Kapitel 49

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Kapitel 49

Raphael Ragucci

„Du warst großartig."

Irgendwie war ich in einem gewissen Maße stolz auf Relia, als sie durch die Hintertür der Staatsoper hinaus in den späten Abend trat, ihren leichten Mantel über den Arm gehangen, noch ihr kräftiges Bühnen Make up im Gesicht, das Haar ein unordentliche Knoten - aber sie strahlte übers ganze Gesicht. Auch, wenn sie müde aussah.

„Danke.", murmelte sie, blieb vor mir stehen, ehe sie mich umarmte. Fest und einen Moment zu lange. „Gut siehst du aus." Relia lächelte, sah an mir herunter. Ich hatte mich, passend zum Anlass, ordentlich angezogen und meine Jogginghose zu Hause gelassen. Ich trug so selten Anzug, dass es auch für mich ungewohnt war. Aber je besser die Plätze im Saal umso ordentlicher sollte man in meinen Augen in der Oper angezogen sein. Mir war es wichtig, gut gekleidet zu sein, undenkbar, im Alltagsoutfit dort aufzutauchen.

Ich verkniff es mir, das Gesicht zu verziehen, als Theo hinter ihr durch die Tür kam. Relia drehte sich kurz herum, ich straffte die Schultern. Der Typ war in etwa so alt wie ich selbst und doch fand ich, dass er um einiges älter aussah. Spießig, auf jeden Fall. Ein ganz anderer Typ Mensch und Mann als ich es selbst war. Aber ich musste mich zusammen nehmen. Für Relia und für unser Kind.

„Ah. Der Herr mit der motorisierten Schwanzverlängerung...äh...dem Ferrari.", tönte er grinsend und es dauerte den Bruchteil von Sekunden, damit eine gewisse Aggressivität in mir hochkochte. Er stellte sich hinter Relia, legte seinen Arm besitzergreifend um ihre Schultern und zog sie an sich. Ich kannte meinen Ginger inzwischen gut genug um zu sehen, dass sie das nicht unbedingt wollte. Wenn auch minimal, sie spannte sich an. Doch ich sagte nichts, wusste, dass sie an die Decke springen würde, wenn ich ihr mit guten Ratschlägen kam. Das war Taktik.

„Wo hast du den Wagen? Zurück bei der Autovermietung?" Er fand sich scheinbar unglaublich witzig, lachte und Relia sah zu ihm hoch. Ich stellte mir vor, wie ich auf einer grünen Wiese Gänseblümchen pflückte, damit ich nicht ausfallend wurde. Wenn er sich nicht benehmen konnte- ich wollte es tun. Ausnahmsweise mal der sein, der es Relia einfach und nicht noch schwerer machte.

„Theo, lass das.", fuhr sie ihn an und duckte sich unter seinem Arm hinweg. Ich schluckte den Raphael Ragucci von den Straßen Wiens herunter und holte den erwachsenen Mann hervor, der ich durchaus auch war. Der Mann, dem ein Theo in einer Ewigkeit in keinster Weise das Wasser reichen konnte. Und dieses Wissen ließ mich herunter kommen. Der Typ kotzte mich an- unendlich, allein, weil er wohl sowas wie Relias Freund war und darum direkt auf meiner Abschussliste.

„Ah, der Wagen steht in der Garage beim Rest vom Fuhrpark. Wir müssen wohl oder übel miteinander auskommen- vielleicht nehme ich dich mal eine Runde im Ferrari mit." Relia sah mich überrascht an, hatte wohl mit einer anderen Reaktion gerechnet. „Und überhaupt- wir sollten es Reli nicht schwerer machen, als es ist, sie soll nicht zwischen den Stühlen stehen. Also sei freundlich, dann bin ich es auch.", sagte ich ernst. Ich straffte die Schultern, fing Theos Blick auf und schob die Hände in die Taschen meiner Anzughose.

„Natürlich sollten wir das nicht.", antwortete Theo ebenso kühl. „Obwohl du nur der Vater von ihrem Kind bist- ich werde freundlich sein."

Dieses kleine Wort, dieses nur war ein Stich in meinem Herzen. Aber ich war selbst schuld daran, also durfte ich mich nicht beschweren.

„Schön." Ich warf Theo einen letzte Blick zu ehe ich ihn ignorierte.

„Bist du soweit?", wandte ich mich an Relia und sie nickte.

„Wie jetzt?", fragte Theo und sah zu meiner Belustigung einigermaßen verwirrt aus.

„Relia fährt mit mir. Ich will nicht, dass die Mutter meines Kindes stundenlang mit den Öffentlichen nach Hause fahren muss." Ich zuckte lässig mit den Schultern. „Der Maserati dahinten ist sicherlich bequemer."

In between  /RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt