Tessa schritt den erleuchteten Weg entlang, vorbei an den Gruften, die sich unheilvoll links und rechts von ihr erhoben. Der Mond wurde verdeckt von den Wolken, wodurch die einzige Beleuchtung von den Kerzen ausging, welche die Engel hoch hielten. Tessa versuchte gar nicht erst sich zu verstecken, sie wollte das alle wissen das sie hier war, das sie zurück ist. Sie ist nicht mehr das hilflos Mädchen von damals, sie war stärker, mächtiger, durch die Magie, mit der sie mit Scott, Tyler, Damien und Davina verbunden war. Natürlich wäre sie noch mächtiger wenn sie auch mit Killian und John verbunden wäre, doch durch ihr Jägerdasein war dies nicht möglich. Ganz zu schweigen durch die Macht die sie von Skylar und Jax erhalten könnte, doch so groß ihre Wut auf ihren Zirkel auch war, so groß dass sie auf solch dunkle Magie zurück greifen würde, konnte er gar nicht sein. Tief im inneren wusste sie, all die Macht würde ihr nichts nutzen, ihr Zirkel wäre stärker als sie, durch all die Opfer, all die Blutopfer, durch die sie an Macht gewinnen, doch dass war Tessa vollkommen egal. Jegliche Vernunft war wie weg gewischt. Sie wollte nur noch ihren Zirkel ausschalten, für ihre Vergangenheit sühnen, und wenn es ihr Tot wäre.
"Schätzchen, bringst du mir bitte die Eberesche." Tessa löste ihren Blick von dem Grimoire, welches sie soeben noch durchgeblättert hatte, und sah zu ihrer Mutter, die am Tresen stand und gerade dabei war einige Kräuter in kleine Fläschchen zu füllen. "Wofür sind die? Ein weiteres Ritual?", fragte Tessa neugierig während sie aufstand und zum Regal ging um Eberesche heraus zu holen. "Es wird ein Schutzbann. Agnes hat sich bei mir gemeldet, sie haben die Gegenwart eines Vampires gespürt. Wir müssen vorbereitet sein, es ging nie gut aus wenn einer dieser Blutsauger in unser Viertel eindrang. Bring doch auch gleich Mandragora mit." Mit den Kräutern in der Hand ging Tessa zu ihrer Mutter. "Kann ich helfen?", fragte sie. Ihr Mutter lächelte leicht. "Mandragora zerkleinern und zur Eberesche mischen, dann in die Phiolen füllen. Ich bereite den Zauber vor. Wenn du fertig bist, bring sie mir. Und dann kannst du sie gleich Agnes bringen, sie erledigt den Rest.", befahl sie und ging auf das Grimoire zu welches Tessa offen liegen gelassen hatte. Sie blätterte kurz darin herum ehe sie den Zauber gefunden hatte und begann, mit Kreide einige Zeichen auf einen kleinen Holztisch zu zeichnen. Als Tessa fertig war brachte sie die fünf Fläschchen zu ihrer Mutter, die gerade dabei war eine Kerze anzuzünden. Ohne auf weitere Anweisungen zu warten stellte Tessa die Fläschchen innerhalb der fünf kleinen Kreise auf, zwischen denen altertümliche Runen aufgezeichnet waren. Ihre Mutter warf ihr einen lobenden Blick zu, ehe sie die Augen schloss und leise Worte murmelte. Die Kerze die sie nach wie vor in ihren Händen hielt loderte kurz hell auf. Dann sank die Flamme wieder in sich zusammen und ihre Mutter öffnete die Augen. "Geh, bringe die Ampullen zu Agnes.", befahl sie ihrer Tochter, die nickte, das Fläschchen vorsichtig in ihre Manteltasche steckte und dann den Laden verließ. "Sei wieder hier ehe die Sonne untergeht!", rief ihr ihre Mutter hinterher. Tessa sah hinauf gen Himmel, der bereits in einem dunklen orange leuchtete. Sehr viel Zeit hatte sie nicht mehr. Daher beschloss sie eine Abkürzung zu nehmen. Sie verließ die Hauptstraße und eilte durch die schmalen Nebenstraßen, die sich durch ihr Viertel schlängelten wie ein Labyrinth. Jeder andere hätte sich wahrscheinlich hier verlaufen und wäre früher oder später in einer der zahlreichen Sackgassen gelandet, doch Tessa kannte diese Straßen wie ihre Westentasche. Seit Klein auf spielte sie hier, sie kannte jeden einzelnen Winkel. Früher hatte sie hier immer mit den andern Kindern fangen oder verstecken gespielt, nun war es der perfekte Ort wenn sie alleine sein wollte. Niemand kam hier her. Umso überraschter war sie, als sie plötzlich Stimmen vernahm, die aus einer der Seitengassen drangen. "Wieder eine Sackgasse. Was ist jetzt mit diesem magischen Jägersinn von dem du immer redest? Hat er dich etwa im Stich gelassen, oder ist er einfach nur defekt?" Stirnrunzelnd schlich Tessa näher und lugte um die Ecke. Vor ihr standen zwei Jungs, beide hatten lange schwarze Mäntel an, doch der kleinere von beiden trug zusätzlich noch einen Hut den er tief ins Gesicht gezogen hatte, schwarze Handschuhe, sowie eine Sonnenbrille, obwohl es bereits dämmerte. Er ist es auch, der sich so lauthals beschwerte. "Wenn ich mir so ansehe wie du hier herum irrst wie ein blinder Maulwurf plagt mich echt die Frage wie du es geschafft hast mich zu finden." "Vielleicht hättest du keine Spur von blutleeren Leichen hinterlassen sollen.", murmelte der andere Junge während er sich langsam im Kreis drehte. Als er sich in Tessas Richtung drehte zog sie schnell den Kopf zurück und presste sich flach atmend an die Wand, in der Hoffnung er habe sie nicht bemerkt. Blutleere Leichen? Dann waren die beiden wohl die Vampire von denen Agnes geredet hatte. Auf jeden Fall mal derjenige mit der Sonnenbrille, bei dem anderen war sich Tessa nicht sicher. Wenn er wirklich ein Vampir war, hätte er auch einen Hut oder eine Kapuze auf um sich vor den letzten Sonnenstrahlen zu schützen, so wie sein Begleiter. Einen Moment dachte Tessa wirklich, sie hätten sie entdeckt, doch die beiden redeten völlig normal weiter, wodurch Tessas Anspannung nach ließ. Gut das es heute so windstill war. "Dann waren es also die Leichen und kein übernatürlicher sechster Sinn." "Halt die Klappe, ich muss mich konzentrieren." "Natürlich, weil es jetzt plötzlich besser klappt wie vor zwei Stunden." "Halt jetzt die Klappe oder ich ändere meine Meinung dich am Leben zu lassen und ich gebe hier und jetzt, den Drang nach dich zu pfählen, denn ich sowieso schon die ganze Zeit unterdrücken muss." "Du tötest mich nicht. Du hast einen Helferkomplex, gib es zu. Deine kleine Jägerwelt ist erst in Ordnung wenn du mich zum Guten konvertiert hast, vorher findest du nie deinen Frieden." Tessa war so damit beschäftigt das Gespräch welches sie mitbekam einzuordnen, dass sie gar nicht mitbekam wie sich einer der Beiden immer mehr ihrem Versteck näherte. Erst als er direkt vor ihr stand registrierte sie ihn. Reflexartig hob sie Hand und schleuderte eine Energiewelle auf ihn, diese prallte jedoch an ihm ab als wäre sie nichts weiter als ein kleines Lüftchen. Der Junge verdrehte genervt die Augen. "Wenn du damit fertig bist, lass uns reden."
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Schattenwelt - Das nächste Kapitel
FantasyTeil 2 der Schattenwelt Saga Die Geschichte geht weiter. Ein Kampf zwischen Gut und Böse. Ein Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Die alles Entscheidende Schlacht. Ein weiteres Kapitel voller Verrat, voller Lügen, voller Zweifel. Und ein Einblick i...