In between /RAF Camora

Kapitel 7

Kapitel 7

Raphael Ragucci

„Und, Bruder? Bei dir mal etwas Neues im Bezug auf Frauen oder noch immer die selbe, alte Leier?", Joshi schob sich ein Stück seines Steaks in den Mund, kaute und sah mich dabei erwartungsvoll an. Wir waren in einem unserer Lieblingsrestaurants, ein paar Jungs meiner Gang und ich. Ständig tingelten wir zwischen Berlin und Wien hin und her, um Zeit miteinander verbringen zu können aber ich liebte das.

Joshi, mein Freund aus Jugendzeiten hatte sich gerade mit seiner langjährigen Freundin verlobt und ich freute mich wirklich für die Beiden. Liebe und Hochzeit waren schöne Sachen, wenn man denn die richtige Frau dafür hatte. Herzlich gerne werde ich das Amt des Trauzeugen für ihn übernehmen, ich mochte auch Dilara, seine Verlobte, unheimlich. Sie und Joshi passten zusammen, wie die Faust aufs Auge, sie taten sich gut und manchmal erwischte ich mich dabei, sie zu beneiden.

„Raf hat die Scheiße aufgegeben und wird Mönch." Shaho, der durch die Videos, die er für mich drehte, zur Gang gestoßen war, warf mir ein Grinsen zu. Das war genauso wahrscheinlich, wie Weihnachten und Ostern an einem Tag. Und Shaho hatte gut reden, der Kerl war gefühlt verheiratet, seit ich ihn kannte- und das war schon eine Weile.

Wenn ich ehrlich war, war ich bald der Letze meiner Jungs, bei dem es ernst wurde mit der Familienplanung. Inzwischen waren wir alle in unseren Dreißigern und eigentlich hätte ich am liebsten schon vor zehn Jahren Frau und Kinder gehabt. Doch Beides war der Preis, den ich für meine Kariere hatte zahlen müssen. Und inzwischen war ich so durch mit den Weibern, dass es auch für die nächste Zukunft nicht nach etwas halbwegs Ernstem aussah. Mein Status, das Geld, meine Karriere hatten es mir nicht leichter gemacht, das zu finden, wonach ich mich so tief in mir sehnte. Im Gegenteil , je mehr Menschen mir auf Instagram folgten, je mehr meine Songs auf Spotify gestreamt wurden umso mehr geriet ich an Frauen, die es mit mir nicht meinten. Verrückt eigentlich aber das Vertrauen in Liebe war mit jeder weiteren Frau, die sich billig und willig auf meinen Schwanz gesetzt hatte mehr und mehr verloren gegangen. Meine Wertvorstellungen waren abhanden gekommen und irgendwo hatte ich mein Leben angenommen, wie es war.

Ich hatte gern Sex, hatte gerne schöne Frauen und verdammt nochmal, ich hatte wirklich die schönsten Frauen in meinem Bett gehabt. Am Anfang hatte ich mich dafür gefeiert, hatte meine Freiheiten genossen. Doch je älter ich wurde, desto mehr sehnte ich mich eigentlich danach, anzukommen. Wenn ich zum Beispiel sah, wie der Babybauch von Hamudis Frau größer und größer wurde, begann es sich manchmal, in meinem Kopf zudrehen.

All das behielt ich jedoch tief irgendwo in meinem Herzen. Eingefroren, verschlossen. Das musste keiner wissen.

„Alles beim Alten, Joshi.", antwortete ich endlich. „Hab keine Zeit für Beziehungen. Aber hatte neulich ein hübsches Mädchen aus einem Café."

Ich grinste. Rahel war bildhübsch und mit einem Fingerschnipp zu haben gewesen. Meine Putze Aurelia hatte es mir bestätigt- Rahel hatte von mir geschwärmt. Ein wenig Bestätigung für mich -ficken konnte ich.

„Wenn du meinst, dass das der richtige Weg ist.", antwortete Joshi schulterzuckend und für einen Moment sahen wir uns an. Er war fast schon spießig geworden in den letzen Jahren. Vorbei waren die Zeiten der RoadTrips nach Amsterdam, auf denen er schon nach einem Joint gejammert hatte, sobald wir die Stadtgrenze des Starpunktes hinter uns gelassen hatten. Wir waren alle irgendwo alt und ein wenig vernünftiger geworden.

Ich ging nicht darauf ein, wand mit lieber an Sale und Agic um sie nach den Plänen für ihre Partyreihe, die sie in österreichischen Clubs starten wollten, auszufragen. Auch, um vom Thema Raphael Ragucci und leichte Frauen abzulenken.