Kapitel 3

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Kapitel 3


Aurelia Bergmann


Zufrieden nickte ich einmal mit dem Kopf, als das Donnerwetter ausblieb und ich stattdessen das Rauschen von Raguccis Dusche vernahm. Dann wandte ich mich ab, machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer.

Die Laken seines Bettes waren zerwühlt- Kunststück, wenn er darin die Nacht über einen Dreier geschoben hatte. Seine Klamotten lagen auf dem den Boden verteilt, angebrannte Kerzen standen auf dem Regal über dem Bett. Wenigstens hatte er es romantisch herrichten wollen. Die kleinen, roten Kondomverpackungen lugten unter dem Bett und zwischen den Laken hervor. Zumindest schützte er sich und die Frauen. Wenigstens etwas. Mal sehen, wie viele ich fand. Unterdrückt kicherte ich bei meinen sarkastischen Gedanken und ich ging in Richtung Fenster. Die Jalousien waren noch verschlossen, die Luft war dick und es roch nach Sex.

Drei Erwachsene und keiner von ihnen war in der Lage, das Fenster zu öffnen. Haha. Das war das erste, was ich tat. Jalousien hoch, Fenster weit auf und ich nahm einen tiefen Atemzug der kühlen Luft. Seufzend machte ich mich daran, den Boden frei zu räumen. Das Bett würde ich neu beziehen. Sollte Ragucci nicht irgendeinen strangen Fetisch haben, würde er wohl nicht noch eine Nacht in den dreckigen Laken schlafen wollen. Raguccis Wäsche landete in der Wäschetrue, ehe ich beherzt nach der ersten Bettdecke griff.

„Bah!", stieß ich hervor. „Bah!!", entfuhr es mir ein zweites Mal und ich ließ die Bettdecke zurück auf die Matratze fallen, als hätte sie mir einen Stromschlag verpasst. Ich schüttelte meine Hände und aus und ich glaube, ich hüpfte sogar ein paar Mal auf der Stelle. Ich wette, dass mein Blick Bände sprach. Verpackungen waren okay. Nicht schön, aber okay. Doch zumindest hätten die Drei die benutzen Gummis in die verdammte Mülltonne werfen können. Oder zumindest in ein verfluchtes Taschentuch. Was hatte ich am Vortag nochmal gedacht? Ragucci zwar ein Chaot aber keine absolute Drecksau? Der Eindruck schwand beim Anblick des durchgenudelten Schlafzimmers.

„Alter.", murmelte ich. Angeekelt ohne Ende und das hieß schon was, denn ich ertrug viel. Nicht, weil ich prüde war oder Sonstiges. Ich glaube, jeder halbwegs gescheite Mensch versteht mein Problem mit benutzen Kondomen fremder Leute. Bah.

„Gibt's ein Problem, Ginger?" Ich erschrak, als seine Stimme zum zweiten Mal an diesem Morgen wie aus dem Nichts erklang und fuhr herum. Er hatte scheinbar ein Talent dafür, still und leise aufzutauchen. Ragucci stand in der Tür. Das dunkle Haar war nass, viel ihm ins Gesicht. Die Wassertropfen liefen über seinen nackten, trainierten Oberkörper und verschwanden im weißen Stoff des Handtuchs ums seine Hüfte. Der Anblick, mit dem er wahrscheinlich die ein oder andere Frau rumbekam. Kurz ließ ich meinen Blick über seinen Körper huschen. Und so, wie er aussah registrierte er meinen Blick.

„Bis auf, dass ich hier scheinbar in einer Kommune voller Nudisten gelandet bin...", begann ich, die Arme vor der Brust verschränk. Ragucci verzog keine Miene. Ob der Typ wohl wirklich herzlich lachen konnte? So etwas, was mal ein Schmunzeln werden könnte, hatte ich gesehen. Aber so wirklich lachen? Ausgelassen sein? Konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

„Ragucci, ich bitte dich inständig, eure benutzen Kondome selbst aufzusammeln. Ich mache ja Einiges. Aber das ist ekelhaft." Ich löste meine Arme aus der Verschränkung, trat einen Schritt zur Seite und machte eine ausladende Bewegung mit der Hand über das Bett.

„Warum?", fragte er. Verdammt nochmal, ich mochte diese Stimme. Aber das war auch das Einzige. Ich war mir nicht sicher, ob ihn Ragucci mögen sollte oder nicht. Doch in diesem Moment tendierte ich eher zu Nein. „Das ist dein Job."

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt