gegen unverbindlichen Sex hat. Aber musste es dieser Ragucci sein? Wie er hier schon reingekommen ist- ein Typ, den man anguckt und bescheid weiß."

„Ragucci? Ehrlich jetzt?" Wie auf Kommando kam Mila in die Küche- hörte seinen Namen und saß prompt bei uns am Tisch. „War er derjenige, der bei dir war? Du weißt, dass wir hellhörige Wände haben." Mila grinste ein wenig beschämt. Auch mir war bewusst, dass man in dieser WG manchmal mehr von den Mitbewohnern mitbekam, als es sein musste- und Mila bewohnte das Zimmer neben dem Meinen.

„Hm.", machte ich zur Bestätigung, zog die Lippen kraus.

„Ist das mit ihm und Rahel schon wieder vorbei?", wollte Mila wissen woraufhin ich den Kopf schüttelte. „Nee.", antwortet ich einsilbig, blies Luft in meine Wangen und stieß diese geräuschvoll wieder aus.

„Brauchst mir nicht zu sagen, dass ich nicht mehr alle hab. Hat Kathy schon erledigt.", grummelte ich. „Und ich weiß es selber."

„Du hast sie wirklich nicht mehr alle.", wiederholte Kathy. „Wie geht's jetzt weiter?"

„Er geht für ein paar Wochen nach Wien um da zu arbeiten. Mit Rahel.", berichtete ich. „Also wird da nichts weiter gehen. Ich soll mich nur weiterhin um seine Wohnung kümmern."

„Das ist eine Hausnummer." Kathy musste es nicht weiter ausführen, ich wusste, was sie mir sagen wollte. Kurz sahen wir uns an, ehe sie sich erhob. „Ich muss jetzt los in due UNI, hab noch ein Projekt fertig zu stellen. Relia: Versprich mir, dass du ihm nicht hinterher rennst, wie ein Hund. Das Kind ist in den Brunnen gefallen aber du musst nicht den Rest deiner Würde auch noch verlieren."

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt