Epilog
Raphael Ragucci
April 2020
„Ah, Scheiße! Rico!", entfuhr es mir.Ich machte einen schnellen Schritt zur Seite und es plätscherte, als mein Sohn im hohen Bogen von der Wickelkommode aus auf das Parkett in unserem Schlafzimmer pinkelte. „Bombe!" Ich sah das Baby vor mir an, blickte auf die Pfütze auf dem Boden und zurück in das Gesicht des Kleinen.
Zuckersüß, meine etwas dunklere Haut, mein dunkles Haar und ihre blauen Augen, aus denen er mich unschuldig ansah. Ich war mir sicher, dass er gelacht hätte, hätte er das schon gekonnt.
Aurelias helles Lachen erklang hinter mir und ich drehte mich herum. Sie lag in unserem Bett, ihr rotes Haar fiel ihr ungekämmt über die Schultern, sie sah ein wenig müde aus und dennoch war sie die schönste Frau der Welt für mich. Ich liebte sie nur noch mehr, seit ich dabei gewesen war, wie sie unseren Sohn zur Welt gebracht hatte. Unendlich stolz war ich auf sie, beeindruckt, wie cool und tapfer sie während der Geburt gewesen war. Sie hatte mir das schönste Geschenk der Welt gemacht und irgendwo konnte ich es noch immer nicht fassen, dass sie und ich ein Paar und Eltern waren.
Es waren beschissene Zeiten, zu denen Rico geboren worden war. Wir saßen quasi seit Wochen in Wien fest aufgrund einer weltweiten Pandemie. Anfang März war ich noch in Barcelona gewesen und irgendwie geistesgegenwärtig hatte ich in einer Nacht und Nebelaktion Agic und Sale nach Berlin geschickt, um Relia nach Wien zu holen. Mein Gefühl hatte mich nicht getrübt und als wären wir im Krieg waren nur zwei oder drei Tage nachdem Relia angekommen war, die Grenzen dicht gemacht worden. Mir wurde noch immer übel, bei dem Gedanken, was wäre, wenn meine Freundin in diesem Moment allein in Berlin gewesen wäre, weil weder sie noch ich ausreisen durften.
Rico war zwei Wochen früher als geplant geboren und ich hatte einfach nur Glück gehabt, mit in den Kreißsaal zu dürfen, denn auch dort griffen Maßnahmen gegen die Virusausbreitung und Vätern war es eine Weile verwehrt gewesen, bei der Geburt dabei zu sein. Ich war unendlich froh, das miterlebt zu haben und auch Relia war erleichtert gewesen, nicht ohne mich dadurch zu müssen. Sie hatte ambulant entbunden, denn ich hätte sie auch auf der Station nicht besuchen dürfen und so waren wir schon ein paar Stunden nach der Geburt wieder zu Hause gewesen.
Irgendwie war es schön, keine Termine wahrnehmen und nicht durch die Welt jetten zu können, denn was wir in diesen Tagen hatten, war Zeit. Zeit, in der wir als Familie zusammen wuchsen. Ich hätten nie geglaubt, soviel Liebe empfinden zu können, wie ich es für die Beiden tat und irgendwie war es Balsam für meine Seele, zu wissen, zu welchen Gefühlen ich fähig war.
„Na, ging die Fontäne los?" Schadenfroh grinsend sah Relia mich an. Sie war in der Nacht mehrfach wach gewesen, um Rico die Flasche zu geben, während ich mal wieder alles verpennt hatte. Darum hatte ich den Frühdienst übernehmen wollen, damit Relia noch wenigstens eine oder zwei Stunden Schlaf bekam. War wohl schief gegangen. Irgendwie hatte sie es besser drauf als ich, diese ganze Rundumversorgung.
„Nicht witzig.", knurrte ich.
„Du sollst auch ein Tuch über sein Ding legen, wenn du ihn wickelst mein Schatz." Sie schmunzelte, schob die Decke beiseite und stieg aus dem Bett. Sie trug nur ein Shirt von mir, welches ihr ein wenig zu groß war. Sie hatte Glück gehabt, hatte während der Schwangerschaft nur ein paar Kilo zugenommen, die nach der Geburt wieder verschwunden gewesen waren. Beinahe hatte sie ihre gewohnte Figur zurück, obwohl ihr Körper sich verändert hatte. Ein Punkt, bei dem sie mit sich haderte, ihr Bauch war noch weich und von ein paar Dehnungstreifen überzogen. Ich wusste, dass sie deswegen unzufrieden mit sich war. Ich hoffte, ihr glaubhaft das Gefühl zu geben, dass ich sie noch immer schön und anziehend fand, vielleicht sogar noch ein Stück mehr als zuvor. Relia hasste es, wenn man ihr sagte, dass diese Veränderungen doch einen positiven Sinn hatten, da sie ein Kind in sich getragen und zur Welt gebracht hatte. Sie meinte, sie dürfte die Streifen trotzdem scheiße finden.
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In between /RAF Camora
FanficAurelia ist eine einfache, junge Frau und sucht nicht mehr, als einen weiteren Job als sie auf Raphael Ragucci trifft. Nach und nach erfährt sie, wer dieser große, athletische Mann, der so selten die Miene verzieht, tatsächlich ist. Und weiß nich...