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Das Haus brannte lichterloh. Die Flammen loderten gen Himmel und erhellten die ansonsten tiefschwarze, sternenlose Nacht. Aus dem brennenden Haus waren verzweifelte Schreie zu hören, Kinder die weinten, hilflose Menschen, die eingesperrt waren, umringt von den alles verzehrenden Flammen, ohne Ausweg, ohne Hoffnung. John konnte nur hilflos dastehen, und zusehen, wie das Feuer nach und nach das Haus samt der Menschen vernichtete. Inmitten dieser grauenvolle Szene stand eine dunkle Gestalt, John sah nur den Rücken, das Gesicht war dem Haus zugewandt. Da drehte sich die Gestalt um und John konnte erkennen, wen er vor sich hatte. "Killian.", keuchte er entsetzt. Die Flammen erleuchteten Killians Gesicht, seine Miene war steinen. "Was hast du getan?", rief John verzweifelt. "Was getan werden musste.", antwortete Killian kalt, ohne jegliche Reue. "Wir müssen diesen Leuten helfen. Warum stehst du nur so da, tu doch etwas!", schrie John panisch. Da fing Killian plötzlich an zu lachen. Es war ein bösartiges, grausames Lachen, wie es John noch nie von ihm gehört hatte. "Helfen? Warum hilfst du ihnen nicht? Ich weiß es, weil du ein Feigling bist. Du willst ein Jäger sein? Ein Scharlatan bist du, gibst dich als Hunter aus, dabei bist du nichts weiter als ein jämmerliches Häufchen Elend." John schüttelte den Kopf und wich ein paar Schritte zurück. "Nein, das ist nicht wahr!", murmelte er, doch in seiner Stimme schwang Zweifel mit. Killians grausames Lachen wurde lauter. "Dann hilf ihnen doch, du Möchtegern Jäger!", rief dieser und trat zur Seite um den Blick frei zu machen auf die grauenvolle Szene vor ihnen. Das Haus stand immer noch in Flammen, doch durch die Flammen waren wage Gestalten zu erkennen, die an den Fenstern standen und verzweifelt die Arme hinaus streckten, um Hilfe flehten, um ihr Leben fürchteten. John am nächsten beugte sich ein kleines Mädchen aus dem Fenster, ihr Gesicht war tränenüberströmt und sie sah flehentlich zu John. "Hilf uns, bitte! Hilf uns!" John rannte ohne nachzudenken an Killian vorbei, wollte zu dem Mädchen, wollte ihr helfen, sie retten aus ihrer misslichen Lage, doch ehe er zu ihr gelangte erhob sich eine Feuerwand vor ihm und schnitt ihn von dem Mädchen ab. Wie erstarrt blieb er stehen und musste hilflos mit ansehen, wie die Flammen gierig in die Richtung des Mädchen züngelten. Sie stieß einen erstickten Schrei aus, und im nächsten Moment war sie schon von den Flammen umzingelt. John beobachtete wie paralysiert wie die Flammen nach dem Mädchen griffen und ihre Haare und ihr Gewand in Brand setzten. Das Mädchen begann panisch zu Schreien. Es war grauenvoll, mit ansehen zu müssen wie das Mädchen langsam von den Flammen verschlungen wurde, doch John konnte nichts weiter tun als da stehen und zusehen. Es war als hätten seine Füße ihm den Dienst versagt. "Sie ist tot, weil du ein Feigling bist. Du hast nicht das Zeug zum Jäger, hattest du noch nie, und wirst es auch nie haben. Du wirst niemals ein Hunter sein, du wirst immer nur John Miller sein, ein Nichts, ein Niemand, ein Scharlatan der so tut, als wäre er bedeutend.", zischte Killian ihm ins Ohr und erneut ertönte das sadistische Lachen, doch diesmal kam es nicht von Killian sondern von Skylar. Sie ging durch die Flammen auf John zu, ein grausames Lächeln auf den Lippen. "Oh Johnny Boy, all diese Menschen müssen leiden, und das ist alleine deine Schuld. Du hättest uns aufhalten können, doch du hattest nicht den Mumm dazu. Das kommt davon wenn man denkt, Schattenwesen können gut sein.", spottete sie hämisch. John warf Killian einen hilfesuchenden Blick zu, doch der hatte nur Augen für Skylar. Mit einem ebenso bösartigen Lächeln ging er an John vorbei zu Skylar und legte ihr einen Arm um die Hüfte. "Zusammen werden wir die ganze Welt dem Erdboden gleich machen, und du kannst gar nichts dagegen unternehmen.", flüsterte er in Johns Richtung. Im selben Moment züngelten Flammen an John hoch und die beiden begannen schallend zu Lachen. Der Schmerz war unerträglich, und doch drang kein Laut über Johns Lippen. Die grauenvollen Schmerzen breitete sich in seinem ganzen Körper aus und das letzte was er sah, ehe die Flammen ihn ganz und gar verschlangen, war Killian, neben Skylar, der dabei zusah wie sein Cousin bei lebendigem Leibe verbrannte, und darüber auch noch lachte. Da wurde es John klar, er hatte ihn verloren, an die Dunkelheit, an Skylar...

John erwachte schweißgebadet in seinem Bett. Ruckartig setzte er sich auf und atmete ein paar Mal tief ein und aus um seine Nerven wieder zu beruhigen. "Es war nur ein Albtraum, nur ein Albtraum.", murmelte er dabei vor sich her. Langsam normalisierte sich sein Puls wieder, doch die grauenvollen Bilder aus seinem Traum konnte er nicht einfach verdrängen. Das brennende Haus, das arme Mädchen, Killian und Skylar. Er vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte die Bilder zurück zu drängen, versuchte die Angst zu verdrängen, die Erinnerung an den Schmerz, das Gefühl des Verrates, der Hilflosigkeit. "John, alles in Ordnung?", ertönte plötzlich ein Stimme neben ihm. John schreckte auf und sah zu der Tür. Diese hatte sich lautlos geöffnet und Tessa stand im Eingang. "Du siehst schrecklich aus, geht es dir nicht gut?", fragte sei besorgt. John schüttelte den Kopf. "Schon gut, nur ein Albtraum.", flüsterte er so überzeugend wie es ihm möglich war, doch Tessa ließ sich nicht so leicht beirren. Sie ging zu ihm und setzte sich neben ihn auf die Bettkante. "Was für ein Albtraum?", fragte sie. John zuckte mit den Schultern. "Nicht der Rede wert, ich denke mein Unterbewusstsein muss nur verarbeiten was ich heute gehört habe, du weißt schon, das mit Killian und dem Gebäude, das er in die Luft gesprengt hat." Tessa legte den Kopf schief. "Das Gehörte verarbeiten? Oder nicht doch vielleicht die Schuldgefühle." John sah verwirrt zu ihr, und was er in ihren Augen sah erschrak ihn. Es war Hass. "Du hast zugelassen das Killian auf den falschen Pfad gezogen wurde, du hast zugelassen das Skylar seinen Verstand vergiftet, all die Toten, gehen nicht auf sein Konto, sondern auf deines. Du hast ihr Blut an den Händen!", zischte sie hasserfüllt. "Nein, nein!", rief John erschrocken. "Doch!", spukte Tessa ihm entgegen. John kniff die Augen zusammen. "Nein, das ist nicht wahr!", schrie er...

...und schreckte in seinem Bett auf. Sein Raum lag dunkel und verlassen vor ihm, keine Tessa weit und breit. Nur er, alleine, mit all den unheilvollen Gedanken.

Schattenwelt - Das nächste Kapitel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt