Kapitel 41
Aurelia Bergmann
Ich hatte gewusst, wie er reagieren würde und war darum vorbereitet auf diese plötzliche Distanz, die er durch Mimik und Gestik zwischen uns aufbaute. Er rückte ein Stück von mir ab, setzte sich auf und ich schluckte trocken. Für einen Moment schwiegen wir beide.
„Du weißt, wie ich das sehe.", stellte er fest, nachdem er mich einen Augenblick lang angesehen hatte. „Ich bin weder in der Lage noch bereit für solche Gefühle und ich habe dir von Anfang an gesagt, dass es sowas zwischen uns nicht geben wird und es besser wäre, wenn du dich nicht in mich verliebst."
„Tja.", meinte ich und war überrascht, dass meine Stimme ein wenig verächtlich klang. „Das habe ich mir nicht selbst ausgesucht."
„Und ich habe mir nicht ausgesucht, dass es bei mir nicht so ist.", gab er kühl zurück. Er bemühte sich, mir das schonend zu sagen, das merkte ich. Obwohl es mir doch klar gewesen war, taten seine Worte weh.
„Aber Sex ging.", entfuhr es mir.
„Relia." Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Die Kinnlangen Strähnen standen von seinem Kopf ab, sein Ausdruck war ernst. „Es ist weder so, dass ich dich nicht schön finde, noch dass ich dich nicht gern habe und schätze. Aber soll ich dir sagen, dass ich mich verliebt habe, obwohl es nicht so ist?" Raphael sah mich von der Seite her an.
„Natürlich nicht. Aber du kannst nicht erwarten, dass ich es für mich hinnehme, dass meine Gefühle für dich sich geändert haben und ich damit einfach weiter mache, wie zuvor.", gab ich zurück. Es erstaunte mich, wie ruhig ich selbst war. Wahrscheinlich einfach nur, weil ich nichts anderes von ihm erwartet hatte.
„Das tue ich auch nicht.", erwidere er. „Ich kann es aber nicht erzwingen, selbst, wenn ich wollte und das tut mir Leid. Mein Fokus im Leben ist es momentan, an meiner Karriere zu arbeiten und meine Vergangenheit zu verarbeiten. Abgesehen von den fehlenden Gefühlen habe ich keine Zeit für etwas wie eine Beziehung."
Ich schluckte. Natürlich hatte er weder das Eine noch das Andere. Wir waren von Anfang an nicht für so etwas wie ein Märchen bestimmt gewesen. Aber zumindest war er ehrlich. Hatte es wirklich diesen kleinen Funken Hoffnung in mir gegeben, dass er meine aufkeimenden Gefühle erwidern würde? Scheinbar, denn sonst hätte ich sie wohl nicht ausgesprochen sondern wäre still und heimlich verschwunden.
Wenn ich daran dachte, dass ich vor Monaten noch voller Selbstzweifel geglaubt hatte, er würde mich nie als Frau sehen. Es war schon utopisch gewesen, dass ein Mann wie er eine so durchschnittliche Frau wie mich überhaupt ansatzweise attraktiv fand. Hatte ich je geglaubt, ich würde nicht an den Punkt kommen, an dem meine Gefühle mir einen Streich spielten, dafür, dass ich mich auf Raphael Ragucci eingelassen hatte?
Es war doch das Klischee schlechthin. Ich, die mittellose Künstlerin, alles andere als perfekt, traf auf den gutaussehenden, intelligenten und genauso verkorksten Multimillionär. Derjenige, der nach außen das Arschloch verkörperte aber tief in sich eine sensible, kaputte Seite hatte- ein großes Herz dazu. Ich war diejenige gewesen, die er anders behandelt hatte, als die Frauen, die er sonst traf, diejenige, die irgendwo einen anderen Status gehabt hatte, als die anderen. Und das aus irgendwelchen, wenig plausiblen Gründen.
Ich war diejenige, gegenüber der er übergriffig geworden war und diejenige, die dennoch erneut bei ihm war. Weil ich an ihn geglaubt hatte.
Müde seufzte ich, ehe ich mich aus dem Bett erhob. Dass ich mich verliebte bahnte sich erst an, es war der richtige Zeitpunkt, um zu gehen, bevor es wirklich weh tat. Raphael würde seine Meinung so oder so nicht ändern.
DU LIEST GERADE
In between /RAF Camora
FanfictionAurelia ist eine einfache, junge Frau und sucht nicht mehr, als einen weiteren Job als sie auf Raphael Ragucci trifft. Nach und nach erfährt sie, wer dieser große, athletische Mann, der so selten die Miene verzieht, tatsächlich ist. Und weiß nich...