Kapitel 52

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Kapitel 52

Aurelia Bergmann

„He, Ginger!"

Noch ehe ich die Lounge, in der Raphaels Party stattfand so recht betreten hatte, rannte ich gegen gute zwei Meter Mann und fand mich in einer festen Umarmung wieder.

„Eigentlich muss ich He Ginger und He Mini- Raphael sagen.", hörte ich Johns Stimme an meinem Ohr.

„Woher weißt du, dass es ein Raphael wird und keine Raphaela?", fragte ich, während ich an seine Brust gedrückt wurde. Er roch nach Parfum und einem Hauch Gras- wie immer. Ich musste Grinsen, dieser Typ schaffte es, mir nur mit seiner Anwesenheit gute Laune in mir hervorzurufen.

„Weil Jungs Jungs machen. Und Männer Mädchen. Siehst du an meinem Beispiel." Frotzelte John und lacht. „Und bitte nennt das Kind nicht Raphaela."

„Sei froh, dass Rapha das nicht gehört hat.", schmunzelte ich und wurde aus seiner Umarmung entlassen. Konnte mich das erste Mal umsehen, in der Hotelbar. Es waren viele Menschen gekommen, Freunde und Bekannte, Geschäftspartner von Raphael. Ein paar Typen mit Kameras, scheinbar vereinzelte Journalisten . Einige der Gesichter kannte ich bereits, viele waren mir völlig fremd. Ein Teil von ihnen war erst wenige Stunden zuvor mit Raphaels eigens zu diesem Zweck gecharterten Jet mit uns von Berlin hergeflogen. Es war Wahnsinn, welches Ausmaß diese Party genommen hatte. Fast das gesamte Luxushotel war dafür dicht gemacht worden.

Das Licht gedimmt, Musik, die so typisch für Raphael war, dass mir klar war, dass er seine Finger bei der Auswahl im Spiel gehabt hatte, klang aus den Lautsprechern.

Ich sah Joshi, Sale und Raphaes Schwester am anderen Ende des Raumes an der Bar, während Raphael selbst irgendwo in der Menge verschwunden war. Ich war ein paar Minuten nach ihm aus dem Hotelzimmer gegangen, hatte etwas gebraucht, um die Situation in der Suite einzuordnen

„Alles gut bei euch?", fragte John forschend und sah auf mich herunter. „Raf hatte miese Laune, als er runter kam."

„Warum sollte es nicht gut sein?", fragte ich woraufhin der Hamburger skeptisch das Gesicht verzog. Er glaubte mir nicht. „Es wird Zeit, dass ihr das zwischen euch ein für alle Mal regelt. Es kommt mir zum Hals raus, dass ihr umeinander rum schleicht und nicht zum Punkt kommt. Und dabei bin ich nicht mal der Dumme, der das Theater jeden Tag mitbekommt. Frag mal Abudi- wette, der sagt das Selbe. Und scheiße- jetzt habe ich zu viel gesagt."

„Oh Johnny...", jetzt war es an mir das Gesicht zu verziehen, denn Johns kleiner Ausbruch nagte an meinem Nervenkostüm. Warum hielt er mir diesen Vortrag und nicht Raphael? War ich nicht diejenige gewesen, die eine Chance nach der anderen verteilt und die Raphael mit Füßen getreten hatte? Hätte er gewollt- er hätte gekonnt und dass er ein Fass aufmachte, in dem Moment, in dem es zu spät war, war nicht mein Problem.

„Ich weiß nicht, was du meinst. Er hätte alles haben können und er soll nicht jetzt mit irgendwelchen halbgaren Versuchen ankommen, um mir meinen Freund auszureden.", knurrte ich. „Wird er sowieso nicht schaffen."

„Also hatte ich Recht und ihr oben in der Suite eine Debatte.", schlussfolgerte John und mir fiel auf, dass ich mich unwillkürlich verraten hatte. Innerlich klatschte ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn. Auch Raf ist nicht unfehlbar." Er sah durch den Raum und ich folgte seinem Blick. Raphael war wieder aufgetaucht, saß auf einer schwarzen Ledercouch- schwarzes Shirt, das Haar mit seinem Haarreifen nach hinten frisiert- er sah wirklich gut aus an diesem Abend und wirkte auch ganz und gar nicht schlecht gelaunt. Abudi und ein paar seiner anderen Jungs waren bei ihm, ein paar hübsche Frauen saßen um ihn herum, mit denen er sich munter unterhielt. Frauen, die ein ganz anderes Kaliber waren, als ich es war, wie ich feststellte. Lange Zeit hatte ich verdrängt, mit welchem Typ Frau Raphael sich sonst abgab und vor allem hatte ich verdrängt, wie gewaltig der Unterschied zwischen diesen Frauen und mir war. Unwillkürlich versetzte es mir einen Stich, als mir bewusst wurde, wie sehr ich dagegen abfiel. Es war kein Wunder, dass ich nie seine erste Wahl gewesen war.

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt