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Mit einem Schnaufen schob ich den letzten Karton meiner Palette in das Regal vor mir und fecherte mir etwas Luft zu. Wie ich diesen Job doch hasste!

Eigentlich war der Job im Supermarkt nur eine Notlösung gewesen um wenigstens ein bisschen über die Runden zu kommen, doch irgendwie war ich dann doch hängengeblieben und meine Notlösung dauerte jetzt schon fast drei Jahre an. Zum Glück endete meine Schicht in weniger als zwanzig Minuten. Ich ging noch einwenig durch den Laden und zog die Waren vor, zog mich um und verabschiedete mich nach einem kurzen Einkauf von meinen Kollegen ins Wochenende.

Auf dem Parkplatz war es schon dunkel und eine kühle Böhe ließ mich meine viel zu große Armeejacke enger um meinen Körper ziehen. Ich mochte den Winter, der so gut wie vor der Tür stand nicht, genauso wenig wie Weihnachten. Schlecht gelaunt lud ich meine Sachen in den kleinen Kofferaum meines Autos und stieg ein.

Nach einer stressigen Fahrt und nervigen Parkplatzsuche trug ich endlich meine Einkäufe nach oben in meine kleine Zweizimmerwohnung. Dunkelheit empfing mich nach dem ich aufgeschlossen hatte. Ich legte den Schlüssel auf meinen Schuhschrank, machte das Licht an und die Tür hinter mir wieder zu. Erschöpft räumte ich meine Einkäufe weg und ließ mich dann auf das Sofa fallen.

Endlich Ruhe.

Ich schloss die Augen und genoss die Stille um mich herum, bis mein Handy sich bemerkbar machte. Genervt sah ich auf den Anrufer, es war Chuck. Mit einem Grummeln ging ich ran, „Wenn es nicht wirklich wichtig ist Chuck, dann dreh ich dir den Hals um!", „Alles gut Jack", beruhigte er mich lachend. „Wenn du in den Proberaum kommst, erzähle ich dir ein paar krasse Neuigkeiten, die dich auch betreffen", ich sah auf die Uhr, 21:48 Uhr, „Wenn du wen verscheißern willst dann versuch es doch bei Jimmy", er lachte erneut, „Jack, hack nicht immer auf Jimmy rum. Er ist zwar Bassist, aber dafür kann er...Aua...Bastard!", hörte ich durch das Telefon. „Jack komm bitte her, wir haben was zu feiern!", ich rollte mit den Augen, was konnte bitte so toll sein!?, „Okay, ich komme", eigentlich hatte ich mir den Abend anders vorgestellt. Ich wollte es mir mit einer Flasche Rotwein und einem Buch auf meinem Sofa gemütlich machen, aber daraus sollte wohl nichts werden. Ich legte auf und zog mir was anderes an, dann machte ich mich auf den Weg zum Proberaum.

Als ich eintrat schlug mir der vertraute Geruch von Bier, Zigarretten und Gras entgegen. „Habt ihr mal was von Lüften gehört?", kopfschüttelnd zog ich meine Jacke aus und legte sie einen Raum weiter in die Toillette, wahrscheinlich der einzige Raum hier, der nicht nach Rauch roch. „Also was war jetzt bitte so wichtig, dass es nicht bis morgen warten konnte!?", ich sah die vier Jungs erwartungsvoll an. Jimmy, drehte die Anlage, die bis eben noch the Offspring gespielt hatte etwas runter, so, dass man sich normal unterhalten konnte. Ohne mich zu fragen, reichte Alessandro mir bereits ein Bier, welches ich dankbar annahm und einen großen Schluck trank.

„Also!", rief Chuck, der Sänger der Band aus, „Isaack, Trommelwirbel bitte!", angesprochener begann auf dem Tresen, der Kellerbar die neben dem Proberaum lag herum zu trommeln. „Also", begann Chuck erneut, „Wir, gehen auf Tour, mit fucking GREEN DAY!", ich verschluckte mich beinahe an meinem Bier und sah ihn nur mit großen Augen an, dann lachte ich, „Ja klar Chuck, wir haben zwar den ersten, aber nich April".

„Nein Jack, im ernst. Wir gehen in einem Monat mit denen auf Tour", „Wie schön für euch. Und das konntest du mir nicht am Telefon sagen? Wie kommt ihr inkompetenten Vollidioten eigentlich zu der „Ehre"? Und warum ausgerechnet Green Day!?", ich trank erneut aus der Flasche. „Beim letzten Gig, war so ein Typ und irgendwie haben wir dann unsere Nummern ausgetauscht, ich hatte das voll vergessen und vorhin hat er sich gemeldet und gesagt, dass wenn wir wollen, die Vorband für Green Day sein können für die nächste Tour.", „Naja", mischte Jimmy sich ein, „Du kommst natürlich mit", jetzt war ich baff.

„Nein, ich kann nicht, ich hab doch hier meinen Job, wie stellt ihr euch das bitte vor? Außerdem gehöre ich ja nicht mal zur Band", Isaac protestierte, „Du bist unser beschissener Roadie, natürlich kommst du mit!", „Nein, ich hab hier meine Wohnung und meinen Job, vergiss das Auto nicht. Ein paar Konzerte in der Umgebung und die Tour vor ein paar Monaten sind ja okay, aber ich kann nicht von Heute auf Morgen meinen Job wegen einer Tour die...bis wann geht die eigentlich?", „Also...ähm so circa ein Jahr", sagte Chuck jetzt etwas Kleinlaut. Ich schüttelte den Kopf, „Nein, tut mir Leid Jungs, aber ich muss passen. Ich kann nicht einfach für ein Jahr nicht arbeiten. Und was soll ich denn so lange mit der Wohnung machen? Und ihr wisst wie ich zu Green Day stehe". „Tu es für uns! Du musst dir ja nicht mal die Musik anhören. Und such dir doch einen Untermieter für die Zeit", schlug Jimmy jetzt vor, waow der konnte sogar mal denken! „Lasst es doch gut sein. Meine Entscheidung steht", mit Hundeaugen sahen sie mich an und es tat mir verdammt weh ihnen abzusagen aber es ging einfach nicht.

Trotzdem hatten wir noch einen super Abend zusammen. Erst jammten die Jungs etwas zusammen und ich saß daneben, trank Bier und hörte zu. Anschließend gingen wir in unsere Stammkneipe wo auch die Jungs ihren ersten Auftritt mit ihrer Band Negative Love hatten. Das war auch schon bestimmt vier Jahre her, aber sie hatten es geschafft. Von einer lausigen Schulband, wo der Schlagzeuger ein mehr als mieses Timing hatte, zu einer Lokal sehr beliebten Band aufzusteigen und jetzt offensichtlich sogar Vorband einer internationalen Band zu sein. Ich freute mich für die Jungs, keine Frage, aber in gewisserweise depremierte mich es auch wenn ich das so mit meinem Leben verglich. Ich hatte bis jetzt so gut wie nichts auf die Kette bekommen.

Wir feierten noch bis früh morgens ehe Chuck und ich zu seiner Wohnung wankten. Wir hatten beide ordentlich einen im Tee und ich hatte es für besser gehalten jetzt nicht mehr zu fahren oder alleine die Öffentlichenverkehrsmittel zu nutzen. Ich hatte schon oft bei Chuck geschlafen, er war so etwas wie mein bester Freund. Sein kleiner Bruder Liam, mit dem ich auch einmal gut befreundet war, wollte den Job als Roadie nicht machen und da wir zwei damals sowieso eigentlich immer zusammen im Keller seiner Familie saßen wenn die Band probte konnte ich mich auch nützlich machen und so kam es, dass sie mich auch zu Auftritten mitnahmen obwohl ich fast drei Jahre jünger war.

Chuck gab mir eins seiner Shirts und gab mir eine Zahnbürste. Müde ließ ich mich anschließend neben Chuck fallen und kuschelte mich an ihn. Er wusste wie anhänglich ich war, wenn ich getrunken hatte, „Jack such dir endlich n Freund", grummelte mein bester Freund ins Kissen. Ich rollte mit den Augen und pickste ihn in die Seite, was ihn erneut grummeln ließ. Ich lag noch etwas wach und sah a die Decke bis ich endlich in einen ruhigen und verdienten Schlaf fiel.

Hit the Road JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt