Kapitel 8

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Kapitel 8

Aurelia Bergmann

„Sag mal, Ragucci. Bist du irgendwie nicht ganz dicht?"

Fassungslos stand ich im Nieselregen, vor dem Restaurant, in dem ich bis vor fünf Minuten einen halbwegs guten Abend verbracht hatte. Bis Ragucci gekommen war und aus einem mir nicht ganz so erkenntlichen Grund einen Aufstand angezettelt hatte.

„Der Typ ist ein Spast, sei froh, dass er weg ist.", meinte Raphael ernst. Seine Mimik kühl wie eh und je. Er sah aus seinen dunklen Augen auf mich herunter, griff in die Tasche seiner Jogginghose und zog eine Schachtel Zigaretten heraus, aus der er sich eine nahm und diese anzündete. Er stieß den Rauch aus, ich drehte mich weg, damit ich ihn nicht abbekam.

„Man, geht's?", fuhr ich ihn an und erntete dieses überhebliche Lachen, mit dem er mich schon einmal angesehen hatte, als er der Meinung gewesen war, ich würde sein ekelhaftes Zeug wegräumen.

Ich hatte wirklich geglaubt, diese Arroganz hätten wir hätten diese Arroganz hinter uns gelassen. Scheinbar hatte ich mich getäuscht.

„Was er über die Jungs gesagt hat ging nicht, sehe ich ein. Aber ich brauche keinen überheblichen Macho, der meint er müsse Dinge für mich regeln. Du kannst dich nicht einfach in die Dinge von anderen Leuten einmischen.", machte ich ihm deutlich. „Ich kann ihm auch selber sagen, was ich von seiner politischen Gesinnung halte.", fauchte ich. Die Wut kochte in mir hoch, als er mich süffisant grinsend ansah.

„Und dann wärst du trotzdem mit ihm nach Hause gefahren und er hätte ich gefickt. Sei dankbar, ich war deine Rettung.", antwortete er, nicht, ohne auch nur ein bisschen weniger blöd zu grinsen.

Arschloch, ehrlich. Am liebsten hätte ich ausgeholt und ihm das Lachen aus dem Gesicht geprügelt. Ich war sauer. Richtig sauer.

Dass Michael nicht die Bombe war, war klar. Und die hellste Kerze auf der Torte war er auch nicht, spätestens sein Spruch über die Freunde von Ragucci war der Beweis dafür gewesen. Aber dennoch konnte ich nach Hause gehen, mit wem immer ich wollte.

„Was bildest du dir ein, dich in meine Angelegenheiten einmischen zu dürfen, verdammt nochmal? Wir haben uns wie oft gesehen im Leben? Fünf Mal? Wir haben nichts Privates miteinander zu tun, es geht dich nichts an, mit wem ich nach Hause gehe."

„Ach so, und du darfst mir Ansagen machen über Frauen, die ich ficke?" Ich ballte meine Fäuste. So dämlich konnte Ragucci doch wohl nicht sein, dass er scheinbar noch immer nicht begriffen hatte, worum es mir gegangen war.

„Raphael, nochmal für die nicht so hellen Kerzen am Leuchter:", entfuhr es mir wütend. Mein Herz schlug bis zum Hals, weil ich wütend war und mich diese Auseinandersetzung mit ihm nicht kalt ließ. Denn ich war mir sicher, dass er in der Lage war, mich verbal so fertig zu machen, dass mir erneut die Tränen in die Augen schießen würden. So, wie beim letzen Mal. Ich musste das hier gewinnen.

„Sag mal Sale, hat sie ihn gerade indirekt als dumm bezeichnet?", hörte ich einen der Männer aus der Gruppe sagen. Die Männer, die mit ihm in dem Restaurant gewesen waren. Allesamt Südländer, lässig gekleidet und sie sahen nicht aus, wie die Sorte Männer, mit denen ich vorzugsweise unterwegs war. Passten aber irgendwie zu Ragucci.

Gelächter von dem Typen, der wohl Sale war folgte. „Hat sie."

Ragucci hingegen sah mich erwartungsvoll an.

„Du bist scheiße mit den Mädels umgegangen. Und Michael war nicht nett, obwohl die Jungs sich tatsächlich wie die Letzen benommen haben. Aber erstens kann ich das selber regeln und zweitens kann ich vögeln wen ich will."

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt