Kapitel 46

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Kapitel 46

Aurelia Bergmann


Es war schon das Gefühl einer gewissen Vertrautheit, als ich am nächsten Morgen neben ihm aufwachte. Wie immer hatte er nur in seiner Boxershorts geschlafen, seine Klamotten lagen unordentlich auf meinem Fußboden und er hielt mich im Arm. Hitze ging von ihm aus, leicht hatte er an mir gerüttelt, damit ich aufwachte. Er sah müde aus, dunkle Ringe unter den Augen und das Haar ein wenig zerzaust. Er hatte wohl nicht allzu viel geschlafen in vergangene Nacht.

„Morgen.", murmelte Raphael, seine Stimme wie immer nach dem Aufwachen etwas rauer als sonst.

„Morgen.", antwortete ich leise. Ich wollte näher zu ihm rücken.- tat aber das Gegenteil. Je näher er mir kam um so heftiger klopfte mein Herz. Die Zeit hatte nichts verändert, obwohl ich es geglaubt hatte. Er löste noch immer die selben Gefühle in mir aus, wie in Kroatien- verfluchte Scheiße. Wie sollte ich so ein Kind mit ihm bekommen? „Konntest du schlafen?", wollte ich wissen und er verzog ein wenig die Mundwinkel.

„Etwas. Dein Bett ist echt unbequem.", meinte er. „Selbst für mich. Und ich habe viel nachgedacht.", ließ er mich dann wissen.

„Sorry, du Prinzessin auf der Erbse.", gab ich zurück und musste unwillkürlich grinsen. „Das nächste Mal kannst du in der Präsidentensuite übernachten." Er lachte leise, schubste mich ein wenig an. Natürlich wusste ich, dass mein Bett unbequem war- aber sonst erzählte er doch immer, dass er problemlos überall schlafen konnte.

„Ich geb dir gleich Prinzessin.", meinte er. „Ich kann eigentlich sogar...."

„Jaja.", unterbrach ich ihn. „In einem Schuhkarton schlafen."

„Richtig."

„Worüber hast du nachgedacht?", wollte ich dann wissen.

„Darüber, wie süß du aussiehst, wenn du schläfst.", versuchte er, locker zu sein. Doch ein Blick von mir reichte und er wurde wieder ernst. „Darüber, wie du dich entscheidest, darüber wie die Zukunft aussieht."

Entscheidung. Zukunft. Mir wurde übel und das nicht nur wegen der Schwangerschaftshormone.

„Warte kurz.", murmelte ich, ehe ich mich aus dem Bett erhob und schnurstracks ins Bad verschwand. Diese Morgenübelkeit war schrecklich. Und das Schlimmste war, dass einem nicht nur Morgens übel war. Sondern auf Mittags um dreizehn, Abends um neunzehn und nachts um zwei Uhr, wenn man Pech hatte. Eher nach dem Motto: Morgen ist mir übel.

Wie sooft in den letzten Tagen übergab ich mich herzhaft, obwohl ich noch nicht mal etwa gegessen hatte. Ich hörte, wie die Tür hinter mir geöffnet wurde, gefolgt von Kathy Stimme.

„Sei wenigstens so respektvoll und zieh dir was an, wenn du hier rumläufst.", vernahm ich bissig.

„Bei meiner Figur reicht Jogginghose. Vielleicht zieh ich mir das nächste Mal mehr an, damit du nicht so starren musst.", gab Raphael in seinem so arroganten und überheblichen Tonfall, denn ich schon so ewig nicht mehr gehört hatte.

„Wie asozial und frech du einfach bist. Unglaublich.", keifte Kathy. „Relia ist viel zu gut für dich."

„Neidisch auf sie?"

„Raphael! Kathy! Hört auf!", fuhr ich dazwischen. Er zeigte sich von seiner besten Seite- super. Und Kathy genauso. Für so ein Theater hatte ich nun wirklich keine Nerven.

Ich drückte die Spülung, erhob mich zitternd und schwankte ein wenig zum Waschbecken, sah ein paar Sternchen. Kotzen am frühen Morgen war nicht gut für den Kreislauf. Raphael reagierte, kam zu mir herüber und griff meinen Arm.

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt