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Killian erwachte in der trüben, grauen Zwischenwelt New Orleans. "Verdammt.", murmelte er und rannte los. Er musste zurück zu seinem Körper. Musste sie aufhalten. Musste Lucifer aufhalten. Seine Gedanken rasten während er durch das totenstille Stadtteil rannte. Gab es einen Weg, Lucifer aufzuhalten? Es musste ihn geben, jeder Pol hatte einen Gegenpol. Es gab nichts in dieser oder jeder anderen Welt, das absolut unsterblich ist, auch nicht der Teufel höchstpersönlich. Wenn es keinen Weg gab ihn zu töten, musste es einen Weg geben ihn aufzuhalten, ihn wegzusperren. Wegsperren! Wenn es Killian gelänge, die Pforte zwischen Hölle und Erde zu verschließen, hätte Lucifer keinen Einfluss mehr in der Welt der Lebenden. Nie wieder. Verschlossen für die Ewigkeit, vertrieben in die Dunkelheit, das Licht des Jägers als Pforte bestimmt, es ausgehen muss damit das Böse nicht entrinnt. Killian blieb abrupt stehen. Die Stimme war so schnell wieder weg wie sie aufgetaucht war, beinahe so als hätte er sie sich nur eingebildet. Doch das hatte er nicht. Die Stimme war da gewesen, und er kannte diese Stimme. Sie kam ihn so bekannt vor, so vertraut. "Allison?", flüsterte er in die Stille hinein, doch die Stimme blieb stumm. Vielleicht hatte er es sich nur eingebildet, ein Streich seines Verstandes. Killian eilte weiter, doch die Worte wollten ihm einfach nicht aus den Kopf gehen. Verschlossen für die Ewigkeit. Killian erreichte endlich den Wald. Vertrieben in die Dunkelheit. Mehr instinktiv suchte er sich seinen Weg zwischen Bäumen und Sträuchern hindurch. Das Licht des Jägers als Pforte bestimmt. Killian sprang über einen umgefallenen Baumstumpf ohne langsamer zu werden. Es ausgehen muss damit das Böse nicht entrinnt. Er blieb erneut stehen. Das Böse nicht entrinnt. Lucifer! Natürlich, es könnte funktionieren. Doch zu welchem Preis. Killian hing so seinen Gedanken nach, dass er die Gestalt die sich ihm genähert hat erst bemerkte als sie anfing zu sprechen. "Sieht ganz so aus als wäre dein Jägersinn hier drinnen auf Stand by." Killian wirbelte herum. Hinter ihm stand Skylar, ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen. "Du hast mich getötet. Schon wieder.", meinte sie gespielt empört. "Wie ist das möglich, du dürftest nicht hier sein.", murmelte Killian fassungslos. Skylar zuckte mit den Schultern. "Unterschätze niemals Lucifers Macht. Wenn er etwas will, bekommt er es auch. Und er will dich.", säuselte Skylar. "Und ich werde dafür sorgen das er auch bekommt was er will. Deine Seele.", fügte sie selbstsicher hinzu. Killian verschränkte die Arme. "Und wie willst du das anstellen?", fragte er herausfordernd. "Skylar zuckte mit den Schultern. "Das muss ich mir noch überlegen, doch bis ich es herausfinde, werden wir beide wohl hier bleiben. Wie lange kann eine Seele vom Körper getrennt bleiben bis es zu irreparablen Schäden kommt? Wollen wir es herausfinden?", antwortete Skylar leise, ein bösartiges Lächeln umspielte ihre Lippen. "Warum tust du das?", fragte Killian plötzlich. Die Frage brachte Skylar aus der Bahn. "Was?", fragte sie überrascht. "Das alles, warum tust du das? Für dich, oder für Lucifer." Skylar lächelte böse. "Beides. Ich genieße meine Arbeit, unschuldige Seelen kompromittieren, und sie dann an Lucifer aushändigen, und dafür bekomme ich Macht und ewiges Leben." Killian schüttelte den Kopf. "Das glaube ich dir nicht." Skylar lachte nur verächtlich, doch Killian ließ sich nicht beirren. "Auch wenn du es verleugnest, du bist nicht abgrundtief böse." Skylars Lachen verstummte und sie hob eine Augenbraue. "Ach bin ich nicht?", fragte sie spöttisch. "Ich habe gesehen das du es nicht bist. Ja, du bist skrupellos, manipulativ und raubst deinem Umfeld den letzten Nerv, doch abgrundtief böse, nein." Skylars Miene verfinsterte sich und sie kam langsam auf Killian zu, der jedoch nicht zurück wich. "Ich habe meinen gesamten Zirkel getötet, habe dabei zugesehen, wie mein Vater bei lebendigem Leibe verbrannte, und ich habe es genossen. Du hast ja keine Ahnung..." "Hat es dir Frieden verschafft, und verwechsle Frieden jetzt nicht mit Genugtuung.", unterbrach Killian sie plötzlich. Skylar blieb irritiert stehen. "Frieden?" Nun war es Killian der auf sie zuging. "Niemand wird als Monster geboren. Auch du nicht. Du wurdest dazu gemacht, anfangs von deinem Vater, danach von Lucifer. Rache ist nur verständlich. Doch hat dir die Rache wirklich Frieden gebracht, hat sie irgendwas an der Leere in dir geändert?" Skylar wandte sich von ihm ab und gab einen verächtlichen Laut von sich, doch das spöttische Funkeln war aus ihren Augen verschwunden, stattdessen lag darin....Wehmut. Doch der Ausdruck verschwand ebenso schnell wie er aufgetaucht war und wurde durch eine kalte Maske der Gleichgültigkeit ersetzt. "Was soll das werden, appellierst du jetzt etwa an meine gute Seite? Da muss ich dich leider enttäuschen, aber da gibt es seit Jahren keinen Empfang mehr.", spottete sie mit eisiger Stimme. "Fragst du dich nie wie es gewesen wäre, wenn du mit eigenen Kräften geboren worden wärst?", fragte Killian ohne darauf einzugehen. Skylar winkte nur ab. "Dann wäre ich genauso wie alle anderen erbärmlichen Hexen. Schwach, durchschnittlich..." "Glücklich?", fiel Killian ihr erneut ins Wort. Skylar sah ihn schweigend an. "Glück ist vergänglich. Glück bringt mir keine Macht." Killian lächelte leicht. "Das sagst du nur weil du noch nie wahrlich glücklich warst. Doch Skylar, da gab es bestimmt wenige Augenblicke, wo du kurz davor warst, glücklich zu werden, wenn Lucifer dich nicht an der Leine gehalten hätte, und weggezogen hätte, ehe du danach greifen konntest." Skylar entglitt die gleichgültige Maske und Wut funkelte in ihren Augen auf. "Was weiß du schon? Du hattest einen Vater der dich geliebt hat, Freunde die für dich da waren." "Und du etwa nicht? Ja, dein Vater mag ein Monster gewesen sein, doch du hattest eine Mutter die dich liebte, so wie ich meinen Vater hatte. Als sie starb, wandte sich deine Familie gegen dich, genauso wie meine, als Vater starb, und ich beschloss meinen eigenen Weg zu gehen. Ich hatte das Glück das ich dabei Damien über den Weg gelaufen bin, und nicht Lucifer, dass hattest du nicht. Doch du kannst mir nicht erzählen das du keine Freunde hast. Was ist mit Jax? Er würde alles für dich tun, und glaub mir, das ist nicht nur so weil Lucifer es von ihm verlangt. Öffne endlich deine Augen Skylar, auch wenn du es nicht wahr haben willst, während deiner Zeit bei uns, waren da mehr als einmal Momente, auch wenn sie nur kurz waren, wo du die Chance auf wahres Glück gehabt hättest, doch Lucifer hat dich immer davon abgehalten. Doch du kannst dich von ihm befreien." Skylar lachte, doch es war ein verzweifeltes Lachen. "Wie? Wir reden hier von Lucifer! Es gibt kein entrinnen, ich bin an ihn gebunden." Killian ergriff ihre Schultern und sah ihr in die Augen. "Nicht unbedingt. Ich weiß da vielleicht einen Weg. Doch ich brauche deine Hilfe." Einen Moment zögerte Skylar, Killian konnte den Kampf in ihrem inneren sehen, dann versteinerte sich ihr Blick und sie erwiderte seinen Blick. "Was kann ich tun?"

Schattenwelt - Das nächste Kapitel Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt