Kapitel 45
Raphael Ragucci
„Mila! Das hast du jetzt nicht wirklich gemacht, oder?"
Das Mädel mit den blonden Dreads stand in der Küche von Relias WG, fuhr herum, als Mila und ich in die Wohnung kamen. Fraktion Hippie, das hatte ich beim letzten Mal, als ich sie gesehen hatte bereits erkannt und genauso gespürt, dass sie aus Prinzip schon etwas gegen mich gehabt hatte. Sie sah mich missmutig und skeptisch an, musterte mich von oben bis unten. Kathy, ich war mir sicher, dass sie so hieß.
„Dass du dich hier noch her traust.", meinte sie kopfschüttelnd, ehe sie sich Mila zuwandte. Ich sagte nichts. Wahrscheinlich hätte sie in diesem Moment sogar ein einfaches Hallo von mir als Provokation empfunden, so feindselig, wie sie mich ansah.
„Mit ihm zu reden oder nicht war Relias Entscheidung.", fuhr sie Mila an.
„Du siehst doch, wie fertig sie ist.", antwortete Mila heftig. „Außerdem hat er ein Recht dazu es zu wissen."
„Du hattest aber kein Recht dazu, zu entscheiden, ob sie es ihm sagt oder nicht.", hielt Kathy dagegen und die beiden Frauen funkelten sich für einen Moment wütend an.
„Ist sie in ihrem Zimmer?", fragte ich einfach dazwischen und Mila nickte. Bevor noch eine der Beiden auf die Idee kam mich aufzuhalten, lief ich an ihnen vorbei. Mein Herz raste. Einmal, weil ich nervös vor meinem Gespräch mit Relia war und auf der anderen Seite, weil diese ganze Wohnung mich an diese unendlich beschissene Nacht erinnerte. Ich verschob den Gedanken daran soweit ich es konnte, als ich an Relias Zimmertür klopfte und einfach eintrat, als ich keine Antwort bekam.
Sie hatte die kleine Lampe auf dem Nachtisch eingeschaltet, lag eingekuschelt in ihre Bettdecke mit dem Rücken zur und schaute auf ihrem Smartphone ein Video. Sie zuckte kurz zusammen, als ich das Zimmer betrat und die Tür hinter mir verschloss.
„Hey.", sagte ich leise und sah, wie sie erstarrte, ehe sie sich ruckartig umdrehte.
„Was willst du hier?", fragte sie und klang dabei so ablehnend, wie ich es zuvor noch nie von ihr gehört hatte. „Wer hat es dir gesagt? Mila?", was das Nächste, was sie sagte und ich nickte knapp. Leugnen brachte sowieso nichts. Ich sah sie an, sie sah furchtbar aus. Ringe unter den geröteten Augen, das Haar unordentlich, sie war krankhaft blass, ihre Lippen trocken. Ihre Wangen irgendwie eingefallen. Relia seufzte tief, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, setzte sich ein Stück auf und lehnte sich mit dem Rücken an das Kopfende ihres Bettgestells. Unwillkürlich kam mir in den Kopf, welche Dinge wir in diesem Bett getan hatten. An die guten Dinge und an das, was ich getan hatte.
Kurz kniff ich die Augen zusammen, als etwas wie ein Flashback an den Abend vor meinem inneren Auge auftauchte.
„Darf ich reinkommen?", fragte ich dann überflüssigerweise.
„Bist doch schon drin.", meinte sie resigniert und hob die Hände in einer hilflosen Geste. Langsam bewegte ich mich durch den Raum, stand vor ihrem Bett.
„Darf ich?", fragte ich und deutete neben sie.
„Schuhe aus.", murmelte sie und ich gehorchte, ehe sie ein Stück zur Seite rückte und ich mich neben sie setzte. Ihr Blick war merkwürdig leer, ihre Miene völlig ausdruckslos und ich war wirklich erschrocken.
„Ich bin schwanger von dir und es gibt keinen Zweifel, weil es keinen außer dir gab mit dem ich...", brach sie mit brüchiger Stimme die Stille.
„Ich glaube dir das.", murmelte ich und es war noch einmal ein ganz anderes Gefühl, es von ihr selbst zu hören. Es machte das Ganze so viel realer. Ich sah an ihr herunter, mein Blick fiel auf ihren Bauch, in dem in diesem Augenblick noch unser Kind heran wuchs und ich musste dem Drang wiederstehen, meine Hand vorsichtig darauf zu legen.

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In between /RAF Camora
FanfictionAurelia ist eine einfache, junge Frau und sucht nicht mehr, als einen weiteren Job als sie auf Raphael Ragucci trifft. Nach und nach erfährt sie, wer dieser große, athletische Mann, der so selten die Miene verzieht, tatsächlich ist. Und weiß nich...