Kapitel 13

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Aurelia Bergmann

Kapitel 13

„Rahel?", fragte ich. Ich blies meine Wangen ein wenig auf und stieß hörbar Luft aus. Das tat weh und ich musste das verdauen.

„Rahel.", bestätigte er. Er drehte sich ebenfalls auf den Rücken, griff nach seinem Handtuch, welches ihm neben ihm auf dem Bett lag und bedeckte sich. Ich fühlte mich schäbig, weil ich ihn so ungeniert angefasst hatte. Wie dämlich war ich bitte? Dämlich, erbärmlich und ich wollte am liebsten wieder abhauen. Als ob er seine Meinung über mich so plötzlich änderte. Hieß schon was, wenn in Mann deine Hand quasi wider aus seine Hose nahm. Und das trotz Latte.

Unendlich peinlich. Wie eine ungefickte Jungfer.

„Sorry, dass ich...", wisperte ich mit heißen, roten Wangen. Ich hoffte, dass ihm nicht irgendein dämlicher Kommentar einfiel. Doch der blieb aus.

„Alles okay.", sagte er nur. Wir beide sahen an die Decke. Er war nicht von mir weggerückt, Wärme ging von seinem Körper aus.

„Wie kam das? Das mit Rahel. Du hast doch gesagt, dass du sie für oberflächlich hältst.", fragte ich, mir nicht sicher, ob ich das wirklich wissen wollte.

„Habe uns in den letzten Tagen getroffen. Passt doch.", antwortete er wenig aufschlussreich. „Sie ist hübsch und man kann gut mit ihr quatschen.", schob er noch hinterher.

„Sehr ausschlaggebend für eine Beziehung.", meinte ich und ich war mir sicher, dass ihm die Ironie in meinem Tonfall nicht entgangen war. Ich erinnerte mich an ihre Worte: Ich hatte Sex mit Raf Camora.

„Irgendwo muss ich anfangen.", gab er zurück. „Ich kann mich nicht ewig davor verschließen. Vor Beziehungen."

Er setzte sich auf, erhob sich aus dem Bett und ging in sein Ankleidezimmer.

„Oh, willst du mir jetzt doch dein Herz ausschütten?", antwortete ich. Ich atmete durch, ehe ich mich ebenfalls erhob. Wie ein Déjà-vu, als ich ihm in das Zimmer mit seinen unendlich vielen Klamotten folgte und mich in den Türrahmen lehnte, die Arme vor der Brust verschränkt.

Rahel würde den Anblick seiner ansehnlichen Kehrseite jetzt öfter genießen können. Es war doch logisch. Zwei gutaussende Menschen trafen aufeinander und es passte. Als würde das Universum immer wieder diese perfekten Menschen zusammenführen und jemand wie ich blieb außen vor. Für mich blieben die, die nett waren, die, die klug waren. Eigentlich ein Vorteil denn es entschied schließlich der Charakter, wer zusammen blieb. Aber ein guter Mann, der dann auch noch aussah wie Raphael, seine Ausstrahlung besaß und dazu noch seinen Kontostand hatte, gebildet und intelligent war- und das war Raphael definitiv, das musste ich ihm lassen, auch, wenn er ein Arsch war...

Ich konnte es drehen, wie ich es wollte: Ein Mann wie Raphael Ragucci würde niemals etwas an mir finden. Weil er eine andere Liga war. Eine bittere Erkenntnis – aber sie war wahr. Auf der einen Seite blieben mir somit zwar oberflächliche Arschgeigen erspart. Auf der anderen Seite musste es das Gefühl sein, welches in den Büchern, die ich las sooft beschrieben wurde.

Ich schüttelte den Kopf, wollte diesen Gedanken an unscheinbare Frauen, die das Interesse des reichen, sexy Bad Boys weckten, ihn von allem Bösen heilten und ihn verliebt machten um anschließend für immer glücklich zu sein nicht zu Ende denken. Das waren die unrealistischen Geschichten von Bella Swan, Tessa Yong und Ana Steele- nicht meine.

Mein Leben war keine Cinderella Story. Ich wollte emanzipiert sein, mir eine Karriere als Sängerin aufbauen, erfolgreich und glücklich werden. Irgendwann eine eigene Familie gründen und mich nicht von diesem Typen aus dem Konzept bringen lassen, der sich selten benehmen konnte und meine Kollegin fickte.

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt